Wie bereits erwähnt, arbeite ich an der Heworth Primary School. Meine täglichen Aufgaben sind Die eines TA’s, je nach Klasse werden entsprechende Unterrichtsmaterialien vorbereitet und man hilft den Schülerinnen und Schüler (SuS) beim Lösen verschiedenster Aufgaben. Das Praktikum habe ich über das Englische Seminar erhalten, was ich aber bereits in meinem ersten Blogeintrag, wie auch Probleme bei der Suche, erwähnt habe.
Die Schule wird von der Church of England mitfinanziert. Das bedeutet, dass das christliche Wertebild den Kindern vermittelt wird. Ob an der Schule auch nicht-christliche Schüler zugelassen werden, kann ich nicht beurteilen. Wer also grundsätzlich ein Problem damit hat, zum Mittagessen ein Gebet aufzusagen oder sich daran stört, dass die Kinder die Geschichte Jesu erfahren, der sollte sich evtl. nach einer anderen Schule umsehen.
Mir persönlich gefällt dieser Umgang jedoch sehr gut und man kann vom örtlichen Pfarrer, der ein bis zweimal die Woche in der Schule anzutreffen ist, viel über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den verschiedenen Auslegungen im Christentum erfahren. Zudem wird durch ehrenamtliches Engagement die Bibel für die Kinder zum Leben erweckt. Mindestens einmal die Woche gibt es zumindest für die jüngeren SuS ein Rollenspiel und viele Lieder haben einen religiösen Hintergrund. Mir gefällt dieser Mix wirklich gut und auch die Kinder freuen sich regelmäßig, wenn sie abseits von Mathe und Englisch, auch etwas Kreatives machen können.
Die Schule:
Zur Schule an sich lässt sich sagen, dass es sich um eine sehr kleine Grundschule handelt. Das Eintrittsalter in die „Reception class“ liegt bei 4 Jahren und nach einem Jahr kommen die SuS in die „Class 1“. SuS in „Year 2“ sind also jene Kinder, die bereits im 2. Jahr an der Schule sind, sich aber in „Class 1“ befinden. Für mich war dieses System recht verwirrend. Hinzu kommt, dass durch die räumlichen Gegebenheiten – die Schule ist einzügig und kann selbst so nicht allen Klassen einen eigenen Klassenraum bieten – Klassenräume geteilt werden müssen. Auf letztendlich sechs Jahrgänge verteilen sich fünf Klassenräume und so befinden sich jeweils zwei unterschiedliche Lerngruppen in einem Klassenraum. Dies ist, wie bereits erwähnt, den räumlichen Gegebenheiten geschuldet. Normalerweise hätte jede Klasse und jeder Jahrgang einen eigenen Klassenraum, aber da das Gebäude unter einer Art Denkmalschutz steht, wie fast alle Gebäude in York, sind Anbauten nicht möglich.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man an der Heworth Primary School das Beste aus dem gegebenen Platzangebot macht. Jeder freie Meter wird genutzt, sei es für die Begabtenförderung, private Musikstunden (viele SuS spielen Streichinstrumente wie Geige oder Gitarre) oder die individuelle Förderung von leistungsschwächeren SuS. In der Versammlungshalle, wo sich zweimal wöchentlich die gesamte Schule einfindet, wird mittags warmes Essen für die Mitarbeiter (ca. 1,50€) und die SuS angeboten, es finden verschiedene Workshops statt (z.B. wie repariere ich mein Fahrrad) und die angesprochenen Rollenspiele finden ebenfalls in dieser „Halle“ statt.
Mitarbeiter/Umgang:
Hier brauch ich nicht viele Details geben, da der Umgang unter den Kollegen wirklich erstklassig ist. Die Arbeitsatmosphäre sucht ihresgleichen und ich würde mir wünschen, dass es an jeder Schule so einen Umgang miteinander geben würde. Ich habe bereits an verschiedenen Schulen gearbeitet, die, fairerweise, auch deutlich größer waren, aber immer gab es Gruppenbildungen. Ganz anders an der Heworth Primary School, hier holt man sich sogar freiwillig gegenseitig Kaffee oder Tee.
Der Schulalltag:
Die Schule beginnt zwar theoretisch um 8:45 (Einlass um 8:40), aber bis 9 Uhr passiert nicht viel. In dieser Zeit haben die SuS Zeit, sich individuell zu beschäftigen oder aber sie müssen Aufgaben von vorangegangenen Unterrichtseinheiten nacharbeiten. Hier bin ich als Hilfskraft fest eingeplant und ich nehme regelmäßig einige SuS aus dem Unterricht heraus, um mit ihnen individuelle Aufgaben zu bearbeiten. Je nach Anforderung übt man so die gute, alte Schreibschrift, rechnet Matheaufgaben oder kümmert sich um die Lesefähigkeiten.
Die große Pause ist um 11 Uhr (15 Minuten), Mittagspause um 12 Uhr (45 Minuten) und die letzte Pause ist um 14 Uhr (15 Minuten). Schulschluss ist für alle um 15:15 Uhr, wobei man als Lehrkraft eher gegen 15:30/45 das Gebäude verlässt.
Mir persönlich kommt es allerdings so vor, als ob die Zeit nicht ganz so effektiv wie in Deutschland genutzt wird. Ich war zwar Ewigkeiten nicht mehr an einer deutschen Grundschule (werde selber Sec. 2 Lehrer), kann mich aber noch daran erinnern, dass man ebenfalls vier bis fünf Unterrichtsstunden hatte. Hier in York ist eigentlich jeder Vormittag gleich: Englisch, Mathe, große Pause, Literacy, Mittagspause. Am Nachmittag kommen dann zwei Fächer wie Religion, Kunst oder Sport. Vielleicht irre ich mich auch, aber an einer normalen (keine Ganztagsschule) Grundschule in Deutschland war man zum Mittagessen zu Hause und hatte trotzdem 5x 45 Minuten Unterricht hinter sich.
Zwar ist es angenehm, erst um 8:30 aus dem Haus zu müssen, aber täglich nicht vor 16 Uhr zu Hause zu sein, nervt doch schon etwas, besonders vor dem Hintergrund, dass der örtliche Einzelhandel, Supermärkte ausgenommen, bereits um 17 Uhr seine Läden schließt.
Zusammenfassung:
Es ist interessant, die Unterschiede zwischen den verschiedenen Schulsystemen und den beiden Ländern kennenzulernen. Das Raummanagement verwundert einen immer wieder und die herausragenden Mitarbeiter zaubern einem häufig ein Lächeln in das Gesicht. Mir bereitet die Arbeit wirklich Freude und der Umgang mit jüngeren SuS fällt mir nun deutlich einfacher.
Die 35 Stunden, die man wöchentlich an der Schule arbeitet, sind für meine Begriffe aber etwas zu viel. Grundloses Fernbleiben ist nicht möglich und für zu spätes Erscheinen hat ein Kommilitone schon einen deutlichen Rüffel erhalten. Da wir darüber hinaus auch nicht bezahlt werden und, abgesehen vom Schulleiter, eigentlich mehr Zeit an der Schule verbringen als die meisten Lehrer (viele arbeiten halbtags oder mit reduzierten Stunden), wäre es schön, wenn man sich nicht immer rechtfertigen müsste, wenn z.B. Besuch kommt oder man einen Ausflug plant. Die lebendige Stadt lässt sich nämlich sonst nur am Wochenende wirklich erleben, was schade ist.
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