Ich wohne bei einer madagassischen Familie: Dem Vater Lala, der Mutter Oliva, und den Kindern Sahy (13 Jahre) und Sarobidy (8 Jahre). Unser Haus liegt im gut situierten Stadtteil Antsahabe, zu Fuß sind es von hier aus etwa 20 Minuten in die Innenstadt. Lala erzählte mir letztens, dass sein Großvater das Haus 1940 gebaut hat.
Im Erdgeschoss gibt es zwei Zimmer, die vermietet werden, sowie Wohnzimmer, Küche, Klo und Badezimmer. Die Familie wohnt im ersten und zweiten Stock. Vor dem Haus gibt es einen kleinen Innenhof mit Rasen, ein paar Bäumen und Sträuchern.
Ich bin froh, bei einer Familie zu wohnen: Lala hat Zeit, wenn er abends von der Arbeit nach Hause kommt, und so halten wir fast täglich ein Schwätzchen. Dabei beantwortet er mir Fragen aller Art zu Land und Leuten, gibt’s mir Tipps und Tricks. Oliva, die einen kleinen Snackladen betreibt, versüßt mir ab und zu den Tag mit einer Kleinigkeit. Und mit den Kindern spiele ich ab und zu madagassische Brettspiele oder hüpfe zu komischen Tanzbewegungen vor der Xbox herum. Aber auch wenn wir mal zwei Tage keinen Kontakt habe, weil die Lebensrythmen zu unterschiedlich sind, hört man die Geräusche der anderen, das Getrappel über den alten, knarzigen Fußboden, das Knallen der Haustür. So fühle ich mich fast wie früher in meiner Familie, sehr geborgen.
Das andere Zimmer war bis vor kurzem vermietet, jetzt kommt erst einmal keiner mehr. Trotzdem bin ich nicht allein, denn ich habe noch einige Mitbewohner, manche mehr, manche weniger scheu: Da wäre zum Beispiel Rocky, die süße Ratte mit dem samtweichen, schwarzen Fell, die sehr gerne ihr Unwesen in der Küche treibt. Rocky hat leider auch eine Community, die vermutlich unter dem Holzfußboden Gänge und Höhlen angelegt hat. Das konnte so nicht weiter gehen und so hat Lala kurzerhand eine Katze angeschafft, die Rocky und Co. mit ihrem Geruch vertreiben soll. Das klappt hervorragend, seit sie da ist, ward keiner mehr gesehen. Ansonsten tummeln sich in der Küche nachts noch ein paar Schaben, manchmal sichte ich morgens gelbe Nacktschnecken. Eine ganze Ameisenbande transportiert die Krümel ab, die dem Putzlappen entgehen. Im Bad sitzt, in der Türangel, eine ziemlich fies aussehende, dicke Spinne. Und nachts umschwirren hungrige Mücken vergeblich mein Moskitonetz. Ich bin also nie allein 🙂
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