Hallo zusammen,
Wir sind Alisa und Sophie und studieren Grundschullehramt im 7. Semester. Vor ein paar Tagen sind wir von unserem dreimonatigen Auslandspraktikums an der Heworth CE Primary School in York zurückgekehrt. Wir haben uns dazu entschlossen, den Auslandslandsaufenthalt, welcher für das Fach Englisch verpflichtend vorgesehen ist, nicht wie vorgesehen im 5., sondern erst im 7. Semester zu absolvieren.
Aufgrund des Brexits und Corona hat sich unsere Planung leider etwas komplizierter als üblich gestaltet. So brauchten wir jetzt beispielsweise ein kostenpflichtiges Visum, da wir als „Temporary worker“ in Großbritannien gearbeitet haben. Dafür musste zunächst ein Certificate of Sponsorship (CoS) beantragt werden. Dieses konnte man nur erhalten, wenn man sich zuvor für ein Erasmus+-Praktikumsstipendium beworben und zudem die Zusage für eine finanzielle Unterstützung erhalten hat. Nachdem wir das CoS erhalten haben und das Visum vom British Council bewilligt wurde, musste man in Düsseldorf zum Visums Zentrum, wo ein Passbild gemacht sowie Fingerabdrücke genommen wurden. Ein paar Tage später konnte dann das Visum in Düsseldorf abgeholt werden. Da es sich bei uns um den ersten Durchlauf gehandelt hat, und viele Schritte im Vorhinein noch nicht klar waren, kam es mit der zeitlichen Planung nicht ganz hin und wir haben unser Praktikum letztendlich eine Woche später als geplant begonnen. Zugegebenermaßen war das eine recht stressige Phase, und wir haben schon das ein oder andere Mal überlegt, ob wir das Ganze wirklich durchziehen sollen. Im Nachhinein sind wir aber super froh, dass wir es gemacht haben, also: lasst euch nicht abschrecken von dem anfangs unüberwindbar scheinenden Berg an Papierkram, es ist zwar nervig, aber letztendlich hat sich das Ganze wirklich gelohnt!
Vor unserem Abflug war noch an ein paar Vorbereitungen zu denken. Um hier vor Ort zu bezahlen, bietet es sich auf jeden Fall an, im Vorhinein eine Kreditkarte zu beantragen. Girokarten werden teilweise nicht akzeptiert und viele Restaurants und Bäckereien in der UK nehmen ausschließlich bargeldlose Zahlungen an. Auch die Fahrkarten im Bus werden in der Regel bargeldlos bezahlt (ein bisschen Bargeld mitnehmen würden wir aber natürlich trotzdem).
Auf dem Hinflug sind wir von Frankfurt nach Newcastle geflogen. Die anschließende Zugfahrt von Newcastle nach York beträgt ca. eine Stunde. Alternativ bietet es sich auch an nach Manchester (ca. 1 ½ Stunden mit dem Zug von York entfernt) oder London (Zugfahrt ca. 2 Stunden) zu fliegen. Da wir nach unserem Praktikum noch etwas gereist sind, ging unser Rückflug von Birmingham aus. Insgesamt sind wir während unserer Zeit in der UK recht viel mit dem Zug gefahren, unsere Tickets haben wir dabei immer online über die App Trainline gekauft, das ging sehr schnell und unkompliziert.
Da unser genaues Startdatum bzw. die Tatsache, ob das Praktikum überhaupt stattfinden kann, sehr kurzfristig entschieden wurde, hat sich auch die Suche nach einer Unterkunft am Ende recht spontan gestaltet. Letztendlich haben wir zusammen mit zwei weiteren Kommilitoninnen, welche mit uns das Praktikum an der Schule gemacht haben, in einem Airbnb gewohnt. Das war sehr schön, auch wenn es sicherlich nicht die billigste Variante war. Ansonsten lohnt es sich mit Sicherheit, bei sparerooms vorbeizuschauen, oder aber Frau Lösel von der Stadt Münster bezüglich einer Gastfamilie zu kontaktieren.
York ist wirklich eine wunderschöne Studentenstadt und ein bisschen mit Münster vergleichbar. Dadurch, dass die Stadt nicht so groß ist, findet man sich super schnell zurecht. Das meiste ist fußläufig oder mit dem Rad zu erreichen. Wenn das Wetter mal nicht mitspielt oder man unter Zeitdruck gerät kann man auch den Bus nehmen (das wird allerdings schnell recht teuer). Die ersten beiden Wochen sind wir viel mit dem Fahrrad gefahren, wovor wir aufgrund des Linksverkehrs zunächst etwas Respekt hatten. Man gewöhnt sich aber ganz schnell daran und dann ist es fast wie Fahrradfahren in Münster 🙂 Später hatten wir allerdings kein Fahrrad mehr zur Verfügung, da wir sowohl die Schule als auch das Stadtzentrum gut fußläufig erreichen konnten.
Das Stadtzentrum ist von den City Walls umgeben, die man in ca. 1 ½ Stunden umlaufen kann. Insgesamt gibt es sehr viele schöne alte Gebäude in York, die sogenannten Shambles erinnern ein bisschen an die Winkelgasse von Harry Potter. Eine tolle Sache in der UK ist, dass sehr viele Museen umsonst sind, in York ist bspw. im National Railway Museum der Eintritt frei. Außerdem gibt es unzählige Cafés und Kneipen, in denen es sich nach der Arbeit gut ausspannen lässt. Ein Highlight ist sicherlich ein Besuch im Kultcafé Betty’s Tearooms, um den traditionellen britischen Afternoon Tea zu genießen. Man sollte allerdings ein bisschen Zeit und Geduld mitbringen, da zu jeder Tageszeit eine lange Schlange vor dem Café ansteht und es nicht möglich ist einen Tisch zu reservieren.
