Schön, dass ihr euch dafür interessiert, was ich in Swansea (welsh: Abertawe) treibe. Zunächst mal ein paar generelle Fakten zum Leben in Wales. Wer denkt, dass es lediglich ein Klischee ist, dass es in Großbritannien viel regnet, war noch nie in Wales. Man lebt hier praktisch in 100% Luftfeuchtigkeit und wenn man mal freudestrahlend an den Arbeitsplatz kommt, weil die Sonne es doch geschafft hat sich gegen die Wolken durchzusetzen, wird man mit den Worten Don’t get used to it. It’s going to rain soon. gleich wieder ausgebremst.
Man mag es kaum glauben, aber es regnet sogar mehr als in Münster. Allerdings schlägt das Wetter sich nicht auf die Gemütslage der Bewohner von Swansea aus. Alle Leute, die ich hier bisher kennengelernt habe, sind durchweg gut gelaunt! An die Sprache muss man sich allerdings erst gewöhnen und wenn man mal wirklich gar nichts versteht und es auch nicht wirklich Englisch klingt, dann ist man höchstwahrscheinlich an einen echten Welsh sprechenden Waliser geraten. Viele Orts- und Straßennamen sind walisisch und ich bin nur froh, dass ich in der Bay View Terrace wohne und nicht etwa in der Gwydr Crescent, denn ich wüsste ja gar nicht wie man das ausspricht. Obwohl ich bereits gelernt habe, dass man das „w“ wie „u“ ausspricht, bleibt mir der Großteil dieser Sprache doch ein Rätsel.
Ich muss zugeben, dass Swansea architektonisch nicht so ganz der Hit ist. Kleine einstöckige Reihenhäuser dominieren das Stadtbild. Zwischendrin steht mal ne Kirche und an jeder Ecke gibt es einen „Chinese Take Away“. Auf dem Weg von meinem Häuschen bis zum Busbahnhof (eine Strecke von ca. 1km) gibt es alleine 24 davon! Im Zentrum gibt es eine Markthalle, wo man viele einheimische Produkte und Spezialitäten kaufen kann, wie zum Beispiel Laverbread und Welsh Cakes (mein Favorit!). Swansea liegt direkt am Eingang zur Gower Halbinsel, wo es Einiges zu sehen gibt. Neben Burgruinen und Klippen gibt es viele Strände inklusive Schiffswracks und jede Menge tolle Ausblicke auf das Meer. Vom Worms Head aus, einer Felsformation am westlichsten Punkt der Halbinsel, soll man angeblich Robben beobachten können. Ich habe aber keine einzige gesehen. Auch Swansea hat eine eigene Burg im Stadtzentrum und vom Townhill aus hat man einen guten Blick über die Stadt und das Meer. Die Gezeiten sind hier sehr ausgeprägt und an guten Tagen kann man sogar bis nach Cornwall blicken.
So, aber jetzt mal etwas zu meiner täglichen Arbeit. Ich arbeite als Work Experience Gallery Assistant im Egypt Centre (Y Ganolfan Eifftaid) auf dem Gelände der Swansea University (Prifysgol Abertawe). Das Museum ist recht klein, aber es hat unglaublich viel zu bieten. In zwei Galerien (House of Life und House of Death) auf zwei Ebenen kann man 5.000 Objekte aus allen Epochen der ägyptischen Geschichte bestaunen und an vielen Aktivitäten teilnehmen. Zu meinen Lieblingsaktivitäten gehören das Material Board, wo man echte ägyptische Artefakte anfassen darf (natürlich nur mit Handschuhen und unter Anleitung zum Beispiel von mir) und Bob die Dummymummy. Bob ist eine fast lebensgroße Puppe aus Stoff, die man aufschneiden und der man die Eingeweide entfernen kann. Auch das Gehirn kann stilecht durch die Nase entnommen werden. Die Eingeweide werden dann in den Kanopenkrügen verstaut. Nach der Trocknung des Körpers wird Bob bandagiert und mit Amuletten und Totenmaske ausgestattet. Zu guter Letzt wird das Mundöffnungsritual vollzogen, damit Bob auch im Jenseits über seine Sinne verfügen kann. Hierzu stehen das Kostüm eines Sem-Priesters und eine Anubis-Maske bereit. Bei anderen Aktivitäten kann man sich als Ägypter verkleiden, das Senet-Spiel spielen oder sich auf eine Dämonenjagd begeben. Morgens, noch bevor das Museum geöffnet wird, gibt es eine kurze Besprechung, in der mitgeteilt wird was für den jeweiligen Tag ansteht (Schulklassen, Führungen etc.). Außerdem wird jeder einer Galerie zugeteilt, die er alleine (sehr selten) oder zusammen mit weiteren Volontären (sehr häufig) den Rest des Tages betreut. Die Arbeit macht sehr viel Spaß. Man lernt jeden Tag viele neue Leute kennen und selbst an ruhigen Tagen findet Syd, der sehr unterhaltsame Volunteer Manager, immer eine passende Aufgabe!
So, das wars für heute, aber ich melde mich bald wieder mit neuen Impressionen und Erlebnissen!
PS: Wer neugierig geworden ist und mehr über das Egypt Centre, Bob, Syd und die vielen anderen Mitarbeiter des Egypt Centre erfahren möchte, da ist der Link: http://www.egypt.swan.ac.uk/
Iechyd da!
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