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Halbzeit in Montpellier

Hallo zusammen!

Ich bin jetzt schon seit 2 ½ Monaten in Montpellier und kann mich immer wieder nur wundern, wie schnell die Zeit verfliegt. Zum Glück ist gerade erst Halbzeit! Ich genieße das Leben hier in vollen Zügen und möchte jetzt mal ein bisschen darüber berichten, wie es ist, das Praxissemester im Ausland zu machen und dabei in Südfrankreich zu leben.

Es hat ein bisschen gedauert, bis ich mich so richtig in der Schule eingelebt habe. Die Streiks haben das alles ein wenig erschwert und ich war nicht immer sicher, wie ich am besten kommuniziere, was zu meinen Aufgaben als Praxissemesterstudentin gehört. Das hat mich in den ersten Wochen besonders beschäftigt und so geht es sicher nicht nur mir. Nach den ersten Wochen, in denen ich hauptsächlich hospitiert habe, kannte ich die Lehrkräfte und die Klassen dann aber schon besser und hatte eher ein Gefühl dafür, in welchen Lerngruppen ich unterrichten wollen würde und wie ich das ansprechen könnte. Einige Lehrkräfte haben sich auch die Zeit genommen, um das ausführlich mit mir zu besprechen und jetzt habe ich schon einige Stunden gehalten. Auch in den Klassen, in denen ich bisher nicht selbst unterrichtet habe, werde ich immer stärker in den Unterricht mit einbezogen, indem ich kleinere Aufgaben übernehmen darf oder in Arbeitsphasen Fragen beantworte. Das macht mir viel Spaß. Die Lehrkräfte geben mir auf jeden Fall das Gefühl, dass sie mich zu schätzen wissen. Auch wenn ich hier eher einen normalen Praktikantenstatus habe – als Praxissemesterstudierender ist man nun einmal irgendwie zwischen Praktikum und Referendariat, aber wo genau man eingeordnet wird, kommt auf die Schule an -, habe ich das Gefühl, dass mir einiges zugetraut wird, und ich bekomme hilfreiches Feedback.

Wenn nicht gestreikt wird, bin ich aktuell gut 20 Stunden pro Woche im Unterricht, um so viel wie möglich mitzunehmen. Meist bin ich von 8:00 oder 9:00 Uhr bis 16:00 oder 17:00 Uhr in der Schule, was ganz angenehm ist. Wenn ich in der Woche aber eine oder sogar mehrere Stunden selbst halte, braucht das Planen zusätzlich ganz schön viel Zeit, sodass nicht immer viel Freizeit bleibt. Diesen Einblick in den Schulalltag finde ich aber sehr wertvoll, da es im Referendariat ja ähnlich sein wird. Generell habe ich das Gefühl, dass ich hier total viel lerne und mitnehme. Es ist spannend, verschiedene Lehrtypen zu beobachten und dabei zu überlegen, wie man selbst als Lehrkraft ist und sein möchte. Auch die Möglichkeit, Stunden zu planen und Methoden erstmals im Unterricht auszuprobieren bringt mir viel. Es bestätigt mich auf jeden Fall in meinem Berufswunsch und zeigt mir, dass ich trotz der Theorielastigkeit des Studiums viel davon jetzt gebrauchen und anwenden kann. Das französische Schulsystem gibt mir dabei zusätzlich noch eine ganz neue Perspektive, die ich auch sehr spannend finde, und ich bin sehr froh über meine Entscheidung, das Praxissemester im Ausland zu absolvieren. Für mich ist es außerdem eine tolle Erfahrung im Alltag gleich drei Sprachen sprechen zu können. Der Fokus liegt zugegebenermaßen auf Deutsch und Englisch, da das die Unterrichtssprachen in den meisten Kursen sind, aber bei der Kommunikation mit den Schüler:innen und manchen Lehrkräften kommt auch mein Französisch zum Einsatz. Das finde ich sehr spannend, genau wie die französische Perspektive auf den Fremdsprachenunterricht.

Neben all der Zeit, die ich in der Schule verbringe, bin ich natürlich auch hier, um Südfrankreich zu erkunden. Hier in Montpellier ist es mittlerweile schon deutlich voller als noch im Februar und März, aber trotzdem gibt es mir nicht das Gefühl, sehr touristisch zu sein. Das macht das Leben hier sehr angenehm. Meine Freizeit verbringe ich mit Ausflügen in Städte wie Avignon und Sète. Ich habe schon einiges gesehen und muss sagen, dass mir Avignon bisher am besten gefallen hat. Aber alle Städte sind einen Besuch wert! Zusammen mit einer internationalen Gruppe habe ich auch schon eine Kanutour auf dem Hérault und mehrere Wanderungen in der Nähe von Montpellier gemacht. Die Landschaft hier ist wirklich wunderschön. Natürlich darf auch französisches Essen nicht fehlen! Bei einem Marktbesuch habe ich frische Garnelen gegessen, ich habe Muscheln probiert, aber mein persönliches Highlight bleiben Crêpes und Éclairs. Sehr französisch esse ich fast jeden Tag in der Mittagspause ein belegtes Baguette im Park gegenüber von der Schule. Daran könnte ich mich echt gewöhnen! Außerdem wird es hier jetzt immer wärmer und ich habe das Gefühl, schon mitten im Sommer zu sein. Ich freue mich schon darauf, regelmäßig mit dem Fahrrad zum Strand zu fahren und Schwimmen zu gehen.

 

Ich sende euch liebe Grüße und viel Sonne aus Montpellier!

 

Lenja

 

Kanutour auf dem Hérault
Ich auf der Dachterrasse des Palais des Papes in Avignon
Die Pont d’Avignon
Lenja

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