HIYA! You alright?
Short Recap: Ich bin Lea und bin seit September in York und arbeite an der Heworth Primary School. Meine Zeit hier neigt sich sogar leider langsam dem Ende zu. Deswegen dachte ich schreibe ich heute mal über meinen Schulalltag, der sich nach einiger Zeit eingespielt hat. Allgemein sind meine Aufgaben annähernd wie die eines Teaching Assistants, aber dazu erzähle ich euch gleich mehr.
Die Schule: Die Heworth Primary School befindet sich in Heworth in York. Allgemein ist die Schule einigermaßen zentral gelegen, man läuft bis in die Innenstadt vielleicht um die 15 – 20 Minuten.
Außerdem ist es eine sehr kleine Schule, es gibt nur fünf Klassen, circa 150 Schüler und auch nicht so viele Lehrer. Ich finde das eigentlich sehr gut, denn so kannte man nach einer Woche schon jeden Mitarbeiter und auch die Schüler lernt man so schnell kennen. Es ist eine schöne familiäre Atmosphäre in der Schule, das ist sehr schön.
Die Heworth Primary School ist eine Church of England Aided School. Den Kindern werden die christlichen Werte beigebracht. Die 4 Werte Compassion, Trust, Endurance und Forgiveness werden sehr groß geschrieben. Es gibt somit an der Schule einige religiöse Aspekte, die meiner Meinung nach allerdings nicht überwiegen. Es gibt einige Poster in der Schule, wöchentliche „Collective Worships“, ein Gebet vor dem Mittagessen, der örtliche Pfarrer ist öfter in der Schule und teilweile hat man ein paar Mitarbeiter von YoYo da, die den Kindern zum Beispiel alles über das Harvest Festival, Weihnachten oder andere Themen erklären in einer Art Workshop (circa ein Mal im Monat). Was ich sehr positiv finde, ist, dass sie im Religionsunterricht lernen, alle Religionen zu tolerieren und auch im Eingang gibt es ein Plakat, das über die Religionen aus der Welt aufklärt. Soweit ich weiß, nimmt die Heworth School hauptsächlich christliche Kinder an der Schule auf, oder auch ungetaufte Kinder. Aber es gibt auch ein paar Muslime, die auch in der Schule dazu ermutigt werden, zu Allah zu beten.
Allgemein gibt es, wie ich schon gesagt habe fünf Klassen. Die Grundschule in England geht über sieben Jahre. Von dem Reception Year – c.a. viertes Lebensjahr – bis Year 6. Auf Grund von Platzmangel an der Schule, müssen meistens zwei Jahrgänge in einer Klasse sein, denn es gibt nur fünf Klassenräume. Ich persönlich sehe das aber nicht als Problem. Somit besteht die Class 1 aus den Reception Year Kindern und Year 1, die Class 2 aus Year 1 und Year 2 Kindern, die Class 3 aus Year 3 und 4, die Class 4 aus Year 4 und 5 und die Class 5 aus Year 6. Das war am Anfang sehr verwirrend und es war sehr schwer über die einzelnen Jahrgänge einen Überblick zu finden.
Die Schule ist sehr bunt und sehr schön gestaltet, das gefällt mir echt gut und es regt auf jeden Fall zum Lernen an. In jeder Klasse gibt es mehrere Poster. Es gibt immer eine Mathe-, eine Englisch-und eine Reflektionsecke mit verschiedenen Postern, Regeln, oder auch Aufgaben. Teilweise gibt es auch immer wieder welche zu temporären Themen. Man gibt sich sehr viel Mühe für die Gestaltung der Klassenräume und auch der Flure. In den Fluren sind meist allgemeinere Poster, wie zum Beispiel das zu den Religionen, oder ein Poster zu Times Tables Rockstars (ein Computerspiel, wo die Kinder ihr Einmaleins lernen können und die besten Schüler werden auf diesem Poster geehrt) – dieses Plakat habe ich tatsächlich gestaltet und ich hoffe es wird da noch lange hängen.. Jetzt zu Weihnachten wurden sogar Christmas Lights und ein Weihanchtsbaum aufgestellt!
Die Schule und vor allem der Schulleiter legt auch sehr viel Wert auf Repräsentation: Deswegen sollen die Klassenräume und die Flure immer ordentlich aussehen und es sollen viele Poster an den Wänden hängen. Auch die Arbeitshefte der Schüler sollen immer ordentlich und sauber sein und die Kinder sollen immer ruhig sein und sich gut benehmen.
