Die Wege eines Masterstudenten sind unergründlich. Vor allem, wenn die zu verinnerlichenden Bildungsinhalte aus dem Feld der Geisteswissenschaften stammen und keine Karriere als Lehrer angestrebt wird. Am Ende wartet keine vorgefertigte Jobschablone, alles geht, nichts muss.
So viel Freiheit ist zwar ganz nett, kann jedoch auch zu massiver Überforderung bei der Beantwortung der Frage „Was will ich eigentlich später machen?“ führen. Selbige Situation bei mir, 26, Masterstudentin National and Transnational Studies an der WWU Münster. Zumindest vor ein paar Jahren. Durch diverse Werkstudentenstellen wurde mir der Einstieg in die Online-Branche ermöglicht, SEO, CMS und Affiliate Marketing zu alten Vertrauten. Eine grobe Richtung war gegeben, die Feinheiten kamen mit einem Praktikum, das ich im Zuge des Modules “Work Experience” meines Studiums ablegen musste, und das mich in die Welt des Reisejournalismus eintauchen ließ.
Ganze drei Monate war ich als Praktikantin mit dem klangvollen Stellentitel Content Team Assistant für die HaveFun Ltd. tätig, ein junges ungarisches Tourismusunternehmen mit Sitz in Budapest und einem Haufen Erdmännchen als Maskottchen. Zum angebotenen Leistungsspektrum gehören ein viermal im Jahr erscheinendes Touristenmagazin, eine Tour-Guiding-App sowie eine Website, die alle unter dem Namen HaveFun Budapest bekannt sind. Der Schwerpunkt dieser Medien? Natürlich, Budapest. Alle Informationen, die von Nöten sind, um nicht bloß Urlaub in dieser Metropole zu machen, sondern sie auch authentisch zu erleben und ein Teil von ihr zu sein, liefert HaveFun Ltd. und lässt dabei keinen Aspekt außer Acht.
Selbstverständlich spielen die klassischen Sehenswürdigkeiten wie die Fischerbastei oder das Parlamentsgebäude eine große Rolle, doch es lassen sich auch zahlreiche Geheimtipps zu spezifischeren Themen finden. Die besten veganen Restaurants in Budapest? Kein Problem. Wie verbringe ich am besten einen regnerischen Tag? Hier sind passende Vorschläge. Urlaub mit kleinen Kindern? Zack, eine Liste mit zehn kindgerechten Ausflugszielen. Und da kam ich ins Spiel.
Bei HaveFun Ltd. wird Spaß großgeschrieben – nicht nur im Hinblick auf zu unterhaltende Touristen, sondern auch im Bezug auf die eigenen Angestellten. Wenn man sich dazu entschließt, ein Praktikum im Ausland zu absolvieren, möchte man das Land der Wahl erkunden und sämtliche kulturellen Besonderheiten persönlich erleben. Hat man eine 40-Stunden-Stelle, bei der die Arbeitszeit strikt hinterm Schreibtisch in einem trostlosen Bürogebäude verbracht werden muss, kann sich die Realisierung dieses Vorhabens als äußerst schwierig erweisen.
Ich hatte dieses Problem nicht, da die Erkundung Budapests und Ungarns aus einer frischen, touristischen Perspektive essentieller Bestandteil meiner Arbeit war. Quasi Schulausflug mit anschließendem Aufsatz. Perfekt für mich, die schon immer davon geträumt hat, im Zuge ihres Jobs die Welt zu bereisen – mein Praktikum war im Prinzip die unbezahlte, auf eine Stadt beschränkte Light-Version.
Und so sah es dann in der Praxis aus: Jeden Montag bekam ich eine Liste mit Aufgaben, die ein Pensum von 20 Arbeitsstunden abdeckten, von meinem Chef und Mentor, Domonkos Harsányi, Content Manager bei HaveFun Ltd., zugeschickt, mit dem ich mindestens einmal wöchentlich bei einem gemütlichen Mittagessen oder manchmal auch online über meine Leistungen der vorigen Woche sprach und weitere Anregungen und Ideen austauschte.
