Meine vierte Woche in Lüttich neigt sich dem Ende, weshalb es Zeit wird, euch von meinen ersten Eindrücken in Belgien zu berichten.
Als Allererstes muss ich betonen, dass ich mich hier sehr wohl fühle. Das Praktikum ist für mich eine unglaublich wertvolle Erfahrung, wie die letzten Wochen mir bereits gezeigt haben. Die Atmosphäre zwischen den Kollegen ist so freundschaftlich und herzlich, was sich positiv auf meinen Arbeitsalltag auswirkt. Mein junger Chef ist sehr dynamisch und steckt voller Ideen. Ich habe noch nie so kreativ arbeiten können. Ich arbeite völlig selbstständig, was bedeutet, dass die zu tragende Verantwortung sehr groß ist. Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen, was mir mein Team entgegenbringt und es ist toll ihnen bei ihrer täglichen Arbeit helfen zu können.
Ehrlich gesagt, war mein erster Gedanke, als ich durch die Stadt spazierte: „Schön grau.“ Während meiner ersten Woche in Lüttich, war ich also nicht gerade von der Schönheit der Stadt überwältigt. Diese anfängliche Ernüchterung schien schnell vergessen. Nachdem ich eine 3-stündige Stadtführung an einem sonnigen Herbstnachmittag mitgemacht habe, wandelte sich mein Bild der Stadt völlig. Während dieser Führung lernte ich Liège erst richtig kennen. Es birgt zahllose entdeckenswerte Kleinodien. Inmitten von steilen, bewaldeten Hügeln hat mich die Maasmetropole mit ihren unverkennbaren Stadtvierteln im Nu verzaubert. Viel mehr noch – sie hat mich mit ihrem unerwarteten Charme derart überrascht, dass ich sie schon jetzt ins Herz geschlossen habe. Gerade noch an tristen Bauten entlang getrottet, durchlaufe ich auf einmal romantische kleine Gassen mit einer Blumenpracht, die mich an den Süden erinnern. Dass ich hier jetzt so von dieser wallonischen Stadt schwärme, hat wirklich nichts mit meiner Praktikumsstelle im Tourismuszentrum zu tun. Ganz unbeeinflusst von allen touristischen Werbungen, muss ich zugeben: Lüttich ist definitiv eine Reise wert! Ihr Facettenreichtum zeigt sich nicht zuletzt in ihrer lebensfrohen Bevölkerung. Ich durfte mehrmals die Erfahrung machen, dass schon beim leichtesten Ansatz von Orientierungslosigkeit stets ein Lütticher seine Hilfe anbietet. Als Studentenstadt, zieht es vor allem junge Leute in ihre lebendigen Stadtviertel (z.B. das Carré als äußerst belebtes Fußgängerviertel und Hochburg der Studentenfolklore). Aber auch das reiche Angebot an Kunst und Kultur und des beachtlichen architektonischen Erbes, spricht für diese Stadt. Für Shopping-Fans bietet das Stadtzentrum, alles was das Herz begehrt. Im Tourismuszentrum (Féronstrée 92, 4000 Lüttich) werdet ihr alle Informationen bekommen, die ihr für einen Belgienbesuch benötigt.
Was mir hier also besonders gut gefällt, ist in erster Linie die Vielseitigkeit dieser Stadt: Seien es die empfehlenswerten Spaziergänge im Grünen an den steilen Höhen der Zitadelle entlang oder zu den Stiftskirchen, die historische Altstadt, der imposante Guillemins-Hochgeschwindigkeitsbahnhof von Santiago Calatrava aus Glas und Weißbeton oder die etlichen Museen. Was mich am meisten beeindruckt hat, ist die riesige Treppe „Montagne de Bueren“ mit insgesamt 374 Stufen – wobei ich gestehen muss, dass ich mich bis jetzt noch nicht dazu überwinden konnte, diese zu erklimmen.
Da Liège nur 120km von meiner Heimatstadt entwerft ist, waren große Kulturschocks nicht zu erwarten. Im Vergleich zu Frankreich fallen ab und an ein paar sprachliche Eigenheiten auf. So zum Beispiel der Ausdruck zum Abschied „à tantôt“, von welchem die Lütticher selber behaupten, dass ein Franzose dies nicht verstehen würde. Damit ihr Bescheid wisst, es heißt so viel wie „bis später“. Auch an eine weitere Sache, musste ich mich anfänglich erst ein bisschen gewöhnen: die Begrüßung. Im Kollegenkreis – obwohl dieser relativ groß ist – wird sich jeden Morgen ein Wangenkuss zur Begrüßung gegeben – auch unter Männern. Dass sich Männer auf diese Weise begrüßen, war für mich vielleicht doch die einzige Kuriosität, die mir im Vergleich zu Deutschland direkt aufgefallen ist. Im Allgemeinen, sind die Lütticher sehr freundlich und zuvorkommend und ich bin glücklicherweise noch nicht in ein riesen Fettnäpfchen getreten.
Für den Moment waren das meine ersten Eindrücke meines Auslandsaufenthaltes. Ich bin gespannt, was mich noch erwartet und sage erstmal: À bientôt!
P.S.: Probiert unbedingt den „Café liégeois“, ein besonderer Eiskaffee aus Lüttich! 😉
Hallo Anna,
ich bin gerade auf der Suche nach einem Praktikum in Lüttich. Kannst du mir ein paar Tipps fuer die Suche geben oder mit verraten, wo du dein Praktikum gemacht hast? Das waere wirklich sehr lieb und hilfreich 🙂
LG
Lisa
Salut, ich bin Sinje. Ich studiere Französisch und Deutsch auf Lehramt und suche für den Juni und Juli diesen Jahres noch ein kurzes Praktikum oder einen Job in Liège um mich auf eine mündliche Prüfung vorzubereiten .
Vielleicht kannst du mir helfen und ein paar Tipps geben
Lieben Gruß,
Sinje