Ich finde die Erziehung an englischen Schulen ehrlich gesagt sehr positiv. An meinen ersten Tagen war ich erstaunt wie ruhig die Kinder sind – sie kommen morgens in die Klasse, machen in aller Stille ihr Arbeitsblatt, was schon auf dem Tisch liegt, und wenn sie damit fertig sind, lesen sie ihr Buch. Natürlich kann es auch mal sein, dass ein paar Kinder lauter sind oder reden, da sollte man sich nicht erschrecken, wenn der Lehrer oder die Lehrerin etwas lauter wird – ich fand dies nämlich an meinen ersten Tagen sehr erschreckend, habe mich allerdings nun daran gewöhnt. So kann es also auch mal vorkommen, dass die Lehrerin oder der Lehrer die Klasse sehr laut ermahnt oder auch nur einen Schüler. Aber das scheint immer zu wirken, also finde ich diese Methode an sich überhaupt nicht schlimm.
Es wird auch sehr viel mit Belohnungen gearbeitet. Vor allem das „House Point“- System gefällt mir sehr gut. Jedes Kind wird in ein Haus eingeteilt, und immer wenn es z. B. etwas Gutes im Unterricht sagt, den Lehrern bei etwas hilft oder sonst irgendwas, bekommt man einen „House Point“, die dann in den Klassen pro „Haus“ gesammelt werden und später in den Versammlungsraum kommen und dort gesammelt werden, damit man am Ende eines Terms ein Gewinner-Haus hat. Dieses System gefällt mir sehr gut, denn so kann man die Kinder gut motivieren und auch belohnen.
In der Schule – aber ich glaube das ist allgemein in England sehr weit verbreitet – gibt es ein ausgeprägtes Sicherheitssystem. Um in die Schule – also in die Rezeption – hineinzukommen, muss man entweder klingeln oder aber man weiß den Code für die Tür. Dann muss sich jeder Lehrer als IN eintragen an einer Tafel mit all den Mitarbeiternamen. Alle anderen Besucher müssen sich in einem Ordner eintragen mit den exakten Uhrzeiten ihrer Ankunft und wenn sie wieder gehen austragen. Außerdem hat jeder Mitarbeiter eine Art Ausweis um den Hals – mit Name und Bild – und jeder Besucher bekommt auch so einen Ausweis, entweder mit der Aufschrift Besucher oder regelmäßiger Besucher. Um von der Rezeption in die Klassenräume zu kommen, muss man an der Tür einen Chip vorhalten, da kann also auch nicht jeder einfach so durch, dasselbe ist an der Tür zum Pausenhof. Um die Türen von innen zu öffnen muss man meistens einen Knopf drücken, der für die Kinder mit Absicht nicht gut zu erreichen ist. Der Pausenhof ist auch komplett von einer Mauer eingeschlossen und es gibt ein Tor, dass dann jeden Morgen und Mittag geöffnet wird.
Die Kolleginnen und Kollegen: So viele Mitarbeiter gibt es an der Schule ja nicht, deshalb kennt man nach einigen Tagen jeden. Auch wenn man mit den einen mehr zu tun hat als mit anderen, ist jeder eigentlich immer offen für ein nettes Gespräch. Alle sind super nett und sehr herzlich und man fühlt sich dort direkt wohl und willkommen. Also der Umgang der Mitarbeiter ist echt erstklassig, ob es ein nettes Gespräch im Lehrerzimmer ist, gegenseitige Hilfe bei dem Unterricht oder dessen Planung. Man macht sich hier sogar gegenseitig Tee und Kaffee ohne danach zu fragen.
