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Erste Eindrücke von Graz

Ich bin jetzt seit einem Monat in Graz und dachte es ist Zeit, meine ersten Eindrücke und Erfahrungen von Graz schon mal zusammenzufassen. Ich bin für ungefähr 3 Monate hier für ein Praktikum in der Analytischen Chemie der Universität Graz.

Anreise nach Graz

Ich bin mit dem Zug von Osnabrück nach Graz angereist. Das Ganze hat knapp 14 Stunden gedauert und ich musste 2 Mal umsteigen (in Düsseldorf und in Stuttgart). Die Anreise per Zug kann ich sehr empfehlen, wenn man genug Zeit hat, weil es umweltfreundlicher ist und meiner Erfahrung nach auch günstiger als ein Flug von Düsseldorf nach Graz. Außerdem wird man für das grüne Reisen zusätzlich durch Erasmus unterstützt. Trotzdem kann es natürlich, gerade mit viel Gepäck und kurzer Umsteigezeit, sehr schnell stressig werden. Ich hatte das Glück, dass alle Züge pünktlich waren. Und mit meinem Gepäck (2 große Koffer) bin ich eigentlich auch ganz gut zurechtgekommen, auch wenn es manchmal gar nicht so einfach war, die irgendwo im Zug zu verstauen. Aber da wurde ich freundlicherweise unterstützt 🙂

Wohnung

Eine Wohnung in Graz zu finden ist zum Glück nicht so schwer. Zumindest solange man bereit ist, in ein Studentenwohnheim oder eine WG zu ziehen. Meiner Erfahrung nach gibt es wirklich sehr sehr viele WGs in Graz. Ich konnte erst weniger als einen Monat vor meiner Ankunft mit der Wohnungssuche beginnen und hatte etwas Sorge, dass ich so spontan nichts mehr finde, vor allem weil ich auch nicht für das ganze Semester, sondern nur bis Weihnachten bleibe. Zunächst habe ich einige Studentenwohnheime angeschrieben und habe dort auch relativ schnell Zusagen bekommen. Allerdings habe ich mich aufgrund von negativen Erzählungen aus meinem persönlichen Umfeld doch dazu entschieden, lieber nochmal nach einer WG zu suchen. Ich habe bei WG-gesucht eine Anzeige hochgeladen und schon nach 2 Tagen die erste Antwort erhalten, die ich später auch angenommen habe. Danach haben mich noch mindestens 3 Leute angeschrieben, die mir auch eine WG angeboten haben. Also wirklich ganz entspannt.

Verkehrsmittel

Mit Bus und Bim ist man sehr gut angebunden in Graz und kommt sehr regelmäßig und zuverlässig von A nach B. Allerdings kann ich es sehr empfehlen, auch ein Fahrrad anzuschaffen. Man ist einfach flexibler, es ist günstiger und zumindest im Stadtgebiet von Graz ist es größtenteils flach. Allerdings sollte man nicht auf den Weg von Google Maps vertrauen, der führt einen ziemlich oft mitten über die Hauptstraße. Stattdessen lieber selber gucken, ob es nicht in der Parallelstraße einen Fahrradweg gibt. Ich habe direkt am ersten Tag ein Fahrrad über willhaben.at für 45€ erstanden, das zwar nicht das Schönste, aber komplett funktionstüchtig und mit Licht ausgestattet ist. Also da lohnt es sich auf jeden Fall zu schauen, wenn man sich gerne ein Fahrrad anschaffen möchte.

Graz

Graz ist eine wirklich sehr schöne Stadt mit vielen alten Gebäuden. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich am ersten Wochenende erstmal die Stadt anzuschauen und die Haupt-Sehenswürdigkeiten abzuklappern, die einem in jedem Reiseführer direkt auf der ersten Seite empfohlen werden (Schloßberg mit Uhrturm, Dom, Mausoleum, Hauptplatz mit Rathaus…). Museen und Indoor-Aktivitäten habe ich aufgrund des momentan noch guten Wetters erstmal auf die kälteren Monate verschoben.

