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Heworth CE Primary School, York

Moin,
wie in meinem letzten Beitrag gesagt, ich habe gerade viel Zeit. Daher fahre ich quasi direkt mit meinem zweiten Blogeintrag fort. Dieser wird meine Arbeitsstelle, die Heworth CE (Church of England) Primary School behandeln. Die Schule liegt im gleichnamigen, nördlichen Stadtteil Yorks.


Meine Praktikumsstelle habe ich mehr oder weniger durch puren Zufall gefunden. Zu Beginn habe ich englische Städte, die mir mehr oder weniger interessant erschienen, ausgesiebt und deren Homepages besucht. Auf diesen offiziellen Internetseiten sind eigentlich alle Schulen im zugehörigen Einzugsgebiet angegeben. Im nächsten Schritt habe ich dann ein paar Dutzend E-Mails verfasst. Bei vielen kommt eine Absage oder zunächst gar keine Antwort, davon sollte man sich jedoch nicht entmutigen lassen und diese nach einer Woche erneut anschreiben (also die, die nicht geantwortet haben). Sinnvoll wäre es, wenn man vor dem E-Mail-Verfassen bei den betreffenden Schulen anruft. Das war mir jedoch zu teuer (bzw. ich war zu faul). Die Heworth Primary hat mir ziemlich kurz nach meiner Anfrage direkt einen Platz angeboten, woraufhin ich mich aus Bequemlichkeit schnell für diese entschied. Der Schulleiter Mr. Biddlestone wirkte in den Mails zudem (ist er übrigens auch) hilfsbereit und freundlich. Zudem verfügt die Schule bereits über einige Erfahrung mit deutschen Praktikanten, wodurch die Organisation und einige andere Dinge erleichtert werden. Als ich in York ankam, waren bereits drei andere deutsche Studenten als Praktikanten anwesend.

Bei der Schule handelt es sich um eine verhältnismäßig kleine Grundschule mit genau 133 Schülern. Die Verteilung ist dabei wie folgt:

  • Class 1 – 27 Schüler (Reception children+jüngere Year 1),
  • Class 2 – 30 Schüler (ältere Year 1+Year 2),
  • Class 3 – 29 Schüler (Year 3),
  • Class 4 – 30 Schüler (Year 4+Year 5) und
  • Class 5 – 16 Schüler (Year 6).

Aufgrund der “reception” die in Class 1 integriert ist, hat man daher sechs Jahrgänge in fünf Klassen verteilt.

Das Schulgebäude sieht von außen wie ein etwas größeres Wohnhaus aus und ist auch ansonsten sehr überschaubar. Das Kollegium an der Schule besteht aus etwa 20 Personen: Ein Schulleiter, sechs Klassenlehrern, etwa zehn Teaching Assistants, zwei Sekretärinnen und einigen Fachlehrern (Sport, Musik), die an mehreren Schulen beschäftigt sind. Zudem gibt es noch einige Mitarbeiter, die sich um die Betreuung der Kinder während des Mittagessens, vor Schulbeginn und am Nachmittag im After School Club kümmern. Dazu kamen noch wir vier deutschen Studenten, die jetzt leider auf mich zusammengeschrumpft sind…:D

Gravierende Unterschiede zur Struktur deutscher Grundschulen, lassen sich bereits in den ersten Tagen erkennen. So beginnen die Kinder bereits mit vier Jahren in der angesprochenen Reception ihre Grundschulzeit, welche erst im Alter von 11 Jahren in Class 5 endet. Außerdem gibt es keinen festen Klassenlehrer, der die Kinder vom Anfang bis zum Ende ihrer Grundschulzeit betreut. Die einzelnen Jahrgangsstufen haben in England ihren festen Klassenlehrer.

