Mehr als die Hälfte meines Praktikums hier in Madrid ist bereits vorüber und die Abläufe der universitären sowie schulischen Arbeitstage sind bereits zum bekannten Alltag geworden.
In naher Zukunft erwartet mich meine Rückreise nach Deutschland und neben einzigartigen Erfahrungen, die sowohl mein Privatleben als auch meinen beruflichen Werdegang prägen und die ich hier in Madrid sammeln konnte, ergeben sich mir nun folgende Fragen: Was nehme ich aus meinem Praktikum mit? Welche Perspektiven haben sich für mich während meines Auslandsaufenthalts ergeben und welche verändert?
Ich muss sagen, dass ich auf beide Fragen auf Anhieb keine umfassende Antwort geben kann. Wenn ich aber auf die letzten Monate zurückblicke, so stelle ich fest, dass ich sowohl in meinem universitären sowie schulischen Praktikum und in Madrid generell viele nette Menschen kennengelernt habe, die meinen Aufenthalt hier sehr bereichert haben, mir geholfen haben, Erfahrungen für meine berufliche Zukunft zu sammeln und mich stets unterstützt haben, mein Spanisch weiterzuentwickeln. Ich habe die Madrilenen als sehr offen gegenüber Ausländern, freundlich und interessiert kennengelernt, die immer etwas zu erzählen haben, sich daher immer Zeit für sich selbst und ihre Mitmenschen nehmen, sich in Cafés tummeln, das Leben genießen und auch mal Fünfe gerade sein lassen können. Und das kann ich nicht nur auf das Privatleben, sondern auch auf das berufliche Leben beziehen, womit ich nicht sagen will, dass die Spanier nicht arbeiten. Doch vielleicht habe ich das Arbeiten und Unterrichten hier in spanischen Bildungseinrichtungen als ein anderes empfunden als das, welches ich in derartigen deutschen Einrichtungen kennengelernt habe. Der Umgang zwischen Dozenten und Studenten sowie zwischen Lehrern und Schülern war fast immer sehr freundlich, respektvoll und entspannt, der Unterricht dabei ein völlig anderer, als der, den ich aus meiner eigenen Schul- und Unizeit und aus Praktika an deutschen Schulen kenne. Sicherlich lernen Studenten und Schüler auch hier, was ihnen zusteht, wenn auch der Unterricht oft undisziplinierter und unruhiger ist, als der in vergleichbaren Schulen in Deutschland.
Die Frage, was ich also aus meinem Praktikum hier mitnehme, kann ich nun folgendermaßen beantworten: Nach anfänglicher Überraschung vor allem über den Unterricht an der Schule, frage ich mich nun, was wohl wichtiger und erfolgsversprechender ist: Ein völlig disziplinierter Unterricht, bei dem SchülerInnen zwar genügend Inhalte vermittelt bekommen und diese in ruhiger Atmosphäre lernen können, vor Überdruss aber vielleicht keine Zeit bleibt zu erkennen, wozu sie Gelerntes wohl gebrauchen können und wann sie es anwenden sollen, und bei dem Lehrer oft gestresst und überarbeitet sind, oder ein Unterricht, der oft undisziplinierter verläuft, dafür auch mal Luft geholt werden kann und in dem jede Menge Platz bleibt, Zwischenmenschliches zu pflegen. Ich halte eine Mischung von beidem vielleicht für utopisch, aber für ideal und erstrebenswert und für eine Perspektive, die in deutschen und spanischen Schulen unbedingt erreicht werden sollte und an der ich als angehende Lehrerin nur meinen Beitrag leisten kann. Und eben das ist, was ich aus meinem Praktikum hier mitnehmen kann.
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