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Ankunft in Usbekistan – Land und Leute

Vor meinem Praktikum war die Aufregung und Vorfreude groβ, denn ich hatte mich schon seit langer Zeit in einem Seminar und natürlich auch Zuhause darauf vorbereitet. Zunächst ging es für mich nicht sofort ins Praktikum, sondern auf eine ziemlich lange Reise. Sechs Wochen vor Praktikumsbeginn haben mein Freund und ich unsere Rucksäcke aufgesetzt und ab ging es mit dem Flugzeug nach Georgien.

In diesem wunderschönen Land sind wir gute zwei Wochen geblieben und haben uns mehr als wohl gefühlt. Als sich diese Zeit leider dem Ende zuneigte, haben wir uns auf den Weg nach Baku gemacht, denn von dort haben wir das kaspische Meer auf der LKW-Fähre “Professor Gül”, trotz stürmischer See und einer Reise von vier anstatt wie geplant einem Tag, sicher überquert. Da wir mit einigen LKW-Fahrern auf dem Boot (genügend Zeit hatten wir ja nun wirklich) Freundschaft geschlossen hatten, wurden wir nach einer stundenlangen Zollkontrolle in Kasachstan in einen riesigen LKW verladen und schon ging es Richtung Usbekistan. Viel zu sehen gab es auf der Fahrt nicht, aber einen unglaublichen Sternenhimmel und einen traumhaften Sonnenaufgang mit einer riesigen Kamelherde davor waren echte Highlights.

Nachdem wir an der usbekischen Grenze äuβerst freundlich empfangen wurden, ging es mit einer anderen Truppe usbekischer LKW-Fahrer weiter bis wir endlich, müde und erschöpft, die Oasenstadt Chiva erreichten. Als wir dort gegen Abend unseren ersten Streifzug unternahmen, fehlten uns die Worte. Als wir durch die leeren Straβen liefen und an den wunderschönen blauen Kacheln der Moscheen und Medressen vorbeispazierten, kamen wir uns vor, als wären wir zu spät zu einem Filmdreh eines “1000 und eine Nacht Märchens” gekommen und hätten das ganze Filmset nun für uns.

Die sandfarbene Stadtmauer und die alten Gebäude gaben uns das Gefühl, in eine vergangene Zeit einzutauchen. In den Straβen kann man den Menschen bei ihren Handwerken, wie dem Schnitzen von Holz oder dem Besticken von Stoffen, zusehen und das köstliche usbekische Essen kann man in gemütlichen Restaurants genieβen. Unsere Reise führte uns noch durch viele andere usbekische Städte wie Samarkand, Taschkent, Kokand und Margilan. Wir erlebten Usbekistan als interessantes Reiseland mit unzähligen wunderschönen,  historischen Gebäuden, herzlichen Menschen, lauter Musik und leckerem Essen.

Während meiner ersten Wochen im Praktikum, an der Universität in Buchara, wurde mir dann jedoch bewusst, dass ich nur einen Bruchteil der Kultur und des Landes kennengelernt hatte und mich immer noch viel Neues erwartete. So wurde ich an meinem ersten Praktikumstag auf eine usbekische Hochzeit eingeladen, die unzählige Gäste, leckeres Essen und ohrenbetäubend laute Musik zu bieten hatte. Ob ich wollte oder nicht: ich habe getanzt und auf der Hochzeit in der nächsten Woche auch eine Rede gehalten, was natürlich alles von dem professionellen Kamerateam, das vor Ort war, festgehalten wurde. Da meine Rede von der einzigen anwesenden Person, die auch Deutsch sprechen konnte, übersetzt wurde, hoffe ich einfach, dass sie die richtigen Dinge gesagt hat. 😉

Von der unendlichen Gastfreundschaft der Usbeken durfte ich noch mehr spüren, denn ich wurde unentwegt eingeladen und wunderbar von den Studierenden hier an der Universität in Freizeitaktivitäten eingebunden.

In meiner ersten Woche erwartete mich dann auch noch eine kleine Überraschung; beim Mittagessen hieβ es plötzlich: “Um 5 musst du zur Polizei”. Davon etwas schockiert wartete ich nun also bis es endlich 5 Uhr war und zerbrach mir den Kopf, was ich wohl verbrochen haben könnte… Mit meinem Begleiter, einem Dozenten der Universität, bei der Polizei angekommen, stellte sich nun heraus, dass ich während meiner Reise nicht vorschriftsmäβig registriert worden war, da mir die Hotels zwar ein Papier ausgestellt hatten, mich aber nicht  beim Staat gemeldet hatten, um Geld zu sparen. Die Registrierung ist eines der vielen Überreste der einstigen Sowjetunion. Um diese Hotels nun zu belangen, sollte ich also eine schriftliche Aussage abgeben, die mein Begleiter dann übersetzte. Meine Anspannung auf der Polizeistation legte sich schnell, als ich bemerkte, dass sich alle Anwesenden mehr für das Nationalspiel der usbekischen Fuβballmannschaft interessierten, als für mich. 🙂

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