Die Klassen bestehen in der Regel aus ca. 30 Kindern und werden von einem Team bestehend aus Klassenlehrer und mindestens einem Teaching Assistant betreut. Da zumindest die Heworth Primary eine inklusive Schulpolitik betreibt, die behinderte oder verhaltensauffällige Kinder mitintegriert, kommt meist noch ein Teaching Assistant for children with special needs hinzu. Schulbeginn ist jeden Tag um 8.45h, wobei die Schüler bereits ab 8.30h in den Klassenraum kommen können und sich mit etxra bereit gelegten, kleinen spielerisch verpackten Aufgaben beschäftigen können und sollen und endet um 15.15h. In den Morgenstunden bis zum Lunch haben die Kinder jeweils Literacy und Maths. Zudem gibt es jeden Tag (außer Freitags) eine Assembly, an der in der Regel die gesamte Schule bzw. die entsprechende Keystage teilnimmt (Keystage 1 = Class 1/2; Keystage 2 = Class 3/4/5). Dort werden wichtige Aspekte für das soziale Miteinander und die Schulkultur vermittelt, besondere Schülerleistungen mit „certificates“ ausgezeichnet und über bevorstehende Ereignisse informiert sowie gemeinsam gesungen und gebetet. Ein „Ereignis“ war beispielsweise eine Projektwoche mit Storyteller Richard O’Neil, in der die Kinder in ihren Klassen jeweils eine Geschichte erzählt bzw. vorgeführt bekamen und sich daraufhin mit dieser beschäftigten (kleines Theaterstück, Schreiben alternativer Enden,…). In der Woche des 5. Novembers gab es zudem eine Guy-Fawkes-Projektwoche.
Meine Aufgabe besteht darin, das Team für die 2. Klasse zu unterstützen. Die Klasse besteht aus 30 Schülern in einem viel zu kleinen Klassenraum. Die Klasse hat dabei zwei Klassenlehrer. Mrs. T. montags und freitags und Mrs. A. Dienstag bis Donnerstag. Als Unterstützung gibt es einen TA und einen special needs TA. Und halt mich. Wer denkt, dass wären viel zu viele Lehrkörper, irrt. Der special needs TA kann sich mehr oder weniger nur individuell mit ihrem anvertrauten Schüler beschäftigen. Wir drei anderen „Lehrer“ leiten dabei meist kleine Gruppen und versuchen möglichst genau auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Kinder einzugehen. Oftmals arbeite ich auch individuell mit einem, zwei oder drei Schülern (Lese-, Schreibschwierigkeiten). Die Tätigkeiten und Aufgaben während meines Arbeitstages sind sehr abwechslungsreich und interessant. Zusätzlich leite ich eine „phonics group“ in Class 1.

Als TA bekommt man vom Klassenlehrer (in meinem Fall Klassenlehrern) zu Beginn einen Wochenplan vorgelegt. Die genauen Arbeitsbereiche werden darauf genau spezifiziert. Ich habe zudem einen „term timetable“ mit allgemeineren Aufgaben erhalten (Arbeit mit Kindern, die etwas hinterherhängen). Darüber hinaus bereite ich Unterrichtsmaterialien vor, hefte ab/kopiere/drucke (leider), korrigiere Arbeitsblätter oder leite zusammen mit den anderen Praktikanten eine Deutsch AG am Nachmittag.

Insgesamt macht es mir viel Spaß und Freude mit den Kindern zu arbeiten, auch wenn es anfangs sehr schwierig sein konnte, die Kinder immer zu verstehen, da die allgemeine Lautstärke im Klassenraum, die genuschelten Äußerungen und der teils starke Yorkshire-Akzent die Kommunikation doch erschwerten. Die Höhepunkte der Arbeit sind dabei zum einen der offen gezeigte Dank der Kinder bzw. das Lob der Lehrer und andererseits, die individuellen Fortschritte der Kinder und das Gefühl den Kindern tatsächlich etwas beigebracht zu haben. Außerdem fühle ich mich durch die zum Teil recht hohe Verantwortung, die ich mit meinen täglichen Aufgaben übertragen bekomme, das regelmäßige Feedback und Lob von der Klassenlehrerin für meine Arbeit und die feste Integration in die täglichen Unterrichtsabläufe als wichtiger Bestandteil des Teams und habe das Gefühl, dass meine Arbeit wertgeschätzt wird.

Ich freue mich daher auch schon auf die nächsten sechs Wochen nach den Ferien, auch wenn ich meine deutschen Kommilitonen doch vermissen werde.

Best wishes,
Jens

Jens

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