Die zweite Woche in Bratislava ist nun auch vorbei. Ich habe sie genutzt, um mir die Stadt näher anzugucken und habe dabei weitere Erfahrungen gesammelt.
Der Eindruck, dass Fahrradfahren in Bratislava schwierig ist, hat sich bestätigt. Außer in der innersten Innenstadt ist man zwischen Straßenbahnen, den dazugehörigen Schienen, Autofahrern, Schlaglöchern und fehlenden Gully-/ Hydrantendeckeln eingekeilt. In Summe nicht angenehm, insbesondere im Vergleich mit Münster.
Beim Einkaufen ist auf die Wahl der Produkte zu achten. Hackfleisch enthält hier nicht nur Fleisch, sondern ist in der Regel durch pflanzliche Zusätze gestreckt. Insbesondere billigere Brote werden oft mit Kümmel gewürzt, den man auch intensiv schmeckt. Das festzustellen, wenn man zum Frühstück ein Nutellabrot isst, ist nicht die schönste Art den Tag zu beginnen. Vermeiden kann man es mit Vollkorn- oder Kartoffelbrot.
Ich habe gehört, dass man als Student kostenlos mit der Bahn durch die Slowakei reisen kann, wenn man sich beim Bahnbetreiber registriert. Das scheint auch richtig zu sein, ich konnte allerdings noch keine genauen Informationen auftreiben. Bei meiner Recherche habe ich gelernt, dass sich die guten Englischkenntnisse der Slowaken scheinbar nur auf die Innenstadt beschränken und schon im Hauptbahnhof in der Vorstadt aufhören. Dort war kein Bahnmitarbeiter im Informationszentrum in der Lage, mir mit dem Thema weiter zu helfen.
Ansonsten habe ich die Burg (Hrad) von Bratislava besichtigt. Diese liegt auf einem Berg und bietet eine hervorragende Aussicht auf Bratislava und die Umgebung. Ein Aufstieg ist von der Ostseite (Innenstadt) und der Westseite möglich. Bei gutem Wetter kann man von dort aus bis Ungarn und Österreich gucken.
In die Ortschaft Devin, an der Grenze zwischen Österreich und der Slowakei, habe ich auch einen Ausflug unternommen. Der Ort liegt im Dreieck der Mündung der March in die Donau. Durch die Mitte der Flüsse verläuft jeweils die Grenze. Zur Zeit des Kommunismus durfte der Ort nur von besonders linientreuen Bürgern bewohnt werden. Trotzdem war er Schauplatz zahlreicher, meist tödlicher, Fluchtversuche, an die heute ein Denkmal am Fuß des Burgberges erinnert. Die Burg ist auch die eigentliche Attraktion Devins. Heute ist nur noch eine Ruine übrig, da sie durch Truppen Napoleons gesprengt wurde. Es gibt durchaus eindrucksvollere Bauwerke dieser Art, die man besichtigen kann. Bei schönem Wetter ist der Ausblick den Eintritt (4€ regulär, Studenten zahlen 2€) jedoch allemal wert. Ich habe aufgrund des Wetters eine Radtour dorthin unternommen, was ich retrospektiv als falsch erachte. Zwar beträgt die Entfernung nach Bratislava nur etwa 13,5 km, man muss jedoch eine Stunde dafür einkalkulieren. Die von Google-Maps vorgeschlagene Route über die Berge endete für mich an einer Autobahn und die Route entlang der Donau bietet zwar an vielen Stellen eine schöne Aussicht, man ist aber erstens von etlichen Fußgängern umgeben, die regelmäßig vor das Fahrrad springen, zweitens ist der Radweg nicht durchgängig und wechselt nach einigen Kilometern zuerst auf einen holprigen Waldweg und danach auf eine vielbefahrene Landstraße. Es gibt auch eine Busverbindung bis an die Burg, die vermutlich die einfachere Lösung gewesen wäre. Da Devin 1946 an Bratislava angegliedert wurde, ist das Ticket auch im Monatsticket enthalten.
Was sonst noch passiert ist: Diese Woche wurde der erste Präsident der unabhängigen Slowakischen Republik beerdigt. Wenn man slowakische Nachrichten läse, wüsste man, dass während dieser 21 Salutschüsse abgegeben wurde. Wenn man sie nicht liest, kriegt man vor dem Hintergrund der Ereignisse in Leipzig erst einmal einen großen Schreck, bevor die Kollegen einen aufklären.
Bis zum nächsten Beitrag!
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