Der Schulalltag: Für die Kinder beginnt die Schule um circa 8.40 Uhr. Alle Schüler unter Year 5 müssen von ihren Eltern zur Schule gebracht werden, ab Year 5 darf man dann alleine zur Schule mit dem Einverständnis der Eltern. Das war am Anfang sehr komisch für mich, ich weiß noch wie ich damals in der Grundschule mit meinen Freunden alleine zur Schule gelaufen bin und das war ganz normal bei uns. An sich finde ich es so aber gar nicht schlecht. Viele Eltern laufen morgens und mittags immer zusammen und es wirkt wie eine tägliche Tradition für die Eltern und Kinder. Und natürlich ist es so sicherer für die Kinder, denn die Schule ist an einer viel befahrenen Hauptstraße gelegen. Dann kommen die Kinder in die Klassen. Mit in die Klassen bringen müssen sie eigentlich fast gar nichts, außer ihr Hausaufgabenheft und ihr Schullesebuch. Denn alles andere wird von der Schule gestellt. Alle Hefte sind in einem Regal im Klassenraum – schön sortiert – und auf jedem Tisch gibt es eine Box mit Stiften, Radiergummis, Lineale, Kleber und was die Kinder sonst noch alles brauchen. Es wird auch viel mit „White Boards“ gearbeitet. Das ist einfach eine weiße DIN-A4 -Folie, wo die Kinder mit schwarzen Stiften drauf schreiben können und danach wieder wegwischen können. Dies ist vor allem gut für Dinge, die nicht unbedingt ins Heft müssen, Challenges oder zum Vorschreiben von Sätzen.
Naja, wenn die Kinder also in die Klassen kommen – meistens sehr leise – machen sie ihre UFOs (Kopfrechenaufgaben) und wenn sie damit fertig sind, lesen sie ihr Buch und warten bis der wirkliche Unterricht beginnt.
In den ersten paar Wochen konnte ich keinen wirklichen Stundenplan entdecken, aber nun weiß ich, dass es auf jeden Fall – mehr oder weniger – einen Plan gibt. Nach den UFOs ist Englisch bis zur Pause um 11. Dort lernen die Kinder entweder Grammatikregeln, lesen ein Buch in der Klasse und beantworten dazu Verständnisfragen, oder schreiben Texte – die meiner Meinung nach sehr fortgeschritten sind bei den meisten Kindern. Nach der ersten Pause um 11.15 Uhr ist Mathe. Danach um 12.15 Uhr ist Mittagspause und die Kinder gehen nach und nach in die Hall und haben ihr Mittagessen. Sie können sich entweder etwas von Zuhause mitbringen – ein Pack-up- oder aber etwas warmes in der Schule essen (auch vegetarische Variante). Auch als Lehrer kann man ein warmes Mittagessen bekommen und das für nur 2 Pfund! Ich würde es auf jeden Fall jedem empfehlen.
Draußen in der Mittagspause können die Kinder dann Fußball oder Basketball spielen, Seilchen springen oder aber auch Bilder ausmalen und kneten.
Nach der Mittagspause sind dann meistens die Nebenfächer dran, wie Religion, Sport, Naturwissenschaften, Rechtschreiben, Französisch, Kunst, Computing und Topic (eine Art auf Geschichte und Erdkunde). Einige dieser Fächer übernimmt der Klassenlehrer, einige andere Lehrer der Schule oder Supply-Teacher, also Lehrer die dann nur für diese Stunde oder Fach in die Schule kommen. Es gibt eine zweite Pause um 14.00 Uhr. Die letzte Stunde geht dann bis 15.15 Uhr – ja und das jeden Tag. Wenn ich an meine Grundschulzeit zurückdenke habe ich das Gefühl wir hatten jeden Tag nur bis 12 Uhr Schule. Um 15.15 Uhr werden die Kinder dann wieder von ihren Eltern abgeholt oder sie haben eine A.G., wie zum Beispiel Fußball, Hausaufgaben A.G., Singen, Geschichten Erzählen oder Netzball.
Hausaufgaben haben die Kinder nicht wirklich auf. Das einzige was sie wirklich jeden Tag tun müssen ist 15 Minuten laut lesen.
Außerdem gibt es hier viele Versammlungen, wo sich alle Schüler und Lehrer in der Halle treffen. Jeden Montag ist eine Versammlung und jeden Freitag. Montags wird meistens gesungen oder es gibt ein bestimmtes Thema, freitags wird auch gesungen und es werden Zertifikate verteilt – jeder Lehrer darf zwei an Schüler aus seiner Klasse geben, die in der Woche etwas besonderes gemacht haben – und es gibt noch einen Werte-Pokal für einen Schüler und den Anwesenheitspokal. Mittwochs ist meistens „Collective Worship“. Dort lernen die Kinder etwas aus der Bibel und stellen die Geschichten teilweise auch nach.
