Der durchschnittliche Madagasse isst morgens, mittags und abends Reis. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass Madagaskar nach China und Vietnam der drittgrößte Reiskonsument weltweit ist: stolze 120 Kilo verdrückt jede*r Bewohner*in pro Jahr. Ich habe mal überschlagen, wieviel Reis ich esse und bin zum Schluss gekommen, dass es wohl so um die 5 Kilo jährlich sein dürften. Ich bin aber auch einfach eher eine Kartoffel.
Trotz der zahlreichen kunstvoll angelegten Reisterrassen, die besonders die Landschaft des Hochlandes prägen, schafft es Madagaskar nicht, genug Reis für den Eigenbedarf zu produzieren. Qualitätsreis wird daher exportiert und dafür größere Mengen an billigerem chinesischen Reis importiert. Man sagt übrigens, dass jede Regierung, die es nicht schafft, die Bevölkerung mit ausreichend Reis zu versorgen, die längste Zeit an der Macht war…
Reis spielt also eine große Rolle und wenn der/die durchschnittliche Madagass*in mal keinen bekommt, wird er/sie unglücklich. Ich hielt das lange Zeit für eine Mär, bis ich eines Tages im Rahmen einer Veranstaltung der FES mit sieben Madagass*innen, die alle in verschiedenen umweltschutzrelevanten Ministerien angestellt waren, in einem vier-Sterne-Hotel zu Mittag aß. Auf die Vorspeise, einem ziemlich schicken Salat, folgte als Hauptgericht ein zartes Fischfilet mit Kartoffeln. Abgerundet wurde das Ganze von einem Mille-Feuille mit einer Kugel Vanilleeis und Früchten. Für mich ein absoluter Gaumenschmaus! Als wir mit dem Essen jedoch fertig waren, beklagten sich fast alle, dass es keinen Reis gegeben hätte… Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen: Anstatt sich einmal über eine Abwechslung im Speiseplan zu freuen, wollte also keiner die gewohnte Nahrung missen!
Neben zahlreichen schmackhaften Reisgerichten gibt es aber auch viele andere leckere Kleinigkeiten und Speisen zu essen: Ich liebe Sambos, das sind kleine dreieckige, mit Zwiebel und Hackfleisch gefüllte Teigtaschen. Brochettes sind gegrillte Fleischspieße, mal mit Zebu-Rind, mal aus Putenfleisch. Oder auch die Suppen, teilweise mit einem darin schwimmenden Spiegelei und oft mit einer leichten Ingwernote, sind ganz wundervoll.
Unter der Woche gehe ich mittags immer mit meinen Kollegen in eine kleine Garküche in der Nähe der Arbeit. Ich glaube, dass ich mich dort erst so richtig in Madagaskar verliebt habe, denn: Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. Das einzige Mal Magenweh hatte ich übrigens erst, als ich eine – wohl schon abgelaufene – Crème-Fraiche aus dem Supermarkt aß.
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