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Bwanji onse – Hallo alle zusammen

Nach meinem letzten Blogeintrag, in dem ich euch allgemein über Sambia und Katete berichtet habe, kommen jetzt ein paar Infos zu meiner Praktikumsstelle und all dem, was ich während des letzten Monats hier gemacht habe.

Das Tikondane Community Centre – besser bekannt als Tiko – ist eine gemeinschaftsorientierte Organisation, die im Jahr 1999 von Elke ins Leben gerufen wurde. Elke ist eine in Deutschland geborenen Australierin, die interkulturelle Psychologie studiert und eine Krankenschwesterausbildung gemacht hat. Mittlerweile lebt sie seit circa 20 Jahren hier in Katete und hat die sambische Staatsbürgerschaft. Ursprünglich war Tiko ein Ort, an dem alle Dorfbewohner die Möglichkeit bekommen haben Lesen und Schreiben zu lernen. Aus diesem Grundgedanken heraus hat sich dann nach und nach die Einrichtung entwickelt, in der ich gerade mein Praktikum mache. Die Menschen hier waren zwar froh, Lesen und Schreiben lernen zu können, allerdings war für sie das Erlernen einer Tätigkeit, mit der sie anschließend ein Einkommen erzielen können würden, von noch größerer Bedeutung. Deshalb wurden Trainingskurse angeboten (z.B. Webkurse). Um diese Kurse wiederum finanzieren und für die Dorfbewohner kostenlos anbieten zu können, musste eine gewinnbringende Aktivität her: es wurden ein Gästehaus und ein Restaurant gebaut. Wo ein Restaurant ist, muss es auch Nahrung geben – folglich begannen Gartenarbeit und Viehhaltung. Wo ein Gästehaus ist, braucht man Möbel – und so wurde ein Tischler gebraucht … 😉 So nahm das Ganze seinen Lauf und es wurden Seifen hergestellt, Matten geflochten, Souvenirs produziert etc. Nachdem sich diese Aktivitäten alle ein bisschen etabliert hatten, wurde wieder verstärkt ein Augenmerk auf den Bildungsaspekt gelegt und seitdem werden zahlreiche Kurse im Bereich der Erwachsenenbildung angeboten. Neben Lese- und Schreibkursen in der Muttersprache Chewa/Nyanja und Englisch gehören zu diesem Angebot auch Kurse für nachhaltige Landwirtschaft, Gesundheit sowie Computerkurse, die auf einfache Bürotätigkeiten vorbereiten sollen. Weitere wichtige Bestandteile von Tiko sind die Test- und Beratungsstelle für HIV/Aids, in der auch Verhütung und Familienplanung thematisiert werden, und die Early Childhood Classes.

Um vor allem den Frauen in den etwas abgelegeneren Dörfern eine Chance auf Bildung und insbesondere auf Ernährungssicherheit zu geben, wurde das Programm „19 steps out of poverty for the subsistence farmers“ entwickelt und in Form von Women-Clubs umgesetzt. Da vor allem in den Dörfern oftmals noch an Hexerei geglaubt wird (z.B. werden hierauf Krankheiten zurückgeführt), besteht der erste Schritt darin, die Dorfbewohner von einer naturwissenschaftlicheren Sichtweise zu überzeugen. Daraufhin folgen Unterrichtsstunden zu Bakterien und Gesundheit und dem Prinzip einer ausgewogenen Ernährung. Das Hauptnahrungsmittel hier in Sambia ist Mais und die Einheimischen essen ihr Nshima (fester Maisbrei) bis zu dreimal am Tag. Leider kommen dabei sowohl aus Kosten- als auch aus Gewohnheitsgründen andere Nahrungsmittel, welche Proteine, Vitamine, Fette oder Mineralien liefern würden, deutlich zu kurz. Gegen Ende des Trainingsprogramms lernen die Frauen dann ihre eigenen Nahrungsmittel nachhaltiger und auf eine ausgewogene Ernährung hin ausgerichtet anzubauen. Hierunter fallen beispielsweise auch das Herstellen eines natürlichen eigenen Kompostes sowie der Wechsel von einer Monokultur zu einer Mischkultur.

Tiko wird von einem Management Komitee geführt, welches sich einmal wöchentlich trifft. Es umfasst circa 20 Leute, die Vertreter der unterschiedlichen Departments oder Stammesoberhaupte der umliegenden Dörfer sind. Bei diesem regelmäßigen Treffen wird aus allen Bereichen ausführlich Bericht erstattet, es werden Probleme diskutiert und Entscheidungen gefällt. Insgesamt arbeiten in Tiko circa 80 Leute, welche die Tiko-Crew bilden und wie eine Großfamilie sind.

