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Erste Eindrücke aus dem wunderschönen Irland

Dia daoibh (Gott mit euch – eine typische Begrüβung auf irisch),

Hi, mein Name ist Merle, ich bin 22 Jahre alt, jetzt seit gut drei Monaten in Tralee und es stehen noch knapp drei weitere Monate bevor, das bedeutet schon Halbzeit für mein Auslandspraktikum.

Tralee befindet sich an der Westküste von Irland und ist die Hauptstadt des Countys Kerry. Für die achtgröβte Stadt Irlands ist sie mit ca. 20.000 Einwohnern dennoch ziemlich klein, im Vergleich zu den meisten deutschen Städten.

Mein Praktikum mache ich hier bei Brandon Bioscience, einem kleinen biotechnologischen Unternehmen mit Sitz an der Universität IT Tralee. Hier ist mir unter anderem relativ schnell aufgefallen, dass die Tastatur natürlich für die englische Sprache belegt ist und sollte ich mal eine Email auf deutsch schreiben wollen, findet sich oftmals ein Y an der Stelle, wo eigentlich ein X sein sollte. Auch für jeglichen Umlaut oder das Eszett muss eine komplizierte Tastenkombination verinnerlicht werden und man merkt, wie oft man doch tatsächlich die Umlaute in der deutschen Sprache braucht.

Town Center in Tralee

Die Pubs hier sind ziemlich cool und auch wirklich zahlreich. Bis jetzt habe ich noch lange nicht alle der 80 Pubs, die es in diesem kleinen Örtchen gibt, von innen gesehen, aber für einen Pub-Crawl ist diese Stadt wirklich wie geschaffen. Die Pubs, in denen ich bis jetzt war, sind so wie man sich irische Pubs vorstellt. Alle sehr klein, gemütlich und urig und in den meisten gibt es jedes Wochenende Live Musik, was den Flair des Ganzen noch verstärkt.

Eine schöne Malerei an der Hauswand eines Pubs, die die Liebe der Iren zum Nationalgetränk Guiness wiederspiegelt

Vom Wetter her ist es so, wie man es sich in Irland zu dieser Jahreszeit vorstellt. Es regnet viel und an manchen Tagen sind die Straβen und Bürgersteige komplett überschwemmt, sodass man nicht zu Fuβ zur Arbeit kommt, ohne komplett nasse Füβe zu haben! Ansonsten ist das Wetter hier tatsächlich sehr mild, aber auch sehr wechselhaft. Nicht umsonst ist Irland bekannt für seine Regenbögen, denn Regen und Sonne wechseln sich hier fast stündlich ab und man weiβ nie, was einen gleich erwarten wird.

Blick aus meinem Küchenfenster an einem schönen Herbsttag
Ein Beispiel wie es hier auf den Straßen (und Bürgersteigen!) nach einer Nacht Regen aussieht 😮

Die Leute hier sind sehr nett und fast jeder, den man einmal gesehen (oder auch manchmal noch nie gesehen hat :D), begrüβt einen hier mit einem “Hey, how are you?“. Normalerweise wird darauf aber keine ernsthafte Antwort über seine Gefühlslage erwartet, sondern man antwortet einfach mit einem höflichen „I’m fine, thanks. How are you?“.
Wie man sich das vorstellt, ist der irische Dialekt wirklich schwer zu verstehen. Das „th“ wird wie „t“ ausgesprochen und auch sonst ist die Aussprache sehr gewöhnungsbedürftig. Von allen meinen Arbeitskollegen, die sehr international aufgestellt sind (Polen, Marokko, Spanien und viele mehr) verstehe ich die Iren unter ihnen tatsächlich am schlechtesten und muss am häufigsten nachfragen. Im Zweifel gilt, wie sonst auch, freundlich lächeln und nicken und hoffen dass es keine Frage war ;). Auch die sehr interessant aussehende irische/gälische Sprache begegnet einem hier täglich auf den Verkehrsschildern oder in den Läden, gesprochen wird das allerdings kaum und wenn dann keinesfalls so wie man vermutet :D. So wird aus dem Namen Aoife, ausgesprochen der allgemein bekannte Name „Eva“.

