Hallo!
Seit etwas mehr als einem Monat bin ich nun schon in Sligo und möchte euch daher einmal von meinem Arbeitsalltag in der Schule berichten. Mein Praktikum findet am Mercy College statt, einer Secondary School, die mit einer deutschen Gesamtschule vergleichbar ist, d.h. es werden verschiedene Abschlüsse angestrebt.
Die Schule ist eine reine Mädchenschule und es findet auch Inklusion statt. Wie üblich in Irland, ist das Mercy College eine Ganztagsschule: Von ca. 9 bis 16 Uhr ist jeden Tag Unterricht, nur freitags ist schon um 13:30 Uhr Schluss. Auf dem Bild hier seht ihr die Schule. Das Hauptgebäude ist ein Kreis, also kann man sich schon mal nicht verlaufen… 😉
Am Anfang des Praktikums war alles etwas unorganisiert und chaotisch für mich, weil meine Schule zum ersten Mal ausländische Lehramtspraktikantinnen aufgenommen hat und das irische Lehramtsstudium solcher Praktika gar nicht vorsieht. Daher wussten die Lehrer*innen zunächst nicht so recht, welche Aufgaben sie mir geben können. Nachdem ich erklärt habe, was Sinn und Zweck des Aufenthalts ist, waren aber alle sehr offen und nett. Egal wen ich gefragt habe, gab es positive Reaktionen und ich konnte in jedem Unterricht mitgehen.
Zuerst habe ich im Unterricht vor allem hinten gesessen und beobachtet, wie alles abläuft. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Schülerinnen überwiegend sehr diszipliniert und respektvoll sind und die Lehrer*innen nur wenig erzieherische Maßnahmen ergreifen müssen. Der Unterricht ist oft frontal auf die Lehrperson ausgerichtet und die Schülerinnen müssen viel lernen, da häufig Tests geschrieben werden.
Nach zwei bis drei Wochen kamen dann einige Lehrer*innen auf mich zu und haben mich gefragt, ob ich auch selber unterrichten möchte. Die Chance habe ich sofort mit Freude ergriffen und unter anderem eine Geschichtsstunde zu “Ötzi the iceman” gegeben. Zudem habe ich jetzt fest eine Klasse in meinem Unterrichtsfach SoWi (das Fach heißt hier CSPE: Civic, Social and Political Education). In dem Kurs behandle ich Themen wie die Sustainable Development Goals der UN, Armut in der Welt und in Irland und Gender-Equality. Das macht mir großen Spaß, weil ich so meine eigenen Interessen verwirklichen und die im Studium gelernten Inhalte anwenden kann. Darüber hinaus unterrichte ich immer wieder kleine Einheiten in den Deutschstunden aller Klassenstufen und durfte auch schon mehrfach die Deutschlehrerin den ganzen Tag über vertreten, wenn sie nicht da war. So konnte ich den Arbeitsalltag einer irischen Lehrerin einmal selbst erleben, was mir viel Spaß gemacht hat.
Außerdem wurden mir direkt am Anfang des Praktikums zwei internationale Schülerinnen zugeteilt, die ich eine Stunde am Tag individuell betreuen und fördern soll. Die eine Schülerin kommt aus Spanien, die andere aus Frankreich, und beide werden hier das Schuljahr absolvieren. Da alle Stunden auf Englisch stattfinden, brauchen sie etwas Hilfe mit dem Fachvokabular. Daher machen wir oft zusammen die Hausaufgaben oder üben für Tests. Die Stunden mit den beiden machen viel Freude, denn ich kann von Woche zu Woche sehen, wie sich ihr Englisch verbessert und wie sie sich nach und nach einleben. Daneben habe ich noch eine Stunde pro Woche eine Inklusions-Schülerin, die Deutsch lernen möchte. Auch hier ist es schön zu sehen, wie motiviert sie ist und stetig Fortschritte macht.
Wie ihr seht, habe ich durchweg Positives zu berichten. Das Einzige, was am Anfang etwas anstrengend war, war die spontane Art an der Schule. Manchmal erfährt man erst zu Stundenbeginn, dass die Stunde wegen einer anderen Veranstaltung ausfällt, oder man wird ganz spontan gefragt, ob man irgendwo Aufsicht machen kann. Andererseits ist das Lehrpersonal viel entspannter als an den deutschen Schulen, die ich kenne. Man macht sich hier nicht so viel Stress und Zeitdruck und plant nicht alles bis ins kleinste Detail voraus. Auch in den Pausen wird nicht hastig korrigiert oder kopiert, sondern entspannt Kaffee getrunken, gegessen und geredet. Ich habe mich auf jeden Fall schon ganz gut daran gewöhnt und sehe auch selbst alles entspannter. Das ist auch etwas, was ich gerne mit in meinen Alltag in Deutschland mitnehmen würde – alles einfach ein wenig lockerer zu sehen!
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