Meine Aufgaben waren so divers wie unterhaltsam. Wie ich mir diese 20 Stunden einteilte, blieb mir, Home Office sei Dank, selbst überlassen, solange ich nur alle Aufgaben vor Beginn der nächsten Woche erledigt hatte. Da ich, wie vermutlich 80% der Menschen meiner Generation, Social Media-Accounts verschiedenster Netzwerke besitze und dementsprechend weiß, wie ich mit diesen umzugehen habe, waren die firmeneigenen Konten seit der ersten Praktikumswoche mein Metier. Neben täglichen Posts auf Instagram, die Budapest in all seiner Pracht zeigten, fütterte ich auch den Facebookaccount von HaveFun Ltd. mit zahlreichen Beiträgen, die sich vornehmlich auf anstehende Events in der Perle der Donau konzentrierten.
Die Informationsbeschaffung war dabei mehr als abenteuerlich, da die meisten Veranstaltungen ausschließlich auf Ungarisch beworben worden sind und ich mir deren Sinn bruchstückhaft mit halbwegs zuverlässig funktionierenden Onlineübersetzungstools zusammenreimen konnte. Aber hey, ich war allzeit up-to-date. Nachdem ich auf diese Weise meine Ausdrucksfähigkeit unter Beweis gestellt hatte, wurde ich nach einer knappen Woche quasi „befördert“: Ich durfte nun eigene Artikel für die Website verfassen. Da sich Texte immer besser lesen lassen, wenn der Autor das, worüber er oder sie schreibt, selbst erlebt hat, wurde ich im Prinzip zur rasenden Reporterin. Ich war überall unterwegs, immer im Namen der Firma, immer bereit, jede noch so unwichtig anmutende Information im Zuge meiner Recherchen vor Ort aufzusaugen.
Von geheimen Szeneimbissbuden mit veganer Pizza bis hin zu beliebten Museen wie dem Felsenkrankenhaus oder der Kunsthalle, nichts war vor mir sicher. Praktischerweise war mein Chef in den meisten Fällen in der Lage, ein paar Strippen zu ziehen, damit der internationale Schreiberling aus Deutschland keinen Eintritt zahlen musste, die ein oder andere Gratismahlzeit und sogar kostenfreie Privatführungen durch diverse Ausstellungen genießen konnte. Die Erfahrungen aus erster Hand flossen dann direkt in meine Artikel – eine Win-Win-Situation für uns alle. Nach einer kurzen Einführung in die Thematik war ich auch in der Lage, meine Artikel eigenständig mittels WordPress zu bearbeiten, formatieren, und schließlich auf der Firmenwebsite havefun.travel/ hochzuladen.
Ab einem gewissen Zeitpunkt übernahm ich diese Aufgabe auch für von anderen für HaveFun Ltd. tätigen Autoren verfasste Beiträge. Obwohl ich mich während meines Praktikums hauptsächlich dem Schreiberlingstum verpflichtet hatte, machte ich zeitweise auch kurze Abstecher in die Welt der Partnerakquise. Immer auf der Suche nach neuen Kooperationspartnern, deren Angebote hervorragend für Touristen sind und dementsprechend ein Feature in unserem Magazin verdienen, beauftragte mich Fábian Cserpes, Chef Nummer zwei und Firmengründer höchstpersönlich, mit der Recherche nach weiteren relevanten Firmen.
Alles in allem war das Praktikum bei HaveFun Ltd. eine grandiose Erfahrung, bei der ich nicht nur meine Fähigkeiten und Kenntnisse in Bezug auf die Tourismusbranche weiterentwickeln konnte, sondern auch extrem viel in und um Budapest gesehen und erlebt habe. Darüber hinaus musste ich feststellen, dass mir der Reisejournalismus an sich so sehr zusagt, dass ich mir durchaus vorstellen kann, nach meinem Abschluss weiterhin in dieser Richtung tätig zu sein – wer weiß, vielleicht sogar wieder für die Jungs von HaveFun Ltd., die mir während meiner gesamten Praktikumszeit hilfreich zur Seite gestanden haben.
Solltet ihr euch selbst in dieser Findungsphase befinden, ein kreativer Schreiberling mit gutem Ausdrucksvermögen sein und mit einer Karriere im Tourismussektor liebäugeln, zögert nicht, euch bei ihnen zu bewerben – ihr werdet es nicht bereuen!
Annie
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