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Als deutsche Pariserin an elsässischen Schulen

Spannend, lustig, herausfordernd, interessant, erfüllend, anstrengend, stressig, kreativ, lehrreich, vor allem aber: abwechslungsreich. So ist mein Job hier. Kein Tag ähnelt ansatzweise einem anderen. Deshalb ist es schwierig, einen “exemplarischen” Arbeitstag zu beschreiben.

Mein Arbeitgeber ist die “Académie Strasbourg”, für die ich in zwei Schulen im südlichen Elsass arbeite.

Mein erster Arbeitsplatz: Das “Collège de la Largue”

Einmal die Woche bin ich am “collège”, meistens dienstags. Ein collège ist die Schulstufe nach der Grundschule. Hier in Frankreich wird nach der Grundschule nicht direkt “getrennt”. Von 11-14 Jahren gehen alle Schüler gemeinsam zum “collège”. Das collège, an dem ich arbeite, befindet sich in dem kleinen Ort “Seppois-le-bas”, 40 Minuten Autofahrt von meinem Wohnort und 15 Minuten von der Schweizer Grenze entfernt und hat gut 1.000 Einwohner. Ich habe dort jede Woche andere Arbeitszeiten und andere Klassen, insgesamt drei Unterrichtsstunden à 55 Minuten. Die Organisation im Voraus macht, wie auch an der anderen Schule, schon mal einen großen Teil der Arbeit aus. Welche Klassen habe ich diese Woche? Welches Niveau haben sie, wie viele Schüler sind sie, welches Thema bearbeiten sie zurzeit im Unterricht? In Absprache mit den Lehrern bereite ich dann passend zum aktuellen Unterrichtsthema den Unterricht vor. Zum Beispiel habe ich das Lied “König von Deutschland” von Rio Reiser zur Vertiefung des Konditionals oder ein Rollenspiel, in dem Szenen zum Film “Good bye, Lenin!” selbst geschrieben und nachgespielt werden müssen, gemacht.
Oft bleibe ich dort über Mittag und esse mit den netten Kollegen in der Schulkantine. Einmal konnte ich sogar ein Teil des Collèges bei ihrer Klassenfahrt (Skifreizeit) besuchen, was wirklich toll war!

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Der Blick von außen auf den Schulhof des Collège – bis zum Lycée lernen in Frankreich die Schüler “hinter Gittern”.

 

Mein zweiter Arbeitsplatz: Das Lycée Jean-Jacques Henner

Am Mittwoch habe ich keine Schule, bevor meine Woche dann “so richtig” los geht. Denn der anstrengendere Teil kommt erst noch: Die Arbeitstage am Lycée (Gymnasium) von Donnerstag bis Samstag. Das Lycée Jean-Jacques Henner ist ein “lycée polyvalente”, das bedeutet, dass man dort ein normales, aber auch ein Berufsabitur machen kann. Im Gegensatz zu dem kleinen gemütlichen collège in Seppois kommt mir das Lycée riesengroß vor: Es gibt drei Hauptgebäude, die jeweils ungefähr so groß sind wie das von mir als Schülerin besuchte Gymnasium in Bochum. In jedem Hauptgebäude gibt es jeweils einen Direktor, mehrere Sekretärinnen und andere Verwaltungsmitarbeiter, mehrere Sozialarbeiter und Bibliothekare. Hier ist mein Stundenplan größtenteils derselbe und auch die Klassen in der Regel jede Woche dieselben. Ich habe zwischen zwei und sechs Unterrichtsstunden pro Tag die frühestens um acht Uhr beginnen und spätestens um 18 Uhr enden. Eine Zeit lang hatte ich auch zwei mal pro Woche nur ein bis drei Schüler, mit denen ich eher Grammatik wiederholt habe oder eine Gruppe von sechs Schülern, denen ich bei der Vorbereitung auf ihre mündliche Abiturprüfung geholfen habe. Oder auch eine Präsentation über ein deutsches Gedicht oder Lied mit ihnen vorbereitet  habe, die sie später vor der ganzen Klasse halten mussten. Meine Schüler machen in der Regel ein ganz normales Abitur, manche ein zusätzliches Qualifikationsjahr. Es gibt sehr brave Klassen, sehr unruhige, aber doch sehr nette Klassen und auch mal den ein oder anderen Schüler, der Grenzen überschreitet und den ich nachsitzen lassen musste.

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Der Eingang von einem der drei Hauptgebäude des Lycées.

Auch am Lycée sind viele sehr nette Kollegen, die mich einladen oder gemeinsame Aktivitäten planen. Super fand ich, dass sich viele Lehrer nicht gescheut haben, sich am letzten Schultag vor den Winterferien (Faschingszeit) zu verkleiden und verkleidet zum Unterricht zu gehen. Ein Englischlehrer ist sogar im Schottenrock und dudelsackspielend in die Schule und zum Unterricht marschiert! Ich bin als Pariser gegangen 😉

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Lucia Marlene

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