Es bietet sich definitiv an, während der Wochenenden Trips zu umliegenden Städten zu machen. Wir waren bis jetzt an der Küste in Scarborough, in London, Edinburgh, Knaresborough, Leeds, Manchester, Nottingham und Oxford. Knaresborough ist wahrscheinlich der unbekannteste von den Orten, aber ein ganz niedlicher kleiner Ort mit einer tollen Brücke, in dem man gut spazieren gehen kann.
Die Schule ist mit insgesamt fünf Klassen à 30 Schüler/innen recht klein und man findet sich dort super schnell zurecht. Die Klassen sind jahrgangsübergreifend, das heißt es befinden sich in jeder Klasse, abgesehen von Class 5 zwei verschiedene Altersstufen. Ein Unterschied ist auch, dass die Lehrkräfte hier nicht wie in Deutschland die Kinder über die gesamte Schulzeit hinweg betreuen, sondern immer eine feste Jahrgangsstufe unterrichten (die Kinder bekommen also jedes Jahr ein/e neue/n Klassenlehrer/in). Außerdem sind die Schultage hier länger (von 8:40 bis 15:15), dazwischen gibt es eine 45min Mittagspause und mehrere kleinere Pausen zwischendurch. Wenn man in die Schule kommt, fällt direkt auf, dass jeder Klassenraum mit einem interaktiven Whiteboard ausgestattet ist. Das war für uns zunächst sehr beeindruckend, da wir das aus Deutschland nicht gewohnt waren. Uns wurde im Vorhinein gesagt, dass die Kleiderordnung in England strenger ist als an deutschen Schulen. Die Lehrer/innen haben oft Kleider oder feine Hosen, Blusen/Hemden mit Blazern/Sakkos getragen, aber letztendlich war es eher entspannter, als wir erwartet hätten und wir Praktikantinnen haben durchaus auch mal Jeans und Pullover getragen (es wird gebeten keine zerrissene Jeans zu tragen). Es bietet sich zudem an, Sportkleidung mitzubringen, denn wenn die Schüler/innen P.E. Unterricht haben, dann kommen die Lehrkräfte in Sportkleidung zur Schule.
Jede von uns wurde während des Praktikums einer festen Klasse zugeteilt, was ganz gut war, sodass man schneller mit den Schüler/innen vertraut wurde. Ich (Sophie) war Class 2 zugeteilt, in der sich sowohl Year 1´s als auch Year 2´s befanden. Dort gab es insgesamt relativ wenig Frontalunterricht und meine Aufgabe bestand hauptsächlich in dem Herumgehen und Unterstützen der Schüler/innen während Gruppenarbeiten. Außerdem habe ich zwischendurch mit einzelnen Kindern gelesen, Unterrichtsmaterial vorbereitet und auch mal eigenständig Gruppen von Schüler/innen betreut.
Ich (Alisa) war der Class 3 (Year 3 und Year 4) zugeteilt, welche der Altersgruppe von 7-9 Jahren entspricht. Zu meinen Aufgaben zählte es ebenfalls, herumzugehen und die Schüler/innen bei Fragen und Schwierigkeiten zu unterstützen. Ich wurde bei Gruppenarbeiten oft einer leistungsschwächeren Gruppe von Schüler/innen zugeteilt, welche andere Aufgaben wie der Rest der Klasse bekommen hat. Ich sollte diese erläutern und gemeinsam mit ihnen durchgehen. Zudem habe ich auch mit einzelnen Kindern Bücher gelesen sowie individuelle Kinder im Unterricht unterstützt, Unterrichtsmaterial vorbereitet und Arbeitsblätter korrigiert. Des Weiteren habe ich Class 5 (Alter 10/11) während ihres P.E. Unterrichts unterstützt. Die Klasse hatte Volleyball als Thema und da ich selber seit über 10 Jahren schon Volleyball spiele, habe ich die Chance gehabt ihnen dabei zu helfen, Volleyball spielen zu lernen. Dies hat mir sehr viel Spaß gemacht und es war eine schöne Abwechslung auch mit etwas älteren Kindern zu arbeiten. Die Schule bietet nach der Schule After School Clubs an wie z.B. Girl’s football oder Board Games Club. Ich habe mittwochs (bis zum Ende des ersten Terms) den Headteacher Mr Carr beim Girl’s football unterstützt, was mir ebenfalls viel Spaß gemacht hat.
Regelmäßig finden in der Schule Collective Worships und Assemblies statt, bei denen bspw. Schüler/innen geehrt werden, gemeinsam gesungen und gebetet wird. Während unserer Zeit hier, hatten wir neben einem Ausflug in die Bücherei, auch die Möglichkeit, mit Class 1 und 2 auf einen Ausflug in das Yorkshire Air Museum zu fahren.
Wir haben uns alle sehr wohl in der Schule gefühlt! Das Kollegium hat uns herzlich aufgenommen und wir hatten viel Spaß an der Heworth Primary School zu arbeiten.
Es war auf jeden Fall eine unvergessliche Zeit, aus der wir viele Erinnerungen mitnehmen und die ganzen Unsicherheiten und der Stress von den Vorbereitungen des Praktikums waren es am Ende definitiv wert! Wir sind uns sicher, dass wir auf jeden Fall wiederkommen werden!
Alisa und Sophie
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