Ein Jahr in England – „das ging aber schnell“ – Teil 1

28. Juni 2014

Okay, jetzt leg ich endlich mal los und würde sagen, das wird jetzt mein offizieller Endspurtblog! Es geht nämlich jetzt zügig auf’s Ende zu.

Ich bin letztes Jahr am 29. August (2013) nach England gekommen. Genauer gesagt: Macclesfield. Da ich nach dem neuen Lehrerausbildungsgesetz (LABG2009) studiere, was ich im Wintersemester 2011 begonnen habe, bin ich sozusagen dazu verpflichtet mindestens drei Monate im Ausland zu verbringen. Für mich eine super Möglichkeit, da ich während oder nach meiner Schulzeit dies nämlich nicht getan habe. Also dachte ich mir, dass ich mich dann direkt, wenn ich schon dazu gezwungen bin ;), an ein ganzes Jahr heranwage. Zum einen einfach für mich, um Erfahrungen zu sammeln. Zum anderen aber auch, um mein Englisch auf Vordermann zu bringen und die englische Kultur so nah wie möglich zu erleben. Schließlich möchte ich ja eine gute Englischlehrerin werden!
Nach vielen Informationsgesprächen (fangt ruhig schon ein Jahr vor eurem geplanten Aufenthalt an euch zu informieren), hieß es zunächst erst einmal warten.
Da ich für die Bewerbungen über den DAAD schon zu spät war, habe ich mich noch über den pädagogischen Austauschdienst informiert und mich dort für eine COMENIUS-Stelle beworben (bei Interesse, googlet es einfach mal :)). Dennoch wollte ich ohnehin am liebsten zu einer der Partnerschulen der Uni und das hat dann auch geklappt :)!! Also ging es für mich gegen Ende August zur Beech Hall School nach Macclesfield. Und was soll ich sagen? Da das Jahr jetzt schon fast um ist, mache ich einfach einen Reflexionsblog in drei Teilen.
Im ersten werde ich euch über meine Tätigkeiten an der Schule berichten, anschließend folgt ein Teil über meine Reisen und danach mein Abschlussfazit! Schließlich habe ich noch knapp zwei Monate bis es wieder nach Hause geht. Nur die Schule hört nächste Woche schon auf. Ja, dass ich mich vorher nicht gemeldet habe, liegt wahrscheinlich, daran, dass ich hier so beschäftigt bin und viel erlebe, was wahrscheinlich ein wahnsinnig gutes Zeichen ist und euch zeigt, wie unglaublig toll dieses Jahr hier war bzw. immer noch ist 😉 :)!

Also nun zu der Schule. Die Schule besteht aus den Klassen Reception bis Year 11. Reception ist dabei die Klasse vor der ersten, die aber schon zur richtigen Schule gehört und in der die Kinder 4/5 Jahre alt sind. Bis zur einschließlich zweiten Klasse bilden sie dann die Gruppe der Infants, von Klasse 3 bis 6 gibt es dann die Juniors und ab Klasse 7 sind die Schüler dann Seniors, die sich von den Jüngeren auch durch die Schuluniform unterscheiden. Am Ende der 11. Klasse machen die Schüler dann ihr GCSE (wie Realschulabschluss) und können danach dann entweder auf ein College oder an einer anderen Schule ihre A-Levels (Abitur) machen.
Ihr seht also schon, dass Schule hier etwas anders ist, aber über viele Dinge wisst ihr ja wahrscheinlich schon Bescheid: Dass die Lehrer grundsätzlich ihren eigenen Klassenraum haben, sodass die Schüler immer die Räume wechseln und dass die Schultage länger sind als unsere in Deutschland.
Weil meine Schule hier eine Privatschule ist, sind die Tage auch noch etwas länger. So beginnt ein Tag hier um 8.30/8.40 Uhr (es gibt unterschiedliche Zeiten für Infants/Juniors/Seniors) und endet dann um 15.30/15.50 Uhr. Und danach wird sogar noch eine Betreuung bis 18.00 Uhr angeboten. Dafür sind die Ferien aber auch länger bzw. es gibt mehr Ferien als in Deutschland. Und dadurch, dass ich mich hier an einer Privatschule befinde, die ihre Ferien frei legen darf, habe ich noch längere Ferien ;).
So gibt es zwei Monate Sommerferien, jeweils mindestens zwei Wochen Herbst-, Weihnachts- und Osterferien, die jeweils das Ende eines Terms markieren (es gibt drei) und zudem noch die half term holidays innerhalb der drei Terme, die jeweils (mindestens) eine Woche sind. Also nicht schlecht ;). Dafür gibt es aber nicht so viele Feiertage wie bei uns, aber darauf kann man ja dann auch gut verzichten ;). Trotzdem bin ich manchmal nicht so sicher wie gut ich es finde, dass allgemein in England die Schultage sehr lang sind und es dafür so viele Ferien gibt. Da teilweise ein Term sehr kurz sein kann und da die Seniors zum Beispiel nur einmal die Woche Deutsch haben, kann es sein, dass, wenn es im Schnitt alle sechs Wochen Ferien gibt, man nur sechs Stunden Deutsch in dieser Zeit hatte.
Aber gerade der Vergleich zwischen den Schulsystemen gefällt mir unglaublich gut! So konnte ich hier erklären wie wir Sachen in Deutschland machen und mir aber auch einiges abgucken :)! Und manchmal fällt einem dann auch einfach auf, was man in Deutschland für selbstverständlich hält, was es eigentlich gar nicht ist (nicht nur innerhalb der Schule).

