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Ayo dushi Curacao

Meine Zeit auf Curacao ist wie im Fluge vergangen. Wo ich am Anfang in Deutschland noch dachte ‚11 Wochen sind echt ganz schön lang‘, denke ich nun, ich würde gerne noch viel länger an diesem wunderschönen Ort bleiben. Dieser Wunsch wird durch verschiedene Gründe beeinflusst.

Ganz oben steht die Gelassenheit und Entspanntheit der Menschen hier, sowohl der Lokals als auch der Niederländer. Hektik gibt es hier nicht, alles dauert etwas länger aber es funktioniert, so wie man es sich vorgenommen hat. Wenn etwas mal nicht so läuft wie geplant, dann hört man nur ein ‚komt goed‘ und dann wird auch alles gut. Diese Einstellung werde ich auf jeden Fall mit nach Hause nehmen und hoffen, dass ich von dieser während meines Referendariats profitieren kann. Gleichzeitig führt das durchweg sonnige Wetter auf der Insel dazu, dass man kaum jemanden begegnet, der schlecht gelaunt ist. Das wird in zurück in Deutschland sicher wieder anders aussehen. Doch diese Fröhlichkeit werde ich immer mit Curacao in Verbindung bringen.

Darüber hinaus habe ich in meiner Unterkunft sehr viele nette Menschen kennengelernt, durch die ich die niederländische Sprache, Kultur und Ausgelassenheit auf mich wirken lassen konnte. Sprachlich war mir im Vorfeld, trotz meines Studiums, nicht so deutlich geworden, dass es im Niederländischen vielfach kein Äquivalent für deutsche Worte gibt. Oder das ihnen für Dinge, bei denen wir mindestes zwei bis drei Ausdrucksmöglichkeiten haben, nur ein Wort zur Verfügung steht. Ein Beispiel aus dem Bereich des Kochens war, dass Niederländer immer ‚stampen‘ sagen, unabhängig davon, ob sie nun pürieren, stampfen oder matschen meinen. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass das Niederländische eine deutlich eintönigere Sprache ist, zugleich sich aber die Menschen großartig mit dem (für uns beschränkten) Wortschatz ausdrücken können. Ich werde es in jedem Fall vermissen so viel mit der niederländischen Sprache konfrontiert zu sein, da die Zeit hier mir noch einmal deutlich gemacht hat, warum ich diese Sprache so gerne spreche – sie ist einfach viel freundlicher als das harte, ‚böse’ Deutsch, dass wir sprechen. Insgesamt hat sich der Aufenthalt auf Curacao auf meine Sprachfähigkeiten sehr positiv ausgewirkt, was meiner Tätigkeit als zukünftige Lehrkraft sicherlich zugutekommen wird.

In Hinblick auf mein Praktikum habe ich ebenfalls viele Dinge gelernt, die ich zukünftig in der Schule nutzen kann, obwohl ich nicht im klassischen schulischen Bereich tätig war. Deutlich zeigte sich dabei für mich wie irrelevant es im Miteinander mit den Kindern ist, ob alle die gleiche Sprache sprechen. Viele der Kinder im Ferienprogramm, insbesondere die Jüngsten, sprachen weder Niederländisch noch Englisch, sondern ausschließlich Papiamentu. Dennoch haben wir es geschafft miteinander zu kommunizieren, mit Hilfe anderer Kinder, die eine der Sprachen sprechen konnten oder mit Händen und Füßen. Mit der Zeit habe ich auch selbst einige Floskeln des Papiamentus gut verstehen können. Insgesamt ist das Papiamentu eine sehr interessante Sprache, wo es sich meiner Meinung nach in jedem Fall anbieten sich diesem an Projekttagen in der Schule zu widmen.

