Die Sonne scheint und ich schaue aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft voller Wiesen und Felder. Ab und an taucht eine Schafherde, ein Wald oder ein kleines Dorf am Wegrand auf. Es verbleiben noch vier lange Zugstunden, bis ich in Glasgow ankomme und mein neues Abenteuer beginnt.
Hey, ich bin’s, Anna 😊 Ich studiere seit einem Jahr Chemie in Münster. An der WWU steht im dritten Mastersemester die Absolvierung einer sogenannten Zusatzkompetenz an. Für die 12 Leistungspunkte kann man entweder Vorlesungen, Sprachkurse oder andere sogenannte fachwissenschaftliche Ergänzungen, ein Industrie- oder ein Auslandspraktikum an einer internationalen Universität absolvieren. Ich habe mich (ohne langes Zögern) für ein zweimonatiges Auslandspraktikum an der University of Strathclyde in einem organisch chemischen Labor entschieden.
Daher sitze ich gerade in dem Avanti West Coast von London nach Glasgow und lese eine der Klatsch- und Tratsch-Zeitungen der netten älteren Damen mir gegenüber, die sie mir gegen die Langeweile angeboten hat.
Meine Reise hat mich bereits von Münster über Köln nach Brüssel, von dort mit dem Eurostar nach London und – nach einem kurzen Abstecher nach Brighton – in den letzten Zug in Richtung Schottland geführt. Alle Tickets habe ich über Trainline gebucht, wo man sich für Zugreisen innerhalb der UK mit der Railcard (für Personen zwischen 18 und 25 Jahre / kostet für ein Jahr um die 30 Pfund) ein wenig Geld einsparen kann. Innerhalb Glasgow lohnt es sich ein Monatsticket über die First Bus App zu kaufen. Damit kann man unbegrenzt oft kreuz und quer durch die Stadt fahren.
Über Spareroom habe ich ein freies Zimmer in der Wohnung von Chris gebucht. Leider war es unmöglich, ein paar Monate vor meiner Ankunft ein Zimmer oder eine Wohnung über das Universitätsnetzwerk zu mieten. Allerdings sind Facebook oder Websites wie Gumtree und Spareroom in UK sehr hilfreich, um Wohnungen oder WG-Zimmer zu finden. Man muss nur Geduld und Zeit mitbringen.
Für einen ersten Eindruck in der neuen Stadt nehme ich an meinem ersten Tag an einer free walking Tour teil. Diese kann man online buchen (einfach die Stadt, in der du bist und free walking tour eingeben, da gibt es meistens viele verschiedene Anbieter). Diese basieren auf einer -bezahl so viel wie du willst und kannst – Basis. Manchmal kann man dort gut erste Kontakte knüpfen oder sich von einem Local Tipps geben lassen, wo man günstig essen oder gut ein Bier trinken gehen kann. Ich habe leider noch keine ersten Freunde gefunden, dafür aber schon einen kleinen Eindruck über die Innenstadt und eine Empfehlung für die beste Pizza der Stadt bekommen.