Toll war auch, dass ich viele unterschiedliche Einblicke bekommen habe! So habe ich zwei Terme jeden Tag nachmittags für eine Stunde in der Nursery gearbeitet, die zu der Schule gehört und wo die Kinder bis zu 4 Jahre alt sind (die ältesten davon sind tagsüber immer in der Preschool). Das war eine tolle Erfahrungen und auch ganz anders als der Schulalltag, daher also manchmal „entspannend“ ;). Ansonsten hieß es nach der Schule noch immer Late Class (von 16/17-18 Uhr), wo ich mit einem Lehrer und dem australischen Gap Student die Infants und Juniors betreut habe. Da hieß es je nach Jahreszeit und Wetterlage draußen spielen, malen, Hausaufgaben machen oder am Computer spielen.
Ansonsten war meine Hauptaufgabe natürlich der Deutschunterricht. So habe ich den Deutschlehrer in seinen Deutschstunden (Year 7-10) immer begleitet und ihm assistiert. Außerdem habe ich selber Kleingruppen übernommen, während der gleiche Lehrer Französisch unterrichtete. Denn manche Kinder spezialisieren sich nur auf Deutsch. Und diese Unterrichtsstunden haben mir auch sehr viel Spaß gemacht, da ich diese immer selbstständig planen durfte und mein eigenes Material erstellt habe. Des Weiteren habe ich noch selbstständig Deutsch in Year 5 unterrichtet, was besonders toll war, da ich schließlich Grundschullehrerin werde.

Aus diesem Grund habe ich auch in meinen Freistunden immer in Year 1 oder Reception geholfen, um auch einiges aus diesem Bereich mitzunehmen (Was die Kinder dort in dem Alter schon alles können, ist faszinierend!).
Als wir dann im Januar deutsche Schüler bekommen haben, habe ich den einen in Reception gerade zu Beginn immer unterstützt und mit dem älteren Bruder in Year 8 während der Deutschstunden Englischunterricht gemacht, auch Stunden, die ich selber geplant habe.
Darüber hinaus hieß es dann noch Zehnt- und Elftklässer in Freistunden betreuen und zum Arbeiten motivieren 😉 und die Elfer während der Mittagspause in ihrem eigenen Aufenthaltsraum beaufsichtigen. Dort hat man die Schüler gut kennengelernt und konnte auch mal ohne Druck mit ihnen sprechen.
Auch während des Sportunterrichts konnte ich die Schüler in weniger formellen Situationen kennenlernen und besonders die Matches waren toll. Denn wir sind regelmäßig zu anderen Schulen gefahren, um gegen diese Rounders, Cricket, Hockey, Fußball oder Rugby zu spielen. Neben Sport wird aber für die Schüler auch unglaublich viel Musikalisches und Künstlerisches angeboten, sodass die Kinder verschiedene Instrumente erlernen bzw. in Bands spielen können, singen lernen im Chor oder alleine, Theater spielen oder tanzen. Dabei habe ich auch geholfen, sodass ich eine Lehrerin dabei unterstützt habe mit einer Gruppe von vier Mädels einen Tanz einzustudieren, den diese sich aber so weit wie möglich selbst ausdenken konnten!
Joaaa, ich glaube das war’s auch schon, obwohl es natürlich auch immer mal Ausnahmen oder Besonderheiten gab. So weiß man an einer Schule schließlich nie, was einen erwartet. Und so gab es auch mal Vertretungsstunden oder Prüfungsaufsichten oder auch einige tolle Schultrips (wie Cotswolds, Lake District 🙂 und nächste Woche noch Freizeitpark, Zoo und Museum). Natürlich habe ich auch mal fotokopiert, laminiert und Kaffee und Tee für Elternabende gemacht, aber auch solche Sachen gehören dazu. Und ich finde auch gerade kopieren und laminieren ist zwar so banal, aber gerade als Grundschullehrerin eine wichtige Tätigkeit, die man auch beherrschen muss, sodass ich froh bin, dass ich das jetzt vernünftig kann ;)!

Also, mein Fazit folgt im dritten Teil; mein erster ist hiermit zu Ende! Aber ich denke ihr merkt schon, wie viele tolle Sachen ich hier erlebt habe und wie viel Spaß es mir hier gemacht hat bzw. immer noch macht :)!

Also bis ganz bald :)! Liebe Grüße aus England an euch!

Eure Nele

 

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