Aber auch in Hinblick auf Differenzierung konnte ich im Ferienprogramm einiges lernen, den dort wurde ein autistischer Junge betreut. In meinen bisherigen Praktika, insbesondere im Praxissemester an einer Gesamtschule, habe ich bereits Erfahrungen mit Jugendlichen gesammelt, die an Autismus erkrankt waren. Ganz im Gegensatz zu den Lehrkräften in der Ferienbetreuung. Hier auf der Insel besuchen ‚speciale kinderen‘ eine Schule mit Förderschwerpunkt, weshalb die drei Damen überhaupt nicht wussten wie sie mit dem Jungen umzugehen haben. Das größte Problem dabei war, dass sie den Jungen ständig von den anderen Kindern separierten. Die anderen Kinder haben nicht verstanden, warum er z.T. aggressiv oder übergriffig reagiert (meist hat er dabei das Verhalten der anderen Kinder nachgeahmt). Anstatt den Kindern sein Handeln zu erklären, wurde er neben die Lehrkräfte gesetzt und musste dort sitzen bleiben. Mit Ausnahme von den jüngsten Kindern, wurde er als einziges Kind bei jedem Ausflug an der Hand gehalten, damit er keinen Ärger macht. Ich habe mehrfach versucht den Frauen zu erklären, dass er in die Gruppe integriert werden muss und die Kinder lernen müssen, dass er nicht komisch ist. Das konnten oder wollten sie jedoch nicht verstehen.

Insgesamt kam es für mich in mehreren Momenten so rüber, als würden mich die Lehrkräfte nicht als vollwertige Lehrkraft ansehen. Dieses Verhalten würde ich damit begründen, dass sich das Bildungssystem hier und auch in das den Niederlanden überhaupt nicht mit dem Deutschen vergleichen lässt. Meine Erklärungen über den Bildungsweg in Deutschland um Lehrerin zu werden, stoß meist auf Unverständnis. Ich wurde insbesondere von der ‚Chefin‘ nur als ‚Juf‘ (Grundschullehrerin) angesprochen und das häufig in einem Tonfall, der verdeutlichte, dass ich nicht auf einer Ebene mit ihr stehe. Dies änderte sich auch nicht, als ich es ihr gegenüber ansprach. Mit der Zeit habe ich aber für mich erkannt, dass dieser Tonfall nichts mit Unhöflichkeit zu tun hat, sondern laute Stimmen und Geschrei das Temperament der Menschen widerspiegelt. In Hinblick auf die Aktivitäten, die ich mit den Kindern gemacht habe, fand ich die Abwechslung zwischen Freizeitaktivitäten, die einfach zur Belustigung der Kinder gedacht waren und denen, bei denen die Kinder etwas lernen konnten sehr gut gewählt. So war es nicht nur reines Vergnügen, sondern die Kinder konnten auf eine spielerische Weise auch einiges lernen. Dabei konnten sie vor allem Orte besuchen, die viele von ihnen mit ihren Eltern noch nie besucht haben und konnten dadurch besondere Erfahrungen machen.

 

Alles in allem kann ich sagen, dass das Praktikum mich in vielerlei Hinsicht positiv gefördert hat und ich viele Erfahrungen sammeln konnte, von denen ich in meinem zukünftigen Leben, nicht nur auf der Arbeit, profitieren kann. Auch der Zeitpunkt des Praktikums war für mich nun sehr passend gewählt, ich war bereits fertig mit allen Verpflichtungen an der Universität und konnte ganz entspannt das Praktikum für mich selbst machen, ohne einen verpflichtenden Praktikumsbericht verfassen zu müssen. Somit kann ich jedem nur empfehlen auch freiwillige Praktika zu absolvieren. Auch Curacao kann ich als Ort für ein Praktikum empfehlen. Da es außereuropäisch ist, ist einiges etwas umständlicher zu organisieren, aber vor Ort ist es im Großen und Ganzen mit unseren europäischen Standards zu vergleichen, wobei hier auch unterschieden werden muss, in welchem Teil der Insel man sich befindet. Sprachlich kann man sich hier sehr gut auf Niederländisch, Englisch und Spanisch verständigen und wenn das mal nicht klappt „komt het desondanks goed“ (dt.: wird dennoch alles gut).

 

Ayo, Lina

 

Lina

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