Mein Alltag im Hospital Maciel.
Das Hospital Maciel liegt in der Altstadt Montevideos und ist ein kleines, zweistöckiges schönes altes Gebäude. Ich bin dem Team der „Clinica Cirurgica 3“, einem Team der allgemeinen Chirurgie, zugewiesen. Es gibt hier 2 Gruppen von anderen PJ StudentInnen, der einen wurde ich zugeteilt.
Die Pjler heißen hier Internos und haben ähnlich wie wir ein praktisches Jahr, nur dass sie ein Jahr länger als wir studieren. Meine ersten Tage hier waren aufgrund der schnellen Sprache und des starken Akzentes recht schwer, obwohl ich freundlich empfangen wurde. Also bin ich zunächst mehr gefolgt, als dass ich viel mitbekommen habe. Mit der Zeit jedoch habe ich das Krankenhaus gut kennen gelernt, das System der Visite verstanden, die wichtigsten Fragen gelernt und die Unterschiede zu deutschen Krankenhäusern mitbekommen. Wir haben beispielweise nur ein EKG-Gerät für das gesamte Krankenhaus, so dass manches mal ein kleiner Wettlauf gegen andere Internos stattfand, um das begehrte Gerät nutzen zu können. Auch pflegen hier die Angehörigen viel mehr mit, sitzen dabei, informieren die Ärzte, Ärztinnen und PflegerInnen über den Zustand des Patienten und sind meist wirklich gut mit informiert und achtsam.
Mein Tag beginnt normalerweise mit einem typischen Begrüßungskuss, da jeder hier mit einem Kuss auf die Wange begrüßt wird. Das kann manchmal etwas dauern oder umständlich sein, wird aber bis auf wenige Ausnahmen durchgezogen. Dann wird in meinem Team Informationen der Patienten rausgesucht, Blutergebnisse werden notiert, Röntgenbilder angeschaut, bevor es, manchmal von Ärzten begleitet, zur Visite geht. Jeder Patient wird nun befragt, behandelt oder für eine Operation vorbereitet. Nachdem das geschafft ist, fallen meist noch Arbeiten wie EKG schreiben, Patienten wiegen oder neue Patienten aufnehmen an. Danach wird alles dokumentiert und Arztbriefe werden geschrieben, was den meisten Teil der Zeit einnimmt. Mittlerweile mache ich Wundbehandlungen selbst oder assistiere, bin aktiv bei den Neuaufnahmen dabei und versuche mich an spanischen Formulierungen. Des Weiteren gehe ich manchmal in den Operationssaal, wenn mich eine Operation besonders interessiert. Zusätzlich hat hier jeder Studierende noch eine Schicht in der Notaufnahme zu erledigen, wo ich dann auch dabei bin. Das ist für mich fast das Spannendste, da hier viele neue Patienten mit neuen Krankheitsgeschichten kommen und man bei jedem neu überlegen muss. Jeder Patient wird erst alleine aufgenommen und dann einem Arzt oder Ärztin vorgestellt, um dann das weitere Vorgehen zu besprechen.
Das Hospital Maciel ist ein öffentliches Krankenhaus und befindet sich in einer Umgebung, in der viele Obdachlose sind. Dementsprechend haben wir viele stark verschmutzte und infizierte Wunden, Messerstichwunden, Schusswunden oder Drogensüchtige im Krankenhaus und in der Notaufnahme. Ich merke dadurch mit jedem Tag und jedem neuen Patienten, wie anders doch die Lage in dem sehr stabilen und sicherem Land wie Uruguay ist. Jeder Bürger Uruguays ist automatisch krankenversichert und wird dementsprechend in den öffentlichen Krankenhäusern behandelt und versorgt. Dadurch bekommt man gerade in den öffentlichen Krankenhäusern viel über die Einwohner mit und lernt nicht nur medizinische Aspekte.
Lassen Sie einen Kommentar da