• Menu
  • Menu

Alltags(-Abenteuer): Eindrücke aus Tegucigalpa

Eine Herausforderung hier in Honduras sind die Lebensmittelpreise (natürlich besonders in den Supermärkten) und die eingeschränkte Auswahl an Lebensmitteln, insbesondere für mich als vegetarisch/vegan lebende Person. Vegane oder vegetarische Optionen sind in den meisten Restaurants Mangelware. Die Gemüseauswahl ist begrenzt, Nüsse sind nahezu unbezahlbar, Tofu existiert nicht. Fleisch ist hingegen ziemlich günstig und eines der Hauptlebensmittel. Um ein wenig günstiger wegzukommen und zugleich ein Stück authentisches Tegucigalpa zu erleben, empfiehlt sich ein Besuch auf dem Markt nahe dem Estadio Nacional Chelato Uclés.


Ein weiterer deutlicher Unterschied zwischen dem alltäglichen Leben in Deutschland und meinem Aufenthalt hier in Honduras ist die Sicherheitssituation. Honduras gilt als eines der unsichersten Länder der Welt, was wiederum die Fortbewegung stark beeinflusst. Während ich in Münster das Fahrrad als Hauptverkehrsmittel nutze, ist hier in Tegucigalpa die Bewegung mit dem Uber aus Sicherheitsgründen die einzige vernünftige Option. (In einem Gespräch erzählte mir ein Bekannter, er sei in Honduras noch nie mit dem Chickenbus unterwegs gewesen. Aus anderen lateinamerikanischen Ländern kenne ich Chickenbusse gut. Doch hier in Honduras ist die Nutzung zu gefährlich).

Obwohl es bequem ist, von A nach B gefahren zu werden, fühle ich mich oft eingeschränkt und vermisse die Freiheit und Bewegung, die ich durch das Fahrradfahren gewohnt bin. Doch lässt sich dagegen etwas tun: Sich anpassen und neue Wege zu finden, um den eigenen Lebensstil beizubehalten. Mit dem Uber kommt man zum Estadio Olimpico, wo man ganz wunderbar von 5-21 Uhr joggen kann. Im Anschluss warten vor dem Stadion frische Bananen oder Kokosnüsse am Früchtestand auf ihre Mitnahme. Über Instagram lassen sich Lauf- und Trail Running Teams finden, die zum Teil auch Läufe in den umliegenden Bergen veranstalten. Darüber hinaus gibt es einen Padel-Verein – warum nicht die Chance nutzen und eine neue Racket-Sportart ausprobieren?

Ausflüge in die beeindruckende nähere Umgebung sind möglich und noch dazu kann man sich dort deutlich freier bewegen (Valle de Angeles, Santa Lucia). Auch lassen sich Trekking-Touren durch den La Tigra Nationalpark organisieren. Mit etwas Glück organisiert gerade jemand einen Ausflug über Couchsurfing. Mir bot sich so die Chance an einem Camping-Wochenende auf einem Berg im Umland und Paragliding-Festival teilzunehmen. Neben den super lieben Koleg:innen aus dem Praktikum, habe ich vor allem Leute über Couchsurfing kennenlernen können. Ich benutze schon seit einigen Jahren Couchsurfing und mag all die Momente nicht mehr missen, in denen ich unglaublich tolle Menschen begegnen durfte. Orte können an sich faszinierend sein. Aber ich finde, erst durch Begegnungen mit dort lebenden Menschen lernt man sie wirklich kennen und machen sie zu etwas ganz besonderem! Im Falle von Honduras sei an dieser Stelle jedoch angemerkt, dass die eigene Sicherheit stets im Hinterkopf behalten werden und bei einem mulmigen Gefühl lieber abgesagt werden sollte.

Tegucigalpa bietet auch viele kostenlose kulturelle Aktivitäten. So zahlt man unter anderem keinen Eintritt für das Museum für Nationale Identiät (sehr zu empfehlen), die Nationale Kunstgalerie, so manche (klassische) Konzerte, Freiluftkino und Theater. Darüber hinaus gibt es wöchentlich einige kulturelle Veranstaltungen, wie zum Beispiel zum Weltfrauentag – super progressiv und beeindruckend..

 

 

 

 

 

 

 

Darüber hinaus kann ich das Café „Art Capje“ mehr als nur empfehlen. Ein Café, das seine Pforte nur nach Terminabsprache öffnet. Marco und Gabriela arbeiten eigentlich als Ingenieur/Architekt:innen, sind nebenbei künstlerisch aktiv und bauten ihr eigenes Zuhause und Garten (sehr rar in Tegucigalpa) zum Café aus. Marco kommt aus einer Familie, die seit Generationen im Kaffeeanbau tätig war. In San Salvador studierte er zusätzlich alles rund um die Kunst des Kaffees. Auf ihren Reisen lernten die beiden viele neue Kaffeeprozeduren kennen und brachten zahlreiche verschiedene Filtermethoden mit. Der Kaffee stammt ausschließlich aus ökologischem Anbau und fast nur aus Honduras, die übrigen Sorten kommen aus Guatemala und Nicaragua. Wenn man zu den beiden zum Kaffee trinken vorbeikommt, fühlt sich die Kaffeeprozedur (!) wie ein Besuch und ein Stückchen Urlaub in ihrem gemütlichen, warmen, familiären, einzigartigen Zuhause an.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Sicherheitssituation ist schwierig. Trotz vieler Alleinreisen in andere, ähnlich unsichere Gebiete, fühle ich mich als weiblich gelesene Person auch nach drei Wochen oft ziemlich vulnerabel. Dennoch: Honduras entwickelt sich für mich immer mehr und mehr zu einem Land, das voller herzlicher Menschen und faszinierender Orte steckt.. Es kommen in mir bereits Gedanken auf, die den Aufenthalt am liebsten um einige Monate verlängern würden. Sollte sich dir die Möglichkeit zu einem Praktikum hier bieten – ich kann es dir nur sehr ans Herz legen!

Anna

Lassen Sie einen Kommentar da

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert