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Coucou, Montpellier!

Hallo, ich heiße Lenja und ein paar von euch haben meinen Namen hier vielleicht schon einmal gesehen. Vor knapp zehn Monaten habe ich meinen Auslandsaufenthalt in Schottland beendet und noch bevor ich zurück nach Deutschland gereist bin, habe ich mich für einen neuen Auslandsaufenthalt beworben. Dazu haben mich mehrere Aspekte motiviert. Einerseits hatte ich in Schottland eine unglaubliche Zeit, die mich total geprägt hat. Sowohl das Land und die Leute als auch meine Zeit als Fremdsprachenassistentin an der Schule haben mir extrem gut gefallen. Andererseits studiere ich neben Englisch und Geschichte auch Französisch und ich hatte schon vor der Zeit in Schottland vor, auch die französische Kultur und Sprache besser kennenzulernen. Da mir die Arbeit an einer Schule im Ausland so viel Spaß gemacht hat und ich besonders das Unterrichten von Deutsch als Fremdsprache sehr mochte, fand ich den Gedanken sehr schön, auch in Frankreich an eine Schule zu gehen. Die Lösung dafür, in welcher Form ich das tun könnte, fand ich auf der Seite des Zentrums für Lehrerbildung Münster. Schon vor meiner Zeit in Schottland habe ich an einer Informationsveranstaltung teilgenommen und daher wusste ich, dass das ZfL viele Partnerschulen im Ausland hat. Bei meiner Recherche vor einem Jahr stieß ich dann auf die Möglichkeit, das Praxissemester im Ausland zu machen, und dies schien wie für mich gemacht zu sein. Da ich im Oktober den Master in Englisch und Geschichte anfangen wollte, passte es perfekt und nach einem Beratungsgespräch schickte ich im Mai meine Bewerbung ab. Mein Erstwunsch war dabei das Lycée Georges Clémenceau in Montpellier. Ich wusste, dass es mehrere Bewerber gab, aber ich hatte Glück. Die Schule beschloss sogar, zwei Praxissemesterstudierende aufzunehmen und so sind eine weitere Studentin aus Münster und ich Ende Februar nach Montpellier gereist.

Um ein Zimmer habe ich mich bereits Ende letzten Jahres gekümmert und ich hatte es recht leicht, weil mir meine WG von einer ehemaligen Praxissemesterstudierenden empfohlen wurde. Die Entscheidung, hier einzuziehen, habe ich bisher keine Sekunde bereut. Die WG ist sehr international und dadurch haben wir ein sehr aktives WG-Leben, was mir viel Spaß macht. Eine (internationale) WG hat sich für mich als die beste Wohnsituation für einen Auslandsaufenthalt bewährt, da man immer Leute um sich haben kann, wenn einem danach ist, und man viel zusammen unternehmen kann.

Angereist bin ich mit dem Zug über Paris. Dies hat mir tatsächlich in den Wochen vor der Anreise etwas Sorgen bereitet, da die Bahn in Frankreich zu dieser Zeit jede Woche mindestens einen Tag gestreikt hat, aber wieder hatte ich Glück, denn genau die Woche meiner Anreise war eine Ausnahme, dafür wurde es allerdings noch extremer, nachdem ich angekommen bin, aber dazu später mehr.

Ich bin so angereist, dass ich erst einmal 1 ½ Wochen Zeit hatte, um mich einzuleben, bevor die Schule anfing. Das war super, denn so konnte ich schon ein wenig die Stadt, die Umgebung und meine Mitbewohner kennenlernen. Wie bereits erwähnt, hatte ich mit der WG wirklich Glück, sodass ich mich sehr schnell eingelebt habe. Auch die Stadt finde ich toll. Von der Einwohnerzahl her ist sie ähnlich groß wie Münster und die Innenstadt ist mindestens genauso schön, ich würde sagen vielleicht sogar noch ein bisschen schöner. Ein weiterer Aspekt, den Münster und Montpellier gemeinsam haben, ist, dass es viele junge Menschen gibt. Die größte Umstellung, im positiven Sinn, war für mich das Wetter. Man merkt schon sofort, dass das Klima hier anders ist als in Deutschland. Jetzt im März ist es auch noch nicht heiß, aber wir kratzen regelmäßig an der 20 Grad Marke und in der Sonne fühlt es sich noch viel wärmer an! Auch wenn ich eigentlich nichts gegen das Wetter in Deutschland habe (und es auch in Schottland nicht schlimm fand!), muss ich schon sagen, dass es einen ganz schönen Einfluss auf meine Stimmung hat. Für mich fühlt es sich irgendwie an als wären durchgehend Sommerferien und das, obwohl ich in die Schule gehe.

