Aufgaben und Arbeitsalltag im Fachbereich Deutsch

Hey Allerseits,

heute moechte ich einmal genauer auf meine Aufgabenfelder in meinem Praktikum eingehen.

Seit Beginn meines Praktikums habe ich – bis auf geringfuegige Aenderungen ab und an – denselben Stundenplan. Insgesamt arbeite ich 12 Stunden in der Woche im German Department; wie sich diese zusammen setzen, werde ich in diesem Eintrag genauer erlaeutern. Der Deutschunterricht beginnt an meiner Schule in der 8ten Klasse und kann bis zum Abitur in der 12ten Klasse fortgefuehrt werden.

Ich arbeite mit A.A. (weiblich, 34), die alle Deutschklassen der 8ten und 9ten Klasse (jeweils x3) unterrichtet. Jede Klasse hat nur 1×50 Minuten pro Woche, was undiskutierbar zu wenig ist. A.A. und ich koennen es nicht aendern, sondern muessen immer versuchen, das meiste aus der gegebenen Zeit herauszuholen. Das Level der SchuelerInnen ist insgesamt sehr niedrig, was bei einer Stunde pro Woche auch erstmal nicht weiter verwunderlich ist.

Nach anfaenglicher Eingewoehnungszeit, hat mich A.A. sehr schnell in das Unterrichtsgeschehen eingebunden. Ab der dritten Woche circa waren wir als Team eingespielt und haben alle Unterrichtsstunden mit Team-Teaching bestritten. Das klappte – und klappt auch immer noch – sehr gut. Immer oefter darf ich A.A. auch ganz abloesen und – waehrend sie hinten im Klasseraum Hefte korrigiert oder andere liegengebliebende Arbeiten erfuellt – den Unterricht allein leiten. Es gab auch schon Tage, an denen A.A. krank war und ich ganz ohne fachliche Unterstuezung den Unterricht gemacht habe (allerdings hatte ich bisher jedes Mal einen Supply-Teacher  dabei, der mich in der jeweiligen Unterrichtsstunde unterstuezt hat, SchuelerInnen zu kontrollieren – jedoch ohne Deutschkenntnisse, weshalb die Unterrichtsfuehrung und -inhalte mir ueberlassen waren).

Zusaeztlich zum normalen Unterricht erfuelle ich kleinere Aufgaben wie zum Beispiel das Korrigieren von Heften oder Bewerten von Hausaufgaben. Insgesamt komme ich mit A.A. auch mit am besten als Kollegin aus. Ich bin sehr froh darueber, dass ich hier jemanden gefunden habe, mit dem ich ueber mehr als nur ueber die Arbeit sprechen kann.

C.M. (maennlich, Mitte 50) hat alle Klassen von der 10 bis zur 12. Waehrend A.A. auch franzoesisch unterrichtet, ist C.M. ausschliesslich auf Deutsch fokussiert.

Ich bin bei C.M. in Year 10 dabei, allerdings helfe ich nicht so viel im Unterricht, sondern meine Aufgabe ist es, die SchuelerInnen auf ihre muendlichen Pruefungen naechstes Jahr vorzubereiten. Zu diesem Zweck nehme ich immer zwischen zwei und drei Schueler gleichzeitig aus dem Unterricht und uebe mit ihnen einfache Dialoge und Saetze in einem anderen Klassenraum (das Niveau ist in der 10ten Klasse immer noch sehr niedrig), um insgesamt ihre Aussprache zu verbessern und ihren Wortschatz zu erweitern. Die Kurse sind in der 10ten Klasse schon deutlich kleiner, was so zu erklaeren ist, dass SchuelerInnen Deutsch nicht mehr verpflichtend belegen muessen.

Mit dabei bin ich auch in Year 12 (auch 6-Formers genannt, weil es sich um die 6te Stufe seit Beginn der weiterfuehrenden Schule handelt) – Achtung: Die Grundschule geht in England von der 1ten bis zur 6ten Klasse und die weiterfuehrende Schule beginnt mit der 7ten Klasse!) mit C.M. im Deutschunterricht dabei. Der Kurs besteht nur aus zwei SchuelerInnen – einem Jungen und einem Maedchen. Wie ich sehr schnell bemerkt habe, sind diese beiden (die in Deutsch auch beide ihre Abiturpruefung bestreiten) verglichen mit dem Niveau und Wissensstand in unterem Jahrgangsstufen schon relativ fortgeschritten. Beide SchuelerInnen haben grosses Interesse an der deutschen Sprache und sind aufgrund dessen dem Unterricht gegenueber auch sehr aufgeschlossen. Ein Unterricht mit nur zwei SchuelerInnen ist natuerlich auch deutlich effektiver, als einer mit einer normal grossen Klasse mit circa 25-30 SchuelerInnen. Ich bin in zwei von vier Stunden im Deutschunterricht der 12 mit dabei. Am Anfang habe ich auch hier erstmal beobachtet, wobei mich C.M. direkt sehr eingebunden hat, z.B. durch Fragen zu bestimmten Ausdruecken oder zur Aussprache, die ich als Muttersprachler natuerlich gut beantworten kann. Mittlerweile habe ich auch schon mehrere Schulstunden vorbereitet und gehalten, wobei sich C.M. immer mehr zurueckgezogen hat. Gerade gestern habe ich eine Stunde gegeben, bei der ich die komplette Leitung uebernommen habe und C.M. hinten im Klassenraum beobachtet hat.

