Meine letzten Tage in dieser bezaubernden Stadt hier sind angebrochen. Ich habe das Glück, dass ich auch nach Beendigung des Praktikums noch ein paar Tage hier verweilen und „Urlaub“ machen kann. Es ist das zweite Mal, dass ich nach Deutschland zurückreise, also sollte man meinen, dass ich diesen Abschiedsschmerz schon gewohnt bin, aber so funktioniert das hier nicht. Ich laufe eigentlich jeden Tag mega melancholisch durch die Stadt und schaue mir alles nochmal ganz genau an, nehme alle Orte und Sitautionen im Detail in mich auf.
Ich bin traurig, dass ich gehen muss, aber auch glücklich, dass ich die Möglichkeit hatte diese wunderschöne Stadt noch einmal zu erleben. Es ist eine Erfahrung, die mein Leben bereichert hat und die ich immer im Herzen tragen werde. Granada wird immer ein Teil von mir bleiben, ein zweites Zuhause. Und ich werde nicht „Adios, Granada“ sagen – was impliziert, dass man sich wahrscheinlich nicht nochmal wiedersieht – sondern „Hasta luego, Granada“ (so viel wie „Bis bald/später, Granada“). Wir werden uns wiedersehen, ganz sicher. Auch wenn ich nicht weiss wann oder wie das geschehen wird. Aber das ist auch nicht wichtig.
¡Hasta luego, guapa!
Für meine Praktikumsstelle habe ich einen Text verfasst, zum Abschied. Diesen habe ich hier angehangen, da ich finde, dass er meine Arbeit und Zeit hier super beschreibt:
Von Einer, die auszog die Welt zu retten…
…, die auszog sich selbst zu verbessern.
…, die auszog neue Lebensweisen zu erkunden.
…, die auszog ein Praktikum zu machen.
Wird man in dem beschaulichen Erkrath gross, dann ist die Welt da draussen riesig und die Welt hier drinnen winzig; Düsseldorf direkt nebenan ist die grosse Metropole und der Rhein eine unüberwindbare Grenze. Zieht man zum Studium nach Münster, dann ändert sich daran nicht viel. Flach, beschaulich und klein, hat man alles, was man braucht um glücklich zu sein. Dann sagen sie einem, dass die grosse weite Welt auf einen wartet, wenn man erst einmal sein Studium fertig hat und erwarten trotzallem, dass man sich ein kleines Kaff sucht um dann dort die nächste Generation gross zu ziehen und die gleichen Geschichten zu erzählen. Aber nicht mit mir!
Also zog ich aus Granada zu erobern und ein Praktikum im iEcolab zu machen. Von grossen Ideen geleitet, erwartete ich Erstaunliches – neuer Erkenntnisgewinn, bahnbrechende Forschungsergebnisse, die neueste Technik – und fand ein schnuckeliges Büro voller Pflanzen und Poster, eine Gruppe Menschen, die in aller Seelenruhe und Gelassenheit ihren Job macht und Reiszwecken und Zettelchen zum Zählen von Bäumen. Ich entdeckte meine Vorliebe für das andalusische Frühstück, fand meinen Lieblingskellner und die Gelegenheit ihn ohne Worte sein zu lassen, was ich laut Curro ofiziell in meinem Lebenslauf als Fertigkeit eintragen darf. Ich fand haufenweise Panzertape und lernte, dass man damit (fast) alle Probleme lösen kann, wenn man nur etwas kreativ ist (und genug von besagtem Tape zur Hand hat). Nun gut, die alltäglichen Probleme im Büro, wie der Kampf gegen die Reflexion im Computerbildschirm oder pgAdmin erforderten manchmal auch härtere Massnahmen, wie das Verrücken von Schreibtischen oder Nachhilfestunden in Informatik, was wir zusammen aber erfolgreich meisterten. Generell fand ich ein wunderbares Zusammenheitsgefühl, egal ob es um spontane deutsche Gesangseinlagen im Auto auf dem Weg zur nächsten Meeting ging oder beim “Suchen von Bäumen in der Sierra Nevada mit Antonio”. Ich fand eine neue Komfortzone.
Nun reise ich wieder zurück ins beschauliche Münster und hinterlasse eine Website mit viel Liebe gemacht und hoffentlich auch noch ein bisschen mehr. Im Gepäck habe ich ein Flamencokleid und eine Zeit, die viel zu schnell verging, Erinnerungen an Menschen, mit denen ich gelacht und gelebt habe, die mir ans Herz gewachsen sind und die in meine Schatzkiste des Lebens gehören. Ich nehme etwas mit, was für immer bleibt: iEcolab hasta el infinito. iEcolab bis in die Unendlichkeit.
Von einer, die auszog die Welt zu retten und eine Familie fand.
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