Granada – Sonne des Südens
Wie ihr jetzt schon vermuten könnt, befindet sich Granada im Süden Spaniens in der Region Andalusien. Sie ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und eine der größten Städte Spaniens. Ihre Lage in einer Senke der Sierra Nevada mit dem hübschen Namen Vega de Granada ist günstig, da so den Bergen der Umgebung getrotzt werden konnte, ein milderes Klima vorherrscht und Landwirtschaft betrieben werden konnte und immer noch wird. Dies und der gute Schutz vor Feinden waren Grund genug sich hier anzusiedeln.
Die Geschichte Granadas ist in der ganzen Stadt erkennbar. Bis 1492 wurde sie von Mauren beherrscht. Diese Zeit unter dem Herrschergeschlecht der Nasriden war von Frieden und multikulturellem Zusammensein geprägt. Verschiedene Ethnien, Kulturen und Religionen wurden akzeptiert und ihre Bräuche nebeneinander gelebt. Noch heute gilt diese Zeit als positives Beispiel für das menschliche Zusammenleben. Hinzu kam, dass Granada zu diesem Zeitpunkt ebenfalls wirtschaftlich sehr gut gestellt war und neben Cordoba und Sevilla eine wichtige Handelstadt der Region darstellte. Dies änderte sich ab 1492, als die Stadt im Zuge der Rückeroberung islamischen Territoriums durch die Katholiken an Königin Isabella I. von Kastilien und König Ferdinand II. von Aragón überging. Viele maurische Bauten und Zeugnisse wurden zerstört, wie man besonders an der Alhambra sehen kann, wo lediglich die palacios nacarís (Nasrdiden-Paläste -> Herrschergeschlecht der Nasriden) übrig blieben. Ebenso viele Muslime, Juden, Sinti und Roma wurden aus der Stadt vertrieben und das friedliche multikulturelle Zusammenleben brach auseinander.
Apropros Alhambra! Sie ist das wohl wichtigste Gebäude Granadas. Die Stadtburg auf dem Sabikah-Hügel zählt seit 1984 sogar zum Weltkulturerbe und wird als schönstes Beispiel des maurischen Stils der islamischen Kunst gesehen. Ihr Name bedeutet aus dem arabischen übersetzt etwa “Der rote Palast” und ist wohl auf die rötliche Färbung der Mauer zurückzuführen. Erbaut wurde dieses mächtige, eindrucksvolle Gebäude im 13./14. Jahrhundert und ab 1492 durch besagte bauliche Veränderungen der Katholiken stark geprägt. Doch die Alhambra, da sie ein so wichtiger Teil Granadas ist, werde ich noch in einem weiteren Eintrag seperat für euch beschreiben.
Granada ist in verschiedene Stadtteile aufgeteilt. Unter anderen gibt es dort das Centro, Realejo und Cartuja. Doch zu den beiden schönsten und wohl prägendsten möchte ich nun kurz kommen. Sie heißen Albayzín und Sacromonte.
Albayzín ist das älteste Stadtviertel Granadas; ein Viertel, das Geschichte erzählt. Es war das Zentrum der muslimischen Kultur zu Zeiten der Nasriden-Herrschaft und bat schon immer und bietet auch heute noch eine interessante Kulturmischung aufgrund von Menschen aus der ganzen Welt, die hier zusammenfinden. Überall in den kleinen Gässchen und engen Strassen ist Leben zu finden; Menschen, die Musik machen, singen, tanzen, jonglieren, Yoga machen, selbstgebastelten Schmuck verkaufen, oder sich einfach nur auf ein oder zwei Bier treffen. Kurzer, aber wichtiger Hinweis: sich auch tagsüber (etwa ab 12 Uhr) auf ein Bier zu treffen ist nichts ungewöhnliches und gehört hier zum guten Ton. Trotz allem sind hier nicht alle Alkoholiker. Warum, wieso, weshalb das so ist, erkläre ich noch in einem weiteren Eintrag. Ein Hotspot dieser kulturellen Strassenaktivitäten ist beispielsweise der Huetor de Carlos, sowie jegliche miradore (Aussichtspunkte) und davon hat dieser Stadtteil einige zu bieten. Von jedem von ihnen kann man unterschiedliche Teile der Stadt und Umgebung betrachten, bsp. vom mirador San Nicolas hat man einen wunderschönen Blick auf die Alhambra und wenn man sich den Anstieg zum San Miguel Alto wagt, dann bekommt man den schönsten Blick auf ganz Granada und seine umliegenden Dörfer. Besonders zu Sonnenuntergang ist dieser Platz beliebt.
Was man von diesem Aussichtspunkt aus leider nicht sehen kann, ist der Berg sowie Stadteil Sacromonte. Dies liegt daran, dass er direkt gegenüber der Alhambra und somit auf der abgewandten Seite des San Miguel Alto liegt. Im 16. Jahrhundert war dies ein beliebter Pilgerort. Heute (aber auch schon damals) ist er besonders durch seine cuevas (Wohnhölen) geprägt, was ausserdem der Unterschied zu Albayzín ist, wo die Menschen in normalen (normal für mediterrane Verhältniss, da klein, weiss, krumm und schief) Häusern und nicht in Höhlen wohnen. Entstanden sind diese cuevas und damit auch dieser Stadtteil nach der katholischen Rückeroberung. Wie ich ja schon geschrieben habe war es damals aus mit dem friedlichen, multikulturellen Miteinander. Viele Menschen (vor allem Sinti und Roma, aber auch Muslime und Juden) wurden aus der Stadt vertrieben und haben sich nun hier in Sacromonte, ziemlich direkt hinter der Stadtmauer angesiedelt. Auch heutzutage leben Menschen noch in diesen Höhlen. Natürlich sind diese (fast) alle mit eigenen Bewässerungssystemen und an heutigen Komfort angepasst ausgestattet. Auch ich habe im letzten Jahr zeitweise in einer solchen Höhle gewohnt. Es ist tatsächlich wesentlich “häuslicher”, als es sich geschrieben so anhört.
Das ganze “moderne” Leben findet natürlich im centro Granadas statt. Dies mag der wirtschaftlich tragende Teil der Stadt sein, ist aber auch bei weitem nicht so schön und prägend. Daher gehe ich hier nicht weiter darauf ein.
Nachdem das ganze hier nun ein wenig ausgeufert ist – ich denke man merkt, dass ich ziemlich begeistert bin von dieser Stadt -, möchte ich noch kurz ein paar klimatische Fakten dazuwerfen. Ja, Granada liegt im Süden, allerdings ist hier nicht immer eitel Sonnenschein und 30 Grad. Auch hier gibt es einen Winter. Dieser dauert etwa von Dezember bis Februar und ist aufgrund der Höhenlage von etwa 700m kühl-feucht. Die Temperaturen fallen auf 5-10ºC, es regnet viel (eigentlich, dieses Jahr nicht so) und Schnee ist auch durchaus möglich. Im Sommer wird es dafür umso trockener und heisser. Durch die für die Landwirtschaft attraktive Lage in dem vega ist Granada aber auch ein Ofen, der sich immer weiter aufheizt. Besonders Juni bis August ist wirklich fast unerträglich. Zumindest wenn man arbeiten oder studieren muss. Wer so einen Sommer einmal miterlebt hat, versteht auch, weshalb die Spanier eine Siesta machen und abends/nachts leben.
Lassen Sie einen Kommentar da