Direkt am ersten Wochenende wurden wir in der Innenstadt vom “Aufsteirern” überrascht, einem steirischen Volkskulturfest. Die ganze Stadt war voll mit Menschen in Trachten und überall wurde traditionelle Musik gespielt, gesungen und getanzt. Auf jeden Fall erstmal ein Kulturschock für Menschen aus Norddeutschland wie mich und damit hatte ich definitiv überhaupt nicht gerechnet 🙂 Allerdings habe ich beim Aufsteirern meine Liebe zu “Sturm”, einem teilweise gegorenen Traubenmost, entdeckt. Wirklich köstlich, sollte man definitiv probieren, wenn man im Herbst in Österreich/ der Steiermark ist.

Hauptplatz am Wochenende des “Aufsteirerns”

Umgebung von Graz

Von Graz aus gibt es viele Möglichkeiten für Tages- oder Wochenendausflüge, die mit Bus oder Bahn gut möglich sind. Ich bin jetzt seit knapp einem Monat hier und habe eigentlich an jedem Wochenende einen Tagesausflug gemacht. Am ersten Wochenende war ich in Maribor in Slowenien. Dort gibt es beispielsweise eine über 450 Jahre alte Weinrebe, man kann eine Führung durch einen riesigen Weinkeller machen und orangenen Wein probieren, der nur in dieser Region hergestellt wird. Mit dem Zug fährt man ca. eine Stunde nach Maribor.

Über 450 Jahre alte Weinrebe
Orangener Wein

An einem anderen Wochenende habe ich eine Wanderung durch die Kesselfallklamm gemacht und von dort aus weiter zur Lurgrotte Semriach. In der Lurgrotte befindet sich einer der 10 größten Höhlendome der Welt mit 120 m x 80 m x 40 m. Es war wirklich sehr beeindruckend und diesen Besuch kann ich nur empfehlen.

Höhlendom der Lurgrotte
Kesselfallklamm

Außerdem würde ich sehr dazu raten, wenn man die Möglichkeit hat, einen Klettersteig zu gehen. Dafür braucht man allerdings ein Klettersteig-Set inkl. Helm, was man sich in Graz nicht wirklich irgendwo ausleihen kann. Da müsste man versuchen, sich eins von Mitbewohnern, Freunden oder so zu leihen. Ich war beim Franz-Scheikl-Klettersteig. Der Vorteil dort ist, dass die Schwierigkeit größtenteils niedrig ist (A, A/B, B) und man die 2 Stellen mit höherer Schwierigkeit (C/D) umgehen kann. Wenn man mit niemandem unterwegs ist, der erfahren mit Klettersteigen ist, würde ich dazu raten, erstmal sicherheitshalber bei maximal Schwierigkeit B zu bleiben. Es war auf jeden Fall bislang mein Lieblingsausflug. Der Klettersteig hat total viel Spaß gemacht, man hat einen ziemlichen Adrenalinkick zwischendurch und vor allem auch eine sehr schöne Aussicht.

Aussicht vom Klettersteig

Leute kennenlernen

Im Moment bestehen meine sozialen Kontakte aus den Personen aus der Arbeitsgruppe, in der ich mein Praktikum mache, und aus meinen Mitbewohnern. Die Arbeitsgruppe ist sehr international, was ich toll finde, und eigentlich jeden Freitagabend unternehmen alle noch etwas zusammen nach der Uni. Meine 3 Mitbewohner kommen alle aus Österreich. Ich verstehe mich sehr gut mit ihnen und wir kochen oft noch abends zusammen oder verbringen die Zeit zusammen. Am Anfang war ich etwas verwundert, wie schlecht ich die österreichische Sprache teilweise verstehen kann. Aber man gewöhnt sich schnell dran und es hängt auch sehr stark davon ab, mit wem man spricht und ob die Person sich Mühe gibt, deutlich zu sprechen.

Bis jetzt bin ich sehr glücklich mit den sozialen Kontakten, die ich schon habe. Allerdings habe ich mir vorgenommen, in den nächsten Wochen auch mal zu Veranstaltungen des ESN Graz zu gehen, um vor allem nochmal mehr mit internationalen Studierenden in Kontakt zu kommen.

Lena

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