Mein Praktikum und meine Aufgaben

Nun zu meinem Praktikum und meinen Aufgaben. In der ersten Woche hatte ich Zeit mich ein bisschen einzuleben, mich hier zu orientieren und alle meine Kollegen kennenzulernen. Das lag daran, dass das Projekt, in welchem ich nun mitarbeite, erst in der darauffolgenden Woche angefangen hat. Und ich muss auch ganz ehrlich gestehen, dass ich darüber sehr froh war, weil die Umstellung von meinem Leben in Deutschland zum Leben hier wie ein Sprung ins eiskalte Wasser war. Bei dieser Beschreibung lasse ich allerdings alle menschlichen Begegnungen außen vor, da diese definitiv das komplette Gegenteil von kalt sind 😉 Aber angefangen bei einem eher dörflichen Umfeld ohne jegliche Einflüsse von Medien, über andere Essgewohnheiten und das Duschen mit einer Kanne kaltem Wasser, welche man sich über den Kopf schüttet, bis hin zu den Ratten und Mäusen, welche mich nachts regelmäßig in meinem Zimmer besuchen (mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und wache meistens nur noch einmal pro Nacht davon auf), gab es doch einiges, an was ich mich erstmal gewöhnen musste. Letztere werden hier auch über dem Feuer gegart und gegessen – viele Einheimische können also nicht verstehen, warum ich mich über die nächtliche Gesellschaft nicht freue. Neben dem Eingewöhnen habe ich in der ersten Woche geholfen Unterrichtsmaterialien für die Early Childhood Class vorzubereiten. Es handelt sich dabei um eine Mischung aus Kindergarten und Vorschule und die die Kinder sollen schon etwas an die Schule herangeführt werden und zum Beispiel mit Zahlen und Buchstaben in Kontakt kommen. Lehrmaterialien, die die Unterrichtsstunden anschaulich machen würden, sind hier aber ziemlich unüblich und deshalb habe ich mit einem Kollegen zusammen Puzzles mit Buchstaben und Zahlen gebastelt und Bilder zu ein paar einfachen englischen Geschichten gemalt.
Nach der ersten Woche hatte ich dann doch schneller als anfangs gedacht das Gefühl, richtig angekommen zu sein. Wahrscheinlich liegt das vor allem daran, dass ich von super lieben, freundlichen und interessierten Menschen umgeben bin.

Das Projekt für Kinder mit Unterernährung

Also war ich sehr gespannt auf meine Aufgabe für die kommenden Wochen: die Mitarbeit in einem Projekt für Kinder unter fünf Jahren mit Unterernährung. In den Dörfern der insgesamt 26 Women-Clubs, mit denen Tiko nun schon länger zusammenarbeitet, wurde bemerkt, dass viele der Kinder untergewichtig sind, Mangelerscheinungen haben und für ihr Alter deutlich zu klein sind. Das betrifft leider nicht nur die jüngeren, sondern alle Kinder. Aber da es nicht möglich ist alle bedürftigen Kinder in ein Programm aufzunehmen und in den ersten Lebensjahren eines Kindes aufgrund von Unter- oder Mangelernährung bleibende Gehirnschäden entstehen können, hat sich das Tiko-Team entschieden das Augenmerk auf die Unter-5-Jährigen zu legen. Schon bevor ich hierhergekommen bin, wurden in den Dörfern die Under-Five-Cards der Kinder eingesammelt, um herauszufinden, welche Kinder untergewichtig sind und folglich am Programm teilnehmen sollten. Die Under-Five-Cards sind Karten, welche in den Kliniken ausgehändigt werden. Darauf werden sowohl demografische Daten vermerkt als auch idealerweise das Gewicht des Kindes bis zum fünften Lebensjahr. Hierfür gibt es je Dorf feste Termine, an denen die Mütter mit ihren Kindern zu den Kliniken kommen können. Anhand der Infos, die diesen Karten entnommen werden konnten, wurden insgesamt circa 200 Kinder ausgewählt und die weiteren Planungen und Vorbereitungen haben ihren Lauf genommen.

Das Projekt soll zwei Hauptbestandteile haben. Zum einen sollen die Kinder über einen vierwöchigen Zeitraum eine Art Nahrungsergänzungsmittel bekommen, welches von zwei der Staff-Members hergestellt wird. Bei dem so genanntem „Onenepa“ handelt es sich um ein Pulver bestehend aus gemahlenen Sojabohnen, gemahlenem Mais, Moringapulver, Milchpulver, Schokoladenpulver und Zucker. Eine ähnliche Mischung wurde bereits erfolgreich auf den Philippinen eingesetzt und man verspricht sich davon sowohl einen Ausgleich von Mangelerscheinungen, welche Vitamine und Mineralien sowie Proteine betreffen, als auch eine Steigerung des Appetits. Da dieses Präparat aber nur für einen begrenzten Zeitraum gegeben wird, ist der zweite Bestandteil des Projektes mindestens genauso wichtig. Hierbei geht es darum den Müttern die Wichtigkeit einer ausgewogenen und regelmäßigen Ernährung zu vermitteln, indem die wichtigsten Nahrungsgruppen unterrichtet und Hygienemaßnahmen besprochen werden (ein großes Problem ist nämlich häufiger Durchfall aufgrund von unsauberem Wasser). Um das Moringa, welches sehr viele Mineralien und Vitamine beinhaltet, den Familien auch langfristiger nahezulegen, teilen wir ebenfalls Setzlinge aus. Vom Prozedere her läuft das ganze wie folgt ab: wir haben die Dörfer auf zwei Durchläufe aufgeteilt. Den ersten werde ich ganz begleiten können, den zweiten nur zum Teil. Und dann fahren wir vier Wochen in Folge an jedem Wochentag mit einem Zweier- oder Dreierteam mit dem Fahrrad in eines der Dörfer. Wegen unterschiedlicher Entfernungen und unterschiedlich gut befahrbaren Wegen variiert die reine Fahrtzeit pro Strecke zwischen einer halben und anderthalb Stunden. Meistens schaffen wir es am späten Mittag zurück zu sein und haben so noch Zeit uns mit der Datenanalyse und den Vorbereitungen für den nächsten Tag zu beschäftigen.

Vorbereitungen für unseren Trip in eines der Dörfer
Mein Kollege Ezara erklärt den Müttern, wie sie ihren Kindern Onenepa geben sollen.

Da mein Blogeintrag jetzt schon ziemlich lang geworden ist, verschiebe ich genauere Details, Eindrücke und Anekdoten zu unserer Arbeit mit den Müttern und Kindern in den Dörfern aufs nächste Mal. Dann habe ich auch mehr Muße ausführlich und im Detail von allem zu berichten 😉

Zikomo kwambiri – Vielen Dank

Luisa

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