Zusaetzlich zum normalen Unterricht arbeite ich mit beiden SchuelerInnen jeweils noch eine weitere Stunde getrennt voneinander, um Unterrichtsthemen zu festigen und insgesamt eine  gute Vorbereitung auf die Pruefungen naechstes Jahr gewaehrleisten zu koennen. Soweit ich feststellen kann, hilft diese zusaetzliche Stunde beiden SchuelerInnen enorm; was ich als besonders essentiell wahrnehme, ist, dass beide nochmal mehr aus sich rauskommen koennen, da sie nicht dem direkten Blick des jeweiligen anderen und dem des Lehrers ausgesetzt sind. Dieser von mir wahrgenommene Druck, kommt meiner Meinung nach dadurch zu Stande, da der Kurs so unglaublich klein ist, und man deswegen als SchuelerIn nie die Moeglichkeit hat, sich mal kurz zuruecklehnen oder im Unterricht mal nicht aktiv mitzuarbeiten. Ich glaube, eine perfekte Kursgroesse ist zwischen sieben bis zehn SchuelerInnen. Ich selbst hatte zu Schulzeiten einen mit 8 MitschuelerInnen perfekt-grossen (was meine persoenliche Wahrnehmung betrifft) Englisch-Leistungskurs. Trotzdem bietet ein Kurs mit nur zwei SchuelerInnen natuerlich auch eine ideale Lernvorraussetzung und ist ohne Zweifel besser, als ein Kurs mit mehr als 15 oder 20 SchuelerInnen.

Es ist kein Unterricht, aber es passt eher zu meinem Beitrag ueber das German als ueber das English Department,: 1x pro Woche treffe ich mich mit einem oesterreichischem Maedchen, dass hier in die siebte Klasse geht. Dabei geht es absolut nicht um Unterricht (unabhaenging davon, dass sie meine Hilfe weder in Deutsch noch Englisch braeuchte), sondern wirklich nur um ein nettes Gespreach, dass Schuelerin T. glaube ich sehr gut tut, da sie – seit sie vor einem Jahr nach England gekommen ist – nicht mehr oft dazu kommt Deutsch zu sprechen. Ich habe auch Spass an den Treffen, denn es ist fuer mich eine tolle Gelegenheit, etwas aus der Lehrerrolle rauszukommen und den Menschen hinter der Schueleridentitaet kennenzulernen.

Desweiteren helfe ich S.F. (weiblich, Mitte 30) waehrend der Tutor Time mit ihrer Form. S.F. ist Franzoesisch-Lehrerin und da Franzoesisch und Deutsch zusammen das Modern Foreign Langauges (MFL)-Department bilden, ist ihr Klassenraum auf demselben Korridor, wie die Deutschklassenraeume (weswegen ich es auch zusammen mit meinen anderen Aufgaben im German Department erwaehne). In der Tutor Time werden meistens organisatorische Dinge erledigt. Meine Aufgaben wechseln staendig. Eine Zeit lang musste ich mit allem die sogenannten Student Interviews durchfuehren, in denen SchuelerInnen angeben sollen, ob und wo es Probleme in der Schule gibt (bezueglich des Unterrichts, aber auch ausserhalb von Stunden). 1x die Woche findet anstelle der normalen Tutor Time eine Schuelerversammlung statt, deren Inhalte und Hintergruende ich in einem anderen Beitrag beschreiben werde.

Das sind soweit meine Aufgaben im Fachbereicht Deutsch. Natuerlich weichen meine Aufgaben hier und da auch mal ab, aber im Grunde aendert sich nicht viel an meinem Plan. Ich finde es sehr wichtig, einen geregelten Stundenplan zu haben; das hat mir – und den SchuelerInnen – die Moeglichkeit gegeben, sich aneinander zu gewoehnen und ich bin im Bilde darueber, was die jeweilige Klasse im Unterricht gerade durchnimmt. Es ist viel besser, nicht in 20 (uebertrieben gesagt) verschieden Klassen gleichzeitig zu sein, sondern sich auf einzelne zu konzentrieren.

Cheers, Wiebke

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