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Keep calm, be Cornish and do it drectly!

Nun habe ich schon ein Drittel meines Praktikums in Cornwall hinter mir. Und ja, es stimmt wirklich – die Zeit vergeht wie im Flug!

Die erste neue, kornische Vokabel, die ich direkt nach meiner Ankunft hier in Cornwall gelernt habe ist “drectly”. Das Wort kommt vom Ursprung her zwar von “directly”, meint aber zumeist genau das Gegenteil! Do it drectly kann in 5 min heißen, in einer Stunde, morgen, in einer Woche oder auch gar nicht… Bei meiner Praktikumssuche waren es gut zwei Monate, denn nach meiner Anfrage und einem kurzen “Ja, wir könnten Ihnen eine Praktikumsstelle anbieten” sollten noch 8 weitere Wochen vergehen, bis ich endlich eine feste Zusage bekam. Also immer schön am Ball bleiben und nicht aufhören!

Nun absolviere ich also mein Praktikum bei der Cornwall Chamber of Commerce, vergleichbar mit der deutschen Industrie- und Handelskammer (IHK). Sie ist für den ganzen Bereich Cornwall und die Isles of Scilly zuständig, hat ihren Sitz aber in Redruth. Und genau das ist auch mein Wohnsitz für die Zeit des Praktikums. Da Redruth keine Studentenstadt ist, gestaltete sich die Wohnungssuche zunächst als etwas schwierig, da man kaum WGs findet. Letzendlich konnte ich aber ein super gelegenes Zimmer in einer netten Gastfamilie über AirBnB finden. Definitiv eine hilfreiche Seite für die Wohnungssuche! Auch wenn Redruth nicht gerade eine Metropole ist (eher das genaue Gegenteil 😉 ), schließen sich die Mietpreise dem Rest Englands an und sind dementsprechend recht hoch, sodass man auf jeden Fall genug Geld für die Miete in den Reisevorbereitungen mit einplanen sollte.

Redruth liegt  relativ zentral in Cornwall gelegen, sodass man innerhalb von ca. einer Stunde ganz Cornwall mit dem Bus oder dem Zug erkunden kann. Die Stadt an sich ist eine alte Bergbaustadt, was sich auch im Stadtbild widerspiegelt, da man noch Überreste der alten Zinnmienen sehen und besichtigen kann. Wer den Großstadttrubel mag, ist hier sicherlich fehl am Platz, denn mit gerade einmal ungefähr 20.000 Einwohnern ist hier nicht sehr viel los. Die Stadt wird hauptsächlich von Familien bewohnt. Aber gerade einmal 10 min mit dem Zug entfernt befindet sich Truro, die “Hauptstadt” Cornwalls, oder etwas weiter südlicher  Falmouth – beides Städte, die bei Studenten der Falmouth University und des Truro & Penwith Colleges sehr beliebt sind. Dort geht es schon etwas trubeliger zu und man kann in einem der vielen Pubs und bei Rugbyspielen das Studentenleben hier miterleben.

Viele kennen Cornwall wahrscheinlich aus den Rosamunde Pilcher-Filmen- und ich kann bestätigen, dass es landschaftlich wirklich sehr schön ist. Da Cornwall insgesamt nicht sehr groß ist, habe ich während meines Aufenthalts die Möglichkeit, viele schöne Ecken zu erkunden bzw. habe dieses auch schon getan. Sehr empfehlen kann ich die bereits oben genannten Städte Falmouth und Truro sowie die Künstlerstadt St Ives, die neben London und Liverpool eine Zweigstelle der Tate Modern, dem weltweit größtem Museum für moderne Kunst, besitzt. Kunst beherrscht hier einen Großteil der Einkaufsstraßen, in fast allen Städten und Dörfern befinden sich kleine Galerien und Handwerksläden, in denen man zumeist Bilder der kornischen Landschaft bestaunen kann. Ebenfalls findet man überall Bäckereien, die kornische Pasties verkaufen: Blätterteigtaschen, zumeist gefüllt mit Kartoffeln und Fleisch. Die Pasties besitzen quasi den Status “kornisches Nationalgericht”, aber Achtung: Pasty ist nicht gleich Pasty! Eingefleischte Cornish People haben ihre bevorzugten Lieblingsbäckereien und kaufen ihre Pasties nur dort. Des Weiteren geben die Einwohner Cornwalls nichts über den Cream Tea, Scones mit Marmelade und Clotted Cream. Sehr, sehr lecker! Auch hier gibt es wieder etwas zu beachten: Während die Leute aus Devon, dem Nachbarcounty, zuerst Clotted Cream und dann Marmelade auf die Scones streichen, ist es in Cornwall genau anders herum: Zuerst Marmelade und dann erst die Clotted Cream – so und nicht anders! 😉

Die Leute hier in Cornwall sind ein sehr gelassenes Völkchen, die “drectly” zu ihrem Lebensmotto gemacht haben. Alles geht hier sehr gelassen zu, man grüßt sich auf der Straße und fragt stets, wie es einem geht. Und das Wetter ist Unterhaltungsthema Nummer 1! Zum Wetter muss ich noch sagen, dass Cornwall sich noch unter Einfluss des Golfstroms befindet und ich bisher glücklicherweise noch nicht viel vom typisch englischen Wetter zu spüren bekommen habe. Toi, toi, toi, dass dies noch eine Weile so anhält! Ebenfalls ist mir noch aufgefallen, dass sich jeder hier mit Vornamen anspricht. Selbst im “Business”-Leben ist man direkt mit den höchsten Tieren Cornwalls direkt per Du. Und für jeden ist man “honey”, “darling” oder “my love”. Sicherlich in Deutschland kaum vorstellbar, an der Kasse mit “Hallo, mein Liebling!” begrüßt zu werden.

Carrick Roads
Carrick Roads
St Ives
St Ives
Portreath
Portreath
Lena

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