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Die Universität Debrecen

Warum mache ich in Ungarn, an der Universität Debrecen, ein Praktikum? Ich studiere Deutsch als Fremdsprache und obligatorischer Bestandteil des Zertifikates (ja, Zertifikat, nicht Master) ist ein Auslandspraktikum, mit Unterrichten, hospitieren etc.

Ich lerne also zu lehren, nämlich Deutsch als Fremdsprache an Lerner zu vermitteln, die Deutsch nicht als Muttersprache gelernt haben, sondern erst auf der Schule in Kontakt damit gekommen sind.

Zu den Fakten:

Die Universität Debrecen geht auf das Kolleg der reformierten Kirche Ungarns zurück, welches 1538 gegründet wurde. 1567 begann dann die höhere Ausbildung. 1912 wurde dann die eigentliche Universität Debrecen begründet, welche vier Fakultäten umfasste (Künste, Jura, Medizin und Theologie).

Kolleg der reformierten Kirche Ungarns
Kolleg der reformierten Kirche Ungarns

Nach einer wechselvollen Geschichte, in der Fakultäten hinzu kamen, wieder verschwanden, eigenständige Hochschulen wurden usw., wurde 2000 die Universität Debrecen in ihrer heutigen Form mit ihren 15 Fakultäten festgelegt.

Hauptgebäude der Universität Debrecen (1918 eingeweiht)
Hauptgebäude der Universität Debrecen (1918 eingeweiht)

Mein Praktikumsgeber, das germanistische Institut, bildet schwerpunktmäßig im Lehramt aus, daneben gibt es aber auch noch eine IT-Spezialisierung, die bereits im B.A. erfolgt. Zur Zeit läuft das germanistische Studium noch im Bachelor-Master-System, aber ab dem Herbstsemester 16/17 wird wieder auf das ungeteilte Studium vor dem Bologna-Prozess umgestellt. Das heißt, es werden 5 Jahre bis zum Abschluss durchgehend studiert. Grund ist die Befreiung von “administrativen” Tätigkeiten in Bezug auf das Studium am Ende des Bachelors. Im Klartext: man will den Studenten nicht mehr den Stress zumuten, neben ihren Abschlussprüfungen und ihrer Abschlussarbeit sich auch noch um die Anmeldung zum Master oder den Einstieg ins Berufsleben zu kümmern etc.

So eine Rücksichtnahme ist mir ehrlich gesagt total fremd. Ich (auch im Bachelor-Master-System ausgebildet) habe gelernt, mich an gewisse Gnadenlosigkeiten und Härten anzupassen, es hat eben zu gehen, egal wie groß der Stress sein mag, weil wir doch Erwachsene sind und ja wohl unser Leben selbst in die Hand nehmen können, so der O-Ton einiger Dozenten in meiner Uni-Laufbahn. Kann man sehen wie man will, aber ich denke, das bereitet auch auf das Berufsleben vor, wo eben nicht mit Wattebäuschen geworfen wird…

Neben der Lehrerausbildung gibt es aber auch noch einen wissenschaftlich ausgerichteten Masterstudiengang, den disziplinären Master (warum auch immer der so heißt, wusste die Sekretärin im Studierendensekretariat auch nicht), der auch auf die Promotion vorbereitet und dementsprechend exklusiv ist (die Besten der Besten, ihr wisst Bescheid). Der teilt sich in Literatur- und Sprachwissenschaft auf. Der andere Masterstudiengang ist eine Übersetzerausbildung. Beide weisen Überschneidungen auf, sind also beide exklusiver Natur.

Meine Aufgabe ist es, die Studenten im zweiten Semester in der verbalen Kommunikation (es geht also hauptsächlich darum, die mündlichen Ausdrucksfähigkeiten der Studenten zu fördern) zu unterrichten.

Blick den Gang runter im germanistischen Institut Debrecen
Blick den Gang runter im germanistischen Institut Debrecen

Eine Schwierigkeit besteht darin, die Studenten, die teilweise sehr unterschiedliche Niveaus aufweisen, auf dasselbe Niveau zu heben. Ziel ist, dass am Ende des Bachelorstudiums alle Studenten auf C1-Niveau nach dem europäischen Referenzrahmen sind. Mit Antritt des Studiums sollten die Studenten auf B2-Niveau sein, manches sind es, die meisten aber eher auf B1 + -Niveau.

Eine weitere Schwierigkeit ist, dass es keine Sprachaufnahmeprüfung gibt. Das ist gesetzlich nicht erlaubt und hängt mit dem hiesigen Punktesystem zusammen. Das Punktesystem regelt auf der Mittel- und Oberschule die weitere Ausbildung. Je höher die erworbene Punktzahl ausfällt, desto mehr Auswahlchancen bestehen. Für die Qualifikation, Medizin zu studieren, braucht es hier beispielsweise so ziemlich die höchste Punktzahl. Das es keine Sprachprüfungen bei Fremdsprachen gibt, mutet sehr seltsam an, aber das man wiederum für Medizin usw. bestmöglichste Qualifikationen braucht, das ist wieder vertraut.

Andere Aufgaben von mir sind das Lektorieren von Rezensionen, wissenschaftlichen Artikeln etc., außerdem (freiwillig) die Mitarbeit im Kulturforum. Das Kulturforum ist eine Insitution, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, deutsche Sprache und Kultur zu fördern. U. a. ist das Goethe-Insitut einer der Partner des Kulturforums. Seite des Kulturforums: http://deutsches-kulturforum.hu/

Ansonsten werde ich auch noch in Seminaren etc. hospitieren, wie sich das gehört. 🙂

Glasdach der Universität Debrecen
Glasdach der Universität Debrecen
Die wunderschöne Bibliothek der Universität Debrecen
Die wunderschöne Bibliothek der Universität Debrecen

 

Anna-Elisabeth

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