Ein sonniger Tag bei der Windmühle in Blennerville

So wie in Groβbritannien gilt auch in Irland Linksverkehr, was am Anfang vor allem beim Fahrradfahren noch etwas verwirrend ist, man gewöhnt sich aber meiner Meinung nach sehr schnell daran. Eine weitere Besonderheit sind die vielen „Roundabouts“, die die Kreuzungen mit Ampeln, die man bei uns am häufigsten vorfindet, ersetzen und den Verkehr an einigen Stellen flüssiger gestalten. Die Bürgersteige sind im Vergleich zu Deutschland ziemlich schlecht ausgebaut und manchmal sehr schmal, einfach gar nicht vorhanden oder hören mittendrin plötzlich auf, von Fahrradwegen ganz zu schweigen. Dies erweckt den Eindruck, dass die meisten Iren weder zu Fuβ gehen noch mit Fahrrad fahren, sondern die meisten Strecken mit dem eigenen Auto oder einem Taxi zurückgelegt werden. Wahrscheinlich fahren hier nur die Erasmus Studenten mit dem Fahrrad und im Vergleich zu Münster ist es der Polizei hier auch ziemlich egal, auf welcher Seite man fährt oder ob man Licht am Fahrrad hat ^^.

Der Marktplatz in Tralee zur Weihnachtszeit *-*

Die Uni hier ist relativ groβ und es gibt auch einige Erasmus-Studenten, die meisten tatsächlich aus Deutschland und Frankreich. Die Wohnung in einem der zwei Studentenwohnheime, in der ich wohne, teile ich mir dementsprechend mit zwei Französinnen und einer Irin. Es gibt zwei Standorte der Uni hier, wobei ich Glück hatte, dass ich am Süd-Campus bin, da der Nord-Campus etwas auβerhalb der Stadt und auch noch oben auf einem Berg liegt, den meine Mitbewohnerinnen jeden Tag mit dem Fahrrad hochkraxeln müssen. Dafür ist das Gebäude neuer und beinhaltet das Sportzentrum, welches erst Anfang letzten Jahres gebaut wurde. Leider bedeutet das, dass ich mich, wenn ich am Hochschulsport teilnehmen möchte, ebenfalls dort hochquälen muss… :D.
Öffentliche Verkehrsmittel innerhalb der Stadt sind leider auch so gut wie nicht existent, sodass einem nichts anderes übrig bleibt, als zu Fuβ zu gehen, mit dem Fahrrad zu fahren oder ein Taxi zu nehmen.

Die Stadt Tralee ist allerdings sehr gut für tolle Ausflüge gelegen, um ein paar der schönsten Ecken Irlands kennen zu lernen, ohne dafür ewig im Auto sitzen zu müssen. Der Killarney Nationalpark, der Ring of Kerry und die Cliffs of Moher (auf dem Titelbild zu sehen) sind auf jeden Fall eine Reise wert. Leider bin ich zum Automieten auf meine Eltern angewiesen, die mich an einem Wochenende im November besucht haben, da man dafür hier mindestens 25 Jahre alt sein muss. Die restlichen Ausflüge müssen dann halt mit dem Bus gemacht werden, wobei man dann zwar nicht alles, aber immerhin noch ziemlich viel besichtigen kann :).

Die Hafenstadt Dingle
Das Ross-Castle im Killarney Nationalpark
Der “Ladies View” am Ring of Kerry
“The most spectacular cliffs of Kerry” in Portmagee bei Sonnenuntergang mit Blick auf die Puffin Insel und Skellig Michael (ziemlich bekannt inzwischen durch die neuen Star Wars Filme)

Das wars erstmal mit meinem ersten Blogeintrag zu meinem Auslandspraktikum in Irland. Ich hoffe es hat euch gefallen und ich melde mich bald wieder mit einem Bericht über meinen Arbeitsalltag hier. Bis dahin liebe Grüβe aus dem schönen Kerry und ein etwas verspätetes:

Athbhliain faoi mhaise duit! (Frohes Neues Jahr!)

Merle

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