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Auslandspraktikum Leicester – Startschwierigkeiten

Am 31. August erreichte ich gegen 8 Uhr den International Airport Birmingham, um von hieraus mit dem Zug nach Leicester zu fahren, wo ich für die kommenden 3 Monate ein Auslandspraktikum im Biochemie Institut der University of Leicester machen würde. Allerdings sah es noch eine Woche zuvor so aus als ob der ganze Praktikumsaufenthalt ins Wasser fallen würde. Denn ich hatte massive Schwierigkeiten eine Wohnung in Leicester zu finden.

Der Grund dafür lag einerseits darin, dass im privaten Wohnungssektor die meisten Wohnungen nur ab einer Mietdauer von 12 Monaten vermietet werden. Andererseits wurde ich von der University of Leicester bzw. deren Accommodation Office nicht als „ordentlicher“ Student betrachtet, da ich ja nur ein Praktikum an der Uni und kein ganzes Semester absolvieren sollte und ich daher kein Anrecht auf eine Studentenunterkunft hätte. Die Begründung kann ich bis heute nicht wirklich nachvollziehen, da ich ja als Student aus einem anderen Land an die Uni komme, um mich im Rahmen meines Studiums weiterzubilden. Aus Not habe ich mich dann an Prof. Carr, den Leiter der Arbeitsgruppe, in der ich das Praktikum machen sollte, gewandt. Dieser schaffte es dann schließlich mir eine vorläufige Unterkunft in dem Studentenwohnheim Nixon Court und eine Matrikelnummer zu verschaffen.

Nachdem diese ersten Schwierigkeiten geklärt waren, lief eigentlich ansonsten alles ganz gut: Die Zugfahrt von Birmingham nach Leicester war angenehm unkompliziert und vergleichbar mit einer Zugfahrt in Deutschland und die ersten Praktikumstage liefen auch gut. Das einzige Problem war, dass die derzeitige Unterkunft jedoch nur für 2 Wochen verfügbar war, sodass ich mich beim Accommodation Office für eine weitere Unterkunft bewerben sollte, was ich auch tat. Ich bekam schließlich nach ungefähr einer Woche auch ein Wohnungsangebot zu geschickt. Jedoch war die vorgeschlagene Wohnung erst 3 Wochen nach dem Mietende meiner derzeitigen Wohnung in Nixon Court verfügbar, sodass ich das Angebot ablehnte, da ich es mir nicht leisten konnte für die ganze Zeit ein Hotel zu nehmen. Zudem war ich mir zu diesem Zeitpunkt sicher, dass ich weitere Wohnungsvorschläge zugeschickt bekommen werden würde. Allerdings bekam ich daraufhin keine weiteren Angebote, sodass ich mich erneut an Prof. Carr wenden musste. Nach allerlei Telefonaten stellte sich dann heraus, dass ich das abgelehnte Wohnungsangebot  hätte annehmen müssen, um darauf eine Wohnung  für die Zwischenzeit zu erhalten. Dies war mir jedoch in keiner Silbe mitgeteilt worden und auch bei dem Wohnungsangebot selbst war keine Information dazu zu finden. Trotzdem machte mich das Accommodation Office dafür verantwortlich und wollte mir zunächst keine weitere Wohnung vermitteln. Erst als Prof. Carr den Mitarbeitern vom Accommodation Office erklärte, dass es lächerlich sei einfach davon auszugehen, dass ein ausländischer Student ohne weitere Informationen sich mit solchen Formalien auskennt, lenkten sie ein und beschafften mir eine neue Wohnung in Marry Gee. Somit wäre ohne den vorbildlichen Einsatz von Prof. Carr mein Praktikum schon zu dieser Zeit beendet gewesen.

Aber genau diese Hilfsbereitschaft der Engländer ist mir bereits von meinem ersten Tag an in England sehr positiv aufgefallen und ohne diese hätte ich wahrscheinlich nach dieser ganzen Geschichte das Handtuch geworfen. Natürlich hatte auch die neue Unterkunft wieder einen kleinen Haken, da ich nach den ersten 2 Wochen dort erneut umziehen musste, um mein Zimmer zu wechseln. Somit musste ich in meinem ersten Monat drei verschiedene Zimmer beziehen.

Abseits von diesen Schwierigkeiten verlief aber mein Aufenthalt in England bis jetzt ziemlich reibungslos, sodass ich auch am Wochenende öfters die Gelegenheit hatte die schöne Innenstadt von Leicester zu erkunden. Mit ihren zahlreichen Geschäften, dem High Cross Shopping Center und vielen Restaurants und Cafes bietet die Innenstadt ausreichend Möglichkeiten die Zeit zu vertreiben.

DSC_0059High Cross Shopping Center

Abgerundet wird dieses Gesamtbild durch die schöne Architektur vieler Gebäude wie etwa dem Rathaus.DSC_0050

DSC_0053Rathaus von Leicester

Die Bereiche außerhalb der Innenstadt sind allerdings meist weniger schön und scheinen teilweise etwas heruntergekommen zu sein. Daher gibt es eigentlich keinen großen Anreiz, sich in diesen Bereichen der Stadt aufzuhalten oder umzuschauen. Dies ist jedoch auch wirklich nicht nötig, da die Innenstadt eigentlich fast alles zu bieten hat, was man sich wünschen kann. Mich als ambitionierten Läufer hat es besonders gefreut, dass Leicester viele größere Parks besitzt wie etwa den Victoria Park in denen man im Grünen ein paar Runden laufen gehen kann. Nichtsdestotrotz kommt man, wenn man etwas längere Strecken laufen möchte, nicht umher öfters mal an relativ vielbefahrenen Straßen entlang zu laufen, insbesondere wenn man so weit außerhalb wohnt wie ich. Dafür bietet Leicester jedoch viele Steigungen, sodass man hier hervorragend trainieren kann. Ein weiterer Pluspunkt der Stadt Leicester ist die direkte Anbindung an den Zugverkehr, sodass man von Leicester direkt und unkompliziert viele andere interessante Städte wie etwa Nottingham oder London besuchen kann.

DSC_0070Bahnhof von Leicester

Allein aufgrund der schönen Innenstadt von Leicester kann ich einen Besuch der Stadt nur empfehlen. Allerdings rate ich jedem, der in Erwägung zieht ein Auslandspraktikum von weniger als 6 Monaten zu machen, dass er sich so früh wie möglich mit der Wohnungssuche beschäftigt, da sich diese, wie von mir ausführlich beschrieben, als sehr schwierig herausstellen kann.

Jan Paul

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