Hi und Moin!
Mein Name ist Kilian und ich studiere an der WWU Münster Biologie und Englisch auf Gymnasiales Lehramt. Nachdem ich nach meinem Bachelorabschluss die Hochschule gewechselt habe, musste ich noch einen Auslandsaufenthalt im Master nachweisen.
Steinige Bewerbung:
Da mir nach dem Praxissemester klar geworden war, dass ich mich im Umgang mit jüngeren Schülern noch verbessern kann, entschied ich mich, mich an der Heworth Primary School (HPS) in York zu bewerben. Man könnte auch sagen, dass ich mich vorher vergebens bei sämtlichen High-Schools in Edinburgh und Dublin gemeldet habe und weitere Absagen von „Deutschen Schulen“ in weiteren Ländern erhalten habe, aber das klingt ja nicht so schön… 😉 Ich hatte den Eindruck, dass die Schulen nicht an individuellen Praktika/Praktikanten interessiert sind und ich wurde häufig auf offizielle Ausschreibungen verwiesen (die es nur in den seltensten Fällen gab und viel mehr bezahlte Teaching Assistent Jobs waren, die aber gleichzeitig für mindestens 12 Monate ausgeschrieben waren). Trotz Telefonaten und dem Hinweis, dass ich keinen finanziellen Ausgleich erwünsche, erhielt ich nur Absagen. Ich habe den Eindruck erhalten, dass Vitamin B, wie so häufig im Leben, dort deutlich mehr Türen geöffnet hätte. Leider kannte ich aber niemanden, der einen kennt, der einen kennt usw. und so versuchte ich verstärkt über das Englische Seminar in Münster einen Auslandsaufenthalt zu erhalten. Hier wurde mir dann letztendlich auch von der HPS erzählt und deren offenen Umgang mit Bewerbern. Letztendlich habe ich mich im Sommersemester (Mai – Juli) für einen Auslandsaufenthalt im kommenden Januar-März beworben und auch recht schnell eine Zusage vom Schulleiter der Grundschule erhalten. Die HPS bietet jeweils drei Studenten, dreimal im Jahr, die Möglichkeit, Erfahrungen als Assistant Teacher zu sammeln. Nach der erfolgreichen Bewerbung wurden die Kontaktdaten zwischen den drei Bewerbern ausgetauscht.
Späte Wohnungssuche:
Nach der Zusage begann für mich die Suche nach einer Unterkunft. Nun ja, nicht wirklich, denn erstmal hatte ich noch Klausuren und Hausarbeiten aus dem Semester zu vervollständigen, ich wollte noch in den Urlaub fahren und eh man sich versieht, ist es Ende November. Meine beiden Kommilitonen hatten zu diesem Zeitpunkt bereits eine Gastfamilie gefunden. Im Nachhinein stellte sich allerdings heraus, dass sich die frühe Wohnungssuche nicht bezahlt gemacht hat, da Beide eher unzufrieden mit ihren Unterkünften sind/waren. Ich kann daher all jene beruhigen, die sich Sorgen machen, dass man möglichst früh eine Wohnung suchen sollte. Da viele Gastfamilien entweder recht teuer (600€ – 700€ pro Monat) sind, oder aber z.B. die Benutzung der Küche oder Besucher ausschließen, wollte ich lieber in eine WG ziehen.
In England ist es anscheinend üblich, dass Studenten weniger in gemeinsamen Wohnungen, als vielmehr in gemeinsamen Häusern leben, die eher an eine 5er oder 8er-WG erinnern. Zudem sind Mietverträge fast immer auf ein Jahr beschränkt, sodass es hier nur sehr wenige Angebote für eine kurze Zwischenmiete für drei Monate gibt.
