Namaste! 🙂
Hier kommt mein zweiter Bericht aus Bhaktapur, in dem ich mein Praktikum an der Shree Krishna Secondary School näher beschreibe.
Es handelt sich um eine staatliche Schule mit einem Kindergarten und Klassen von Stufe eins bis zwölf. Die Schule wurde vom Erdbeben 2015 nicht beschädigt und ist in einem (für nepalesische Verhältnisse) sehr gutem Zustand.
Es gibt viele Klassenräume und gut erhaltene Gebäude. Außerdem gibt es einen Computerraum. Der Kindergarten und die Klassen 1-3 sind in einem Gebäude, die Kinder bekommen jeden Tag Mittagessen und deren Unterricht geht von 10:20-15:20 Uhr. In einem zweiten Gebäude werden die Klassen 4-6 unterrichtet und in einem dritten Gebäude die Klassen 7-12. Deren Unterricht geht von 10:20-16:00 und sie bekommen kein Mittagessen (außer sie holen sich in der kleinen Kantine etwas). In der Kantine werden jeden Tag Chow Min (Nudeln), Kartoffeln oder andere Snacks angeboten. Letzte Woche habe ich mir zwei Samosas (ganz leckere frittierte Teigtaschen mit Curry innendrin) gegönnt und hab dann für vier Tage erstmal flachgelegen und hatte Magen-Darm, sowas doofes. Hier muss man immer sehr aufpassen, wenn man außerhalb von Zuhause isst, weil die Hygienestandards eben ganz anders sind.
Jetzt geht es mir aber wieder super und ich kann wieder in die Schule und unterrichten! 🙂 Meine Aufgabe an der Schule ist der Englischunterricht in Klasse 9, 8, 5 und 3. Außerdem hospitiere ich beim Englisch- und Computerunterricht in Klasse 6. Wenn ich Pause habe, rede ich viel mit meiner Betreuungslehrerin Karuna oder anderen Lehrkräften, die Englisch reden können. Das ist immer sehr interessant, weil wir uns viel über die Schulsysteme in Deutschland und Nepal und das Unterrichten unterhalten. Ganz interessant ist zum Beispiel, dass eine Lehrkraft umgerechnet um die 200€ im Monat verdient.
Ein exemplarischer Arbeitstag sieht so aus, dass ich um 10 in die Schule gehe und alle Lehrkräfte begrüße. 10:10 Uhr ist dann Assembly der Klassen 4 bis 9 – die SchülerInnen stellen sich in Reihen auf dem Schulhof auf und der Vice Principal stellt ein paar Quizfragen (über Nepal und aktuelle Politik) und es wird die Nationalhymne gesungen. Dann gehen alle in ihre Klassen. In der ersten Stunde unterrichte ich englische Grammatik in der Neunten (neun SchülerInnen). Eine Unterrichtsstunde dauert 40 Minuten und zwischen den Stunden gibt es keine Pausen. In der zweiten Stunde bin ich gemeinsam mit Karuna in der achten Klasse im Englischunterricht und wir gestalten den Unterricht gemeinsam (ca. acht SchülerInnen). Dann gebe ich „English Conversation“- Unterricht in der Fünften mit 3-5 Schülerinnen und anschließend habe ich eine Freistunde. In dieser bringe ich meistens Karuna Deutsch bei. Dann sitze ich im Englischunterricht der sechsten Klasse und dann gibt es 20 Minuten Mittagspause. Danach unterrichte ich Englisch in der dritten Klasse mit 9 SchülerInnen und dann ist mein Tag an der Schule zuende. In den ersten Tagen war ich total überrascht, wie wenig Kinder in den Klassen sind, von Deutschland ist man ja wirklich anderes gewohnt. Die Gründe für die geringe Schülerzahl sind, wie mir von den Lehrkräften berichtet wurde, folgende: Erstens gibt es in der Umgebung mehrere Privatschulen und diese werden von den Eltern immer öfter vorgezogen. An Privatschulen sind die Schulkosten höher, die Lehrkräfte verdienen allerdings weniger. Folge ist, dass die staatlichen Schulen durch die niedrigeren Schulkosten von solchen Kindern aus sehr ärmlichen Verhältnissen besucht werden. Einige Schüler der Shree Krishna School werden zudem von der deutsch-nepalesischen NGO „Mukta Nepal“ unterstützt und bekommen Rucksack, Schuhe, Schuluniform, Arbeitsmaterialien, Schul- und Prüfungsgebühren bezahlt. Für ein Kind sind das pro Jahr um die 210€.
Ein weiterer Grund ist, dass die Schule sich in den letzten Jahren wenig entwickelt hat und einige Schwächen vorzuweisen hat. In den letzten Jahren haben immer weniger Kinder die Schule besucht, vor ein paar Jahren saßen noch um die 50 Kinder zusammen in einem Klassenraum. Gegen diese Entwicklung versucht das Kollegium nun anzugehen und die Strukturen zu verbessern.
Was ich, neben vielen anderen Dingen, in meinem Praktikum lerne, ist mit wenigen Materialien zu unterrichten. Jede Klasse hat zum Glück ein Englischbuch, mit dem man halbwegs gut arbeiten kann und jede/r SchülerIn hat ein Heft. Man gibt sich mit wenigen Dingen zufrieden. In Englisch ist mir besonders aufgefallen, dass die Lehrkräfte den Fokus hauptsächlich auf die schriftliche, leider wenig auf die mündliche Kompetenz legen. Also versuche ich möglichst viel mit den Kindern zu sprechen. Das ist oft eine große Herausforderung, da sie an das Englisch der Lehrkräfte gewohnt sind und somit Schwierigkeiten haben, meinen Akzent zu verstehen.
Das Unterrichten macht mir sehr viel Spaß, denn die Kinder hier sind sehr dankbar. Nach jeder Stunde wird im Chor „Thank You Teacher“ gesagt und alle freuen sich immer wenn ich den Raum betrete. Sie sind sehr wissbegierig und möchten gerne mehr lernen.
Ich kann kaum fassen, dass ich nur noch etwas mehr als 2 Wochen hier bin, die Zeit fliegt.
Namaste,
Ines
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