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Augenheilkunde am Fuße des Tafelbergs

Jetzt zu dem wichtigsten Teil meines Berichts: PJ im Groote Schuur Hospital, Kapstadt, Ophthalmology Department.Das Groote Schuur Hospital liegt in Observatory, einem studentisch geprägten Stadtviertel Kapstadts. Groote Schuur ist ein weltweit bekanntes Krankenhaus, da hier 1967 die erste Herztransplantation der Welt gelungen ist.

Die erhaltenen Operationssäle und eine Ausstellung über dieses medizinische Ereignis kann im „Cape Heart Museum“ besichtigt werden. Im alten Teil des Krankenhauses ist heute hauptsächlich Verwaltung, während der Krankenhausalltag größtenteils in einem neueren Gebäudekomplex stattfindet. Das Krankenhaus ist ein Versorgungszentrum mit “tertiary and quaternary services” und deckt damit eine große Spannbreite an medizinischen Fachbereichen ab. Außerdem ist es das Lehrkrankenhaus der medizinischen Fakultät der University of Cape Town.

Die Augenheilkunde ist super organisiert. Es gibt eine Studentenbeauftrage, die uns Studenten für alle Fragen vor Ort oder per E-Mail zur Seite steht. Sie ist sehr engagiert und macht sich viele Gedanken darüber, wo und wie man richtig eingesetzt werden kann. Außerdem führte sie nach zwei Wochen ein Feedbackgespräch mit mir. An meinem ersten Tag habe ich eine Art Stundenplan bekommen, auf dem alle wichtigen Teachings, Visiten, Sprechstunden und OP-Tage aufgeführt waren. Die ersten zwei Wochen habe ich mich strikt an diesen Plan gehalten, um eine gute Orientierung über den Tagesablauf zu bekommen. Ab Woche drei habe ich meinen Plan ein bisschen individueller gestalten können und geguckt, wo ich die interessantesten Dinge sehen bzw. am meisten selber machen kann. Die Ärzte sind hier alle super nett und absolut bemüht, viele Dinge zu erklären bzw. die Studenten aktiv Dinge selber machen zu lassen. Alleine Patienten in den Sprechstunden zu untersuchen und den Ärzten vorzustellen war immer möglich. Auch die Krankenpflege ist sehr lieb und begrüßt mich jeden Morgen herzlich auf dem Flur der Ambulanz.

Jeder Tag beginnt zu einer anderen Uhrzeit. Morgens gibt es meistens eine „Morning Ward Round“, bei der die Patienten auf Station gesehen und besprochen werden. Der Morgen kann jedoch auch mit einem Teaching oder direkt in der Ambulanz starten. In der Ambulanz werden Patienten ca. bis 16:00 Uhr gesehen. Jeder Tag ist für einen bestimmten Fachbereich vorgesehen, so ist montags Glaukom-, dienstags Retina-, mittwochs Ocular Plastics- und Schielsprechstunde, gefolgt von Anterior Segment-Sprechstunde am Donnerstag und der Uveitis Klinik am Freitag. Parallel zu diesen festen Sprechstunden findet die ganze Zeit „the Q“ statt, wo die Patienten mit akuten Krankheiten oder Notfällen vorstellig werden. Auch im OP ist man immer herzlich willkommen und darf viel zugucken. Assistieren ist dort jedoch nicht so häufig möglich, da meistens bereits ein Facharzt und ein Assistenzarzt pro OP eingeplant sind. Sollte dies aber mal nicht der Fall sein, so darf man sich häufig ebenfalls einwaschen und kleinere Aufgaben übernehmen. Einmal pro Woche ist es möglich, ins Red Cross Childrens Hospital zu gehen und dort die Kinderaugenheilkunde zu erleben. Wenn man möchte, kann man zusätzlich an einem weiteren Krankenhaus das ROP (Retinopathy of Prematurity) Screening mitmachen. Insgesamt also wirklich vielfältig und jeden Tag gibt es durch den festgelegten Schwerpunkt des Tages etwas Neues zu sehen.

Da das Medizinstudium hier in Südafrika etwas anders aufgebaut ist als in Deutschland, waren alle sehr verwundert, dass ich für ganze 8 Wochen nur die Augenheilkunde besuchte. Dadurch hatte ich anfangs das Gefühl, dass die hiesigen Ärzte sich ein bisschen unsicher waren, was sie mir überhaupt zeigen bzw. erklären sollten. Aufgefallen ist mir im Krankenhaus zudem definitiv eine lockere Stimmung zwischen Fachärzten („Consultants“) und Assistenzärzten („Registrars“). Kritik wird viel freundlicher geäußert und generell herrscht eine geringere Hierarchie. Außerdem werden Assistenzärzte bereits chirurgisch fest eingeplant und angelernt. Sehr positiv ist mir auch aufgefallen, dass es neben den Visiten, viermal(!) pro Woche ein Teaching für Assistenzärzte gibt. Ärzte tragen hier keine Kittel, sondern nur an OP Tagen Scrubs. Ansonsten laufen sie ganz normal in Alltagskleidung über die Station und Ambulanz. Das Groote Schuur Hospital hat ein wirklich riesiges Einzugsgebiet und so kann es sein, dass Patienten über 400 km fahren, um behandelt zu werden. Zudem liegen sie manchmal länger auf Station, da sie nicht für mehrere Folgeuntersuchungen hin und her fahren können. Auch das Krankheitsspektrum ist anders zu dem, was wir aus Deutschland kennen. Am deutlichsten ist mir aufgefallen, dass Krankheiten, die durch Immunsuppresion gehäuft vorkommen mehr vertreten sind, Tuberkulose und HIV eine große Rolle spielen und Maculadegeneration kaum vorkommt. Außerdem gibt es hier teilweise erschreckende Augentraumata. Ziemlich witzig fand ich die Erfahrung, dass Patienten nicht zu ihren Terminen kommen, wenn das Wetter „schlecht“ ist (schlecht bedeutet hier 15 °C und bewölkt).

Nicola

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