– Erste Woche im Praktikum und in Schottland –
Der Professor und seine Gruppe an DoktorandInnen, mit denen ich in den kommenden Monaten zusammenarbeiten werde, sind sehr nett. Bedauerlicherweise hat die Administration der Universität meine Registrierung versemmelt, wodurch ich die ersten drei Tage damit beschäftigt bin, das dadurch entstandene Chaos in Ordnung zu bringen. Dies verschafft mir allerdings die Zeit, meine neuen KollegInnen kennenzulernen und mich an meinen jetzigen Arbeitsplatz zu gewöhnen. Die Gruppe besteht zurzeit aus einer Doktorandin, fünf Doktoranden und einer weiteren Praktikantin, die sich allerdings zwei Tage nach meiner Ankunft nach ihrem fünfmonatigen Aufenthalt zurück nach London verabschiedet. Im Großen und Ganzen unterscheidet sich das Labor und die Arbeitsweise nicht von meinen Erfahrungen in Münster. Es werden die gleichen Geräte und Techniken verwendet. Lediglich der Standard und die Modernität des Laborequipments ist in Münster höher und ich glaube, dass ich mich nach meinen zwei Monaten wieder auf die Labore der organischen Chemie in Münster freuen werde 😄
Langweilig wird es mir nicht in meiner ersten Woche. Gleich am Dienstag habe ich mit meinen neuen KollegInnen Badminton in der nahen Universitätssporthalle gespielt (scheinbar ein wöchentliches Ritual) und am Mittwoch waren wir gemeinsam essen, um die andere Praktikantin zu verabschieden. Die meisten Schwierigkeiten bereitet mir bisher der schottische Akzent. Ich dachte, ich wäre mit meinen Englischkenntnissen gut auf meine Reise vorbereitet, aber der starke Akzent hat mich dann doch sehr überrumpelt. Netterweise hat mir die andere Praktikantin ihre Vokabelliste vermacht 😃
Nach einer sehr entspannten ersten Woche im Praktikum starte ich in mein erstes volles Wochenende in Glasgow. Nach meinen Labortagen, welche meistens gegen 18 Uhr enden, hatte ich bisher nicht mehr so viel Lust, die Stadt zu erkunden, daher habe ich am Wochenende umso mehr geplant.
Meine Empfehlungen (bisher) für alle, die auch in Schottland unterwegs sind oder vielleicht mal vorbeischauen werden in der Zukunft:
- Kelvingrove Art Gallery
- Riverside Museum
- Botanischer Garten
- Spaziergang durch Westend
- Glasgow University (sieht aus wie Hogwarts für alle Harry Potter Fans)
- Eine Karaokebar besuchen und nach einem Pint Tennents dein Lieblingslied singen
Am Sonntag habe ich an einer Tour entlang der Westküste Schottlands (hier habe ich die Tour gebucht) teilgenommen. Kleine Notiz zu der Tour: Man besucht einige Filmlocations der Harry-Potter-Filme – für Harry-Potter-Fans (wie mich) also eine sehr coole Sache, sonst würde ich eher eine andere Tour empfehlen.
– Erstes Fazit –
Ich hatte eine sehr ereignisreiche Ankunft in Glasgow. Ich freue mich nach meinem ersten Einruck sehr auf die kommenden Wochen und bin mir sicher, dass diese wie im Flug vergehen werden. Ein wenig Heimweh habe ich, aber ich bin mir sicher, dass dieses schnell verfliegt, sobald ich neue Freunde gefunden und mich eingelebt habe. Bezüglich meines Praktikums hatte ich die große Sorge völlig auf mich alleine gestellt zu sein, keinen Anschluss zu finden und zu hohe Erwartungen erfüllen zu müssen. All diese Ängste haben sich bisher nicht bewahrheitet. Ich fühle mich gut betreut und unterstützt und hoffe, dass sich diese Sorgen bis zum Ende meines Praktikums völlig in Luft auflösen und unbegründet bleiben.
Über dem zentralen Platz im Herzen von Glasgow springt einem sofort die Aufschrift PEOPLE MAKE GLASGOW an einer Hauswand ins Auge. Die Offenheit, Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit der Menschen hier ist wirklich bemerkenswert und mir gleich positiv aufgefallen. Ich hoffe, dass dieser Eindruck verbleibt.
Abschließend habe ich noch ein paar Fakten über Glasgow herausgesucht:
- Glasgow ist die größte Stadt Schottlands (600.000 Einwohner)
- UNESCO City of Music
- War bereits Filmkulisse in Filmen wie dem neusten Batman Film, World War Z oder auch der neue Indiana Jones Film wurde in Glasgow gedreht
- Glasgow City Chambers besitzen mehr Marmor als der Vatikan
- Bewohner von Glasgow werden Glaswegians genannt.
Danke fürs Lesen! Tschüss ☀️
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