Die Schule selbst gefällt mir auch wirklich gut, wir wurden total freundlich empfangen und vor allem die Deutschlehrer sind wahnsinnig offen dafür, uns einzubinden und uns auch mal unterrichten zu lassen. Speziell zum Praxissemester, bei dem man ja einige Auflagen erfüllen muss, kann ich bisher nur sagen, dass einem auf jeden Fall klar sein muss, dass im Ausland keiner darauf eingestellt ist und man daher klar sagen muss, was genau man machen muss. Am besten spricht man direkt offen mit den Lehrern darüber, bei denen man unterrichten oder ein Studienprojekt durchführen möchte. Bisher habe ich damit sehr positive Erfahrungen gemacht. Ich denke, dass es einfach eine unglaublich tolle Möglichkeit ist, das Praxissemester im Ausland machen zu können und so ein anderes Schulsystem und eine neue Perspektive kennenzulernen. Um an der Schule zurechtzukommen, braucht man je nach Fach auch keine sehr guten Französischkenntnisse, obwohl diese natürlich von Vorteil sind, besonders wenn es um die Kommunikation mit den Schülern geht. Schon am zweiten Tag an der Schule durfte ich hier etwas erleben, dass es in Deutschland so niemals geben würde. Es gab einen Generalstreik, an dem sich auch der Großteil der Lehrer beteiligt hat. Da ein Deutschkurs stattfinden sollte, bin ich trotzdem um 10 Uhr zur Schule gegangen und wurde da von etwas überrascht, mit dem ich so gar nicht gerechnet hatte. Der Haupteingang war von Schülern mit Mülltonnen blockiert worden und eine Traube von Schülern stand mit Plakaten daneben. Außerdem war die große Eingangstür mit Stickern beklebt worden, die sich gegen die Rentenreform richteten. Durch einen Seiteneingang konnten wir trotzdem in die Schule, dort wurde uns dann aber erklärt, dass wegen der Blockade durch die Oberstufenschüler keine Oberstufenschüler in die Schule gelassen würden. Dementsprechend war das Lycée fast ganz leer. Die Motivation der Schüler kommt wohl nicht nur von der Ablehnung der Rentenreform, sondern vor allem von der Ablehnung der Regierung allgemein. Zu unserer Überraschung wurde uns außerdem gesagt, dass die Blockade auch Tage oder Wochen andauern könnte und dies dazu führen könnte, dass Prüfungen abgesagt werden. Das war für mich unvorstellbar. Für den Rest der Woche blockierten die Schüler den Eingang nicht, am darauffolgenden Dienstag hingegen aber schon. Ich bin wirklich gespannt, wie es damit weitergeht. Auch die Einstellung der Lehrer zu den Streiks und Blockaden ist sehr unterschiedlich. Einige empfinden es als störend, während andere der Ansicht sind, dass es wichtig ist, und es auch gut finden, dass sich die Schüler engagieren. Aus deutscher Perspektive war das für mich alles sehr spannend zu beobachten.

An den Wochenenden konnte ich mittlerweile schon einige Ausflüge in die umliegenden Städte machen. Ich war bereits in Sète, Nîmes, Arles und St. Guilhem le Désert, ein mittelalterliches Dorf nicht weit von Montpellier. Es ist toll, so nah am Meer und an den Bergen zu sein, aber auch die kleineren Städte haben wirklich viel zu bieten, da viele eine noch sichtbare und teils gut erhaltene römische Vergangenheit haben. Das ist besonders für mich als Geschichtsstudentin super spannend. Es werden sicher noch einige Ausflüge folgen!

Die ersten vier Wochen sind jetzt schon fast um und bisher gefällt es mir wirklich gut. Ich kann sowohl die Gegend als auch die Schule sehr empfehlen. Ich bin sehr froh, dass ich mein Praxissemester im Ausland absolvieren darf und werde darüber in den folgenden Einträgen auf jeden Fall noch mehr berichten. 😊

Lenja

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