Meine Aufgaben: Die ersten paar Wochen habe ich sowohl in Class 3 als auch in Class 4 gearbeitet und habe mich immer mit dem anderen TA (Teaching Assistant) abgewechselt. Dies fand ich jedoch sehr verwirrend, denn wenn man mitten im Unterricht in die Klasse kommt, weiß man gar nicht wirklich was die Kinder gerade machen und kann dann eher weniger gut helfen. Auch sahen meine ersten paar Tage mehr nach in der Klasse sitzen und mal herumgehen und den Kindern bei Fragen helfen aus. Nach einem Monat circa hat sich dann eine richtige Arbeitsroutine entwickelt und ich weiß eigentlich immer, was ich zu tun habe. Von da an habe ich auch angefangen, nur noch in der Class 4 zu arbeiten und der Class 3 nur manchmal zu assistieren. Ich finde es eigentlich gut, nur in einer Klasse zu arbeiten, denn so kennt man alle Kinder, weiß auf welche Kinder man mehr achten muss, kennt die Stärken und Schwächen aller Kinder.
Allgemein bestehen meine Aufgaben darin, der Lehrerin im Unterricht zu assistieren – ob es Kopieren, Poster oder Arbeitsmaterialien erstellen oder einfach in der Klasse herumgehen und den Kindern zu helfen, wenn sie Probleme oder Fragen haben. Auch helfe ich bei dem Korrigieren von den Schulheften oder Klassenarbeiten. Ich habe bisher auch schon viele Poster und Unterrichtsmaterialien erstellt und Materialien einlaminiert etc. Mir macht das eigentlich immer viel Spaß, da man dann meistens kreativ sein kann.
Jeden Dienstag und Donnerstag muss ich dann die Bücher der Kinder wechseln. Die Kinder bekommen nämlich für ihr Lesen Bücher der Schule und die müssen dann natürlich regelmäßig gewechselt werden. Dafür gibt es einen Ordner für jede Klasse, der für jedes Kind aufzeichnet, welche Bücher es schon gelesen hat und auf welchem Leselevel es ist. Es gibt nämlich verschiedene Leselevel und auch Vorgaben, bei welchem Level die Kinder sein sollten. Dies ist eine sehr mühsame Aufgabe, aber dafür eine sehr hilfreiche Sache. So werden die Kinder angeregt zu lesen und ihr Lesen zu verbessern. Durch die verschiedenen Level strengen sich einige Kinder besonders an, um ein Level aufsteigen zu können. Außerdem gibt es pro Level sowohl fiktionale Geschichten als auch Sachbücher, wo die Kinder noch viel lernen können. Sie müssen dann jeden Tag in ihr Hausaufgabenheft ihr Gelesenes vom Vorabend notieren und ich gehe jeden Morgen durch die Klasse und gucke, ob jeder gelesen hat.
Außerdem hatte ich einen Monat lang meine eigene Mathegruppe, bestehend aus vier schwächeren Schülern. Mit denen habe ich dann immer andere Aufgaben gemacht und den Unterricht für jeden Tag selbst vorbereitet. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, obwohl ich keine Mathelehrerin werde, aber es hat mich auch sehr viele Nerven gekostet. Momentan sind die Vier wieder in den normalen Unterricht eingestiegen aber ich sitze immer bei ihnen und helfe ihnen und gehe Aufgaben mit ihnen zusammen durch.
Auch in Englisch helfe ich meistens einem eher schwächeren Tisch und assistiere ihnen bei ihren Texten und bin einfach zur Hilfe da.
Außerdem habe ich meine „Daily Readers“ aus meiner Klasse, mit denen ich immer im Nachmittag lese und Leseverständnis übe. Ich habe auch meine vier Leser aus der Class 3, mit denen ich seit September lese. Zwei von ihnen hängen leider noch sehr zurück, aber es macht mich so glücklich und zufrieden, wenn ich jetzt sehe, wie sehr sie sich schon verbessert haben.
Ich habe auch schon zwei komplette Unterrichtsstunden gehalten. Eine Englischstunde über verschiedene Satztypen und eine Sportstunde in Fußball, beides hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Allgemein fühle ich mich an der Schule mehr als wohl und vor allem im meiner Klasse. Jeder ist super nett, egal ob Schüler oder Lehrer, und es macht mir jeden Tag unendlich viel Spaß.
So das war jetzt aber sehr viel von mir,
Bye and have a nice day.
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