Über das Portal www.spareroom.co.uk werden jedoch täglich neue Angebote online gestellt und sowohl die Anforderungen an den Mieter, als auch das Angebot, werden übersichtlich dargestellt. Hier kann ich zudem jedem empfehlen, einfach alle interessanten Angebote anzuschreiben, auch wenn z.B. angegeben wurde, dass eine Zwischenmiete erst ab sechs oder mehr Monaten möglich ist. Die Leute hier sind alle sehr nett und so erhält man entweder keine Antwort, eine freundliche Absage oder aber, wie in meinem Fall, eine Zusage für drei, anstatt sechs Monate.
Münsters Partnerstadt:
Wer einmal in York war, erfährt recht schnell, warum es Münsters älteste Partnerstadt ist. Beide Skylines werden von einer zentralen Kathedrale dominiert und die vielen verwinkelten Gassen mit ihren kleinen Geschäften laden zum Schlendern und Fallenlassen ein. Neben vielen kulinarischen Highlights aus aller Welt (authentische Lokale aus vielen Teilen Asiens und Europa) gibt es auch nennenswerte Sehenswürdigkeiten. Zwar kosteten viele, darunter der Dom, einige Museen etc, Eintritt (im Dom zahlt man 9£ Eintritt als Student und weitere 5£ für die Besteigung des Turmes), aber dafür werden diese Objekte auch „instand“ gehalten. Warum man aber für viele Ruinen im Land ebenfalls Eintritt zahlt, entzieht sich etwas meiner Kenntnis. In Whitby, einer kleine Hafenstadt an der Nordsee und nah am sehr empfehlenswerten Fischerdorf „Robin Hoods Bay“ gelegen, wollten die doch tatsächlich 12£ Eintritt für eine Kirchenruine haben. Ein Glück, dass man das Gemäuer auch von außerhalb der dafür errichteten Mauer wirklich gut betrachten kann, denn mehr als eine Ruine ist wirklich nicht mehr übrig und das Geld kann man definitiv besser investieren – am Hafen gibt es nette Restaurants oder auch einige „Spielkasinos“. Da weiß man wenigstens, wofür man das Geld ausgibt. Wer Interesse daran hat, einige Küstenstädte zu besuchen, fährt am besten mit einem gemieteten Auto (viele kleinere Küstenorte sind nur so zu erreichen) oder aber man nimmt den Bus (www.yorkbus.co.uk). Für weiter entfernte Städte, besonders im Inland (z.B. Durham), empfiehlt sich der Zug (www.yorktrain.co.uk), der, wenn man früh bucht, sehr gute Angebote hat.
Zurück zu York:
Was mir persönlich besonders gut gefällt, ist die Kneipenkultur. Diese gab es ja früher auch mal in Deutschland, ist aber leider zu großen Teilen ausgestorben. Man gewinnt den Eindruck, dass sich bei uns Leute lieber auf eine immer bunter werdende Vielfalt von „Gewürztees“ in „hippen“ Cafés treffen, als auf ein kühles Bier am Abend. Aber York bietet für beide Geschmäcker das richtige Programm. Es gibt in York mehr Pubs, als es Tage im Jahr gibt, bisher habe ich noch keinen gefunden, bei dem weniger als vier Biere vom Fass angeboten werden. Bei den Größeren sind es gut und gerne 10 – 15! Darüber hinaus wartet jeder Pub mit einer Vielzahl von Flaschenbieren auf und so lässt sich für jeden Geschmack etwas finden. In der Regel hat man die Auswahl zwischen zwei oder drei Lagern, einer Vielzahl von IPA’s und Ales, sowie Dunkelbieren und einem Weizenbier. Cider wird auch in mehreren Geschmacksrichtungen angeboten.
Wen die Vielfalt an Bieren und die spannenden Geschichten der Einheimischen, mit denen man sehr schnell ins Gespräch kommt, noch nicht überzeugt hat, der findet evtl. Gefallen an den unzähligen Livebands, die hier am Wochenende und teilweise auch unter der Woche auftreten. Es wird überwiegend Rockmusik gespielt, wobei ich auch schon sehr guten Jazz gehört habe.
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