Mein Name ist Sina und ich bin über die spanische Fakultät der Uni Münster an ein Praktikum an der Uni Complutense in Madrid gekommen.In diesem Beitrag möchte ich erst einmal über meine erste Zeit in Madrid berichten.
Nach intensiver Internetsuche auf dem Portal idealista und selektiver Vorarbeit zu Hause hatte ich einen ganzen Wochenplan erstellt mit verschiedensten Wohnungen, die es zu besichtigen galt.
Ende August bin ich dann schließlich angereist. Die Auswahl der Wohnung wurde dann nach Nähe zur Uni und guten Transportverbindungen zum Zentrum getroffen. Gesucht habe ich nach einem WG-Zimmer oder einem kleinen Apartment für 2 Personen, für meinen Partner und mich.
Mit der Mama als Entscheidungshilfe im Gepäck ging es dann einer abenteuerlichen Woche quer durch Madrid entgegen. Bis ich am Ende fast jedes Viertel kannte und mich mittlerweile in der Großstadt schon gut orientieren konnte. Diese Einfindungswoche kann ich nur empfehlen, mir hat es geholfen sich einen guten Überblick über die Stadt zu verschaffen. Zu Fuß von Wohnung zu Wohnung zu sausen ist der beste Weg, diese atemberaubende Metropole und seine Bewohner kennenzulernen.
So ging es dann zuerst mal in eine der berühmtesten Einkaufsstraßen der Stadt: calle Fuencarral, die mir wegen der zentralen Lage sehr ansprechend erschien. Im Schwulenviertel Chueca wurden wir dann auch von einem Pärchen empfangen, die uns ein klitzekleines WG Zimmer im Hinterhof anboten. Auch wenn die Lage noch so vielversprechend war, lag es leider preislich, mit knapp 750 Euro für ein 14 qm großes Zimmer, nicht ganz im Rahmen. Andere Wohnungen in der gleichen Gegend wurden für ein ähnliches Preisleistungsverhältnis angeboten wie z.B. ein Zimmer im Studentenwohnheim. Daher kann ich eine sehr zentrale Lage nicht unbedingt empfehlen.
Wir haben wirklich einiges gesehen: Ein anderes Mal haben wir auf einen Aushang im Viertel Malasaña reagiert. Eine ganz besondere Dachgeschosswohnung, die nur über eine Leitertreppe zu erreichen war.Für 250 Euro war der Preis pro Nase ein Schnäppchen und der spirituelle Flair dieser Künstlerwohnung war durchaus einladend, wenn man dann jedoch bedenkt , dass weder Klimaanlage noch Heizung vorhanden waren, wurde ich dann doch vom Dach wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Auch im Viertel La Latina muss ich noch von einer tollen WG berichten, die aber nur wenige Meter vom “Plaza del Tirso de Molina“entfernt war. La Latina, das an das multikulturelle Viertel Lavapies angrenzt, ist auf der einen Seite eine tolle Gegend für Märkte wie dem Rastro, dem Mercado La Latina, Tapasbars, zahlreichen Terrassen und Kneipentouren. Auf der anderen Seite sieht man aber auch an manchen Stellen die weniger schönen Seiten einer Großstadt, wie z.B auf dem Plaza Tirso de Molina. Für mich war es dann auch sehr wichtig mich sicher und wohl zu fühlen, was hier nicht gegeben war.
Ich musste feststellen, dass die Wohnungen, die nicht ganz im Zentrum lagen immer interessanter wurden. Man bekommt auf einmal viel mehr für sein Geld und kann vom Lärm und Trubel eine Auszeit nehmen. An dieser Stelle muss ich auch nochmal betonen wie gut das Metronetz der Hauptstadt ausgebaut ist, man kann jeder Zeit jedes Ziel erreichen bis 1.30 Uhr, dann fährt die nächste Metro erst wieder um 6.00 Uhr, jedoch gibt es Nachtbusse, die man auf der Seite des EMT konsultieren kann.
Nach langem Überlegen habe ich mich dann für ein Apartment mit dem fürsorglichsten Vermieter der Welt in Puerta de Angel entschieden, das nur 4 Metrostationen mit der grauen Linie 6 von der Uni liegt. Die Atmosphäre war gutbürgerlich und nicht so hektisch wie im direkten Zentrum.
Entscheidender Auslöser meines neuen Heims war dann wohl die wunderschöne große Dachterrasse, die von allen Bewohnern genutzt werden konnte und auf der ich jede freie „sonnige“ Minute meiner Praktikumszeit genießen durfte. Ein nächster ausschlaggebender Faktor war der größte Park von Madrid: Casa de Campo, der kinderleicht zu Fuß zu erreichen ist und für Sportbegeisterte wie mich ideal.
In der ersten Woche habe ich dann schon gleich meine zuständige Professorin Isabel kennengelernt, das Unigelände besichtigt und mein neues zweites Zuhause, das Büro von Isabel und allen Praktikanten, begutachtet. Außerdem haben wir mit ersten Vorbereitungen wie dem Anlegen einer Google Site, die den Studenten beim Aufbau des Wortschatzes und Leseverständnis mit realistischem Material wie Nachrichten, deutsche Welle und deutschen Songtexten auf spielerischer Weise helfen soll, begonnen. Zudem konnten wir schon ein Plakat als Werbung des deutschen Kinos “Cineclub Alemán” entwerfen. Dieses Kino besteht darin einen original deutschen Film mit spanischen Untertiteln zu zeigen und diesen vor und nach zu besprechen.
In den nächsten Tagen wurden wir dann direkt der ganzen deutschen Abteilung vorgestellt. Bei einer Versammlung zur Vorbereitung der Deutschkurse wurden Hausarbeiten, Unterrichtsmethoden und Klausuren besprochen. Schließlich wurde zusammenfassend gemeinsam ein Semesterplan für alle Sprachpraxiskurse erstellt.
Mein erster Eindruck? – Super positiv. Alle waren sehr freundlich und aufgeschlossen, ob Sekretärin, Lektoren des DAADs oder Deutsch-Professoren, meine Erwartungen wurden bei weitem übertroffen und ich hatte richtig Lust in diesem Team zu arbeiten und von ihm zu lernen.
Meine Erwartungen waren auch anfangs schwer definierbar, ich wusste kaum was auf mich zukommt. Wie groß die Klassen sind, wie ein typischer Deutschunterricht an der “Universidad Complutense” aussieht und inwiefern wir in den Unterricht mit eingebracht werden, waren Fragen, die mir durch den Kopf gingen. Außerdem war ich nervös, ob alles so klappt, wie ich es mir vorstellte. Doch Schritt für Schritt wurden wir ins Team aufgenommen und meine Fragen haben sich von alleine beantwortet.
Wow, wirklich toller Beitrag!
Toll wie du deinen Findungsprozess beschreibst und ebenso auf was man bei der Wohnungssuche achten sollte.
Meiner Meinung nach können deine Erfahrungen auch wirklich toll von anderen Personen in einer ähnlichen Lebenssituation genutzt werden.
Toller Artikel, weiter so!
Grüße
Yannick
Ein Bekannter von mir zieht auch bald nach Madrid und tut sich mit der Wohnungssuche wirklich schwer. Ein paar tolle Angebote hat er über diverse Immobilienseiten im Netz gefunden, allerdings zu wirklich sehr unterschiedlichen Preisen. Da heißt es wohl nur dran bleiben, bis das passende gefunden ist. Ich werde ihm diesen Beitrag mal weiterleiten, um ihn ein bisschen aufzuheitern. Danke für den tollen Post.