São José dos Campos (SJC) ist eine für brasilianische Verhältnisse eher kleine Stadt ca. eineinhalb Stunden entfernt von der Metropole São Paulo.
Drei Unis haben sich hier niedergelassen: UNIFESP, FATEC und die UNESP, was mich vor meiner Ankunft annehmen ließ, dass die Stadt, so wie Münster, eher eine Studentenstadt ist. Falsch gedacht. Die eher familiär geprägte Kultur Brasiliens und die Nähe zur Landeshauptstadt São Paulo und zu verschiedenen Stränden lassen die Stadt am Wochenende häufig wie ausgestorben wirken. Trotzdem gefällt es mir hier unglaublich.
SJC ist eine der sichersten Städte Brasiliens, das heißt man kann ohne Probleme auch mal nach Einbruch der Dunkelheit (und das ist hier egal zu welcher Jahreszeit schon so gegen 18:30, durch die Nähe zum Äquator) zu Fuß durch die Stadt laufen (natürlich auch nicht in jedem Viertel, aber man lernt recht schnell wo und wo nicht). Und die Leute hier sind unglaublich nett, sodass man eigentlich überall, wo man hingeht, jemanden findet, mit dem man sich unterhalten kann. Aber Vorsicht: Ein bisschen Portugiesisch ist dann doch schon wichtig, denn Englisch sprechen nur ca. 5% der Bevölkerung.
Zusätzlich gibt es hier viele Parks, in denen man gut entspannen kann.
Und Bars in denen man Forró tanzen kann. Forró ist ein brasilianischer Paartanz, den man übrigens auch im HSP erlernen kann.
Eine Deutsche die Forró tanzt? Que estrango! Das bekomme ich dann doch das ein oder andere mal zu hören. Aber es macht so unglaublich viel Spaß. Und wie lässt sich eine Kultur denn besser erkunden als durch ihre Musik, Tänze und Getränke?
Da wären wir dann auch bei einer der häufigsten Fragen, die ich von Leuten aus der Heimat gestellt bekomme: Wie ist denn das Essen und Trinken bei dir?
Wenn es um das Thema Bier geht, wird man stereotypisch als Deutsche(r) von den meisten Kulturen als FeinschmeckerIn betrachtet. Ich muss zugeben, das normale Bier hier ist wirklich nur eiskalt zu genießen. Genau so wird es auch meistens serviert, nämlich aus dem Gefrierfach. Eine der besten Getränke, die es hier in Brasilien gibt, sind die frischen Säfte, manchmal aus Früchten, von denen selbst manche Brasilianer noch nichts gehört haben. So habe ich hier schon Cajù, Cajá, Cupuaçu, Açai und viele andere Früchte nicht nur als Säfte probiert. Ganz schön verrückt. Wer einen frischen Saft haben möchte, der bestelle im Restaurant Suco natural. Meine Empfehlung hier ist Orange mit Acerola-Kirsche (Laranja com Acerola) oder Ananas mit Minze (Abacaxi com Hortelã).
Das traditionelle Essen hier besteht aus Reis, Bohnen und Fleisch. Viel Fleisch. So sind die Nationalgerichte im Bundesstaat São Paulo auch eher fleischhaltig wie zum Beispiel: Feijão Tropeiro oder Coxinha.
Zusätzlich gibt es viele Restaurants, sogenannte Churrasquerias wo das Hauptaugenmerk auf Fleisch gelegt ist. So war ich an einem meiner ersten Tage zum Beispiel in einem Restaurant in São Paulo, wo die Kellner mit aufgespießtem Fleisch an unseren Tisch kamen und uns frisch etwas davon abgeschnitten haben und das dann auch noch als All-You-Can-Eat.
Eine weitere Kuriosität, wenn es ums Thema Essen geht, ist Pizza. Erstmal sei klar gestellt, ich liebe Käse. Aber die Menge an Käse die auf den meisten Pizzen hier ist, ist dann doch häufig zu viel. Zusätzlich ist es etwas gewöhnungsbedürftig, dass es hier Pizzen mit süßem Belag gibt, also mit Schoki, gezuckerter Kondensmilch und, und, und. Aber total lecker.
Zusätzlich zur süßen Pizza gibt es hier sehr viele verschiedene Süßigkeiten und Desserts, wie zum Beispiel Brigadeiro (gezuckerte Kondensmilch mit Kakaopulver aufgekocht und dann zu Bällchen geformt) oder Açai-Eiscreme.
Da aber Brasilien so ein riesengroßes Land ist, gibt es unglaublich viele Unterschiede in der Kultur. Der Süden des Landes ist eher europäisch geprägt, da dort sehr viele (ehemalige) Einwanderer leben. So wird zum Beispiel in Blumenau eines der größten Oktoberfeste außerhalb Deutschlands veranstaltet. In São Paulo Stadt findet man die größte japanische Gemeinde außerhalb von Japan und im Nord-Osten gibt es viele afrikanische Einwanderer. Der Nord-Westen ist eher geprägt von Natur und indigenen Kulturen.
Solange man offen ist für Neues, ist Brasilien ein Land der tausend Möglichkeiten.
Olá! Sou Paulistana e moro em München…
Muito interessante vc descrever as características do meu estado com muitos detalhes. Gostei de seu artigo.