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Arbeiten in London?

Mein Praktikum als Medizin PJler in London geht in die letzte Woche. Fazit? Mir hat die Arbeitsweise in englischen Krankenhäusern ganz ausgezeichnet gefallen.

Würde ich deswegen in London als Assistenzarzt starten? Nein, würde ich nicht, nicht in London.

Erst einmal zu den großen Vorteilen. Die Ärzte haben vom Assistenten bis zum Prof deutlich weniger Stress. Als Facharzt hat man einfach 4 Tage die Woche Zeit, um der patientenbezogenen Forschung nachzugehen. In Deutschland ist Zeit für Forschung eher das, was man nach der Arbeit ab 6 Uhr hat. Es wird in London viel Wert auf die klinische Ausbildung gelegt. Die Hierarchien sind deutlich weniger steil. Jeder, vom Assistenten bis zum Prof, sitzt in den Ausbildungsbesprechungen zu komplexen klinischen Fällen. Jeder gibt sein Commitment und unliebsame Aufgaben werden nicht abgeschoben. Die Forschung am University College London ist grandios. Aus Sicht der klinischen Ausbildung und der wissenschaftlichen Optionen also sicher der Garten Eden!

Was man aber nicht vergessen kann ist, dass man ja auch wohnen, essen und leben muss neben der Arbeit. Da geht es in London leider los mit den Problemen. Wohnen ist unheimlich teuer. Die Miete für 1 bis 2 Personen Appartments nah (15 min Tube) bei der Klinik liegt bei 2500 € – für kleine einfachverglaste Bruchbuden. Wenn man bedenkt, dass die Ärzte als Assistenten pro Jahr 40000€ verdienen, dann weiß man schon wo das Geld hingeht.

Ich habe eine Tochter und mein Sohn kommt im April. In Deutschland beschweren sich ja viele Leute über die schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Den Leuten kann ich nur raten, einfach ins Ausland zu schauen. Bei diesem Thema ist Deutschland einfach ein großartiges Land, das seinen Bürgern viel bietet.

In London kostet Kinderbetreuung beispielsweise 2000 € pro Monat. Der Effekt von Wohnkosten und Betreuungskosten: Zwischen 20 und 30 haben kaum Londoner Kinder, weil sie es sich finanziell wirklich nicht ansatzweise leisten können. Mit einer Familie für die Assistenzarztzeit nach London zu ziehen ist also schlichtweg keine Option.

London als Stadt ist ein sehr guter Mix aus Wohngegenden, großen Parks und einigen der größten und besten Museen Europas. Man kann super rausgehen und die Pubkultur kann einem nur sympathisch sein. Auf der anderen Seite sind da diese Tage, an denen 3 Züge der Picardilly Line (Tube) morgens so voll an der Station halten, dass man schon viel Erfahrung bei Tetris haben muss, um sich auszumalen, wie da wer wieder rauskommt. Man möchte einfach raus aufs Land und weg von Lärm und Menschenmenge.

Fazit jetzt aber ma: Ich würde immer wieder im Studium hierher kommen. Solche Erfahrungen zu sammeln erweitert den Blick und nebenbei lernt man auch Leute aus der ganzen Welt kennen. Man lernt andere Lehrphilosophien und Gesundheitssysteme kennen. Man lernt die Eigenheiten anderer Länder kennen und die eigenen zu hinterfragen. Letztendlich lernt man aber zu schätzen, dass man dort zu Hause ist, wo man gut mit seiner Familie leben und gut arbeiten kann. Für mich könnte dies später durchaus Oxford oder Cambridge sein.

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