Die Wochentage in Taschkent begannen stets mit der ersten Schulstunde, welche dort um 9 Uhr startet, sodass vorher stets genügend Zeit blieb für das Frühstück. Auf das klassische deutsche Frühstück muss man in Usbekistan allerdings verzichten: Guter Kaffee ist hier rar. Man findet ihn zumeist nur in Nescafe-Instant-Form vor und selbst dieser ist überteuert.
Dafür gibt es überall sehr günstig gutes, selbstgemachtes, frisches, rundes Weißbrot. Dieses fällt je nach Region in Hinblick auf Form und Zutaten etwas unterschiedlich aus. Brötchen, Croissants oder Fertigmüsli haben wir vergeblich gesucht.
Was in Deutschland einen Knopfdruck oder eine kleine Handbewegung erfordert, wurde für uns in Taschkent schon mal zur Tagesaufgabe: Bahntickets müssen am besten persönlich und unter Vorzeigen des Passes am Bahnhof abgeholt werden, Geld musste zwei Metrostationen weiter zu immer unterschiedlichen Kursen getauscht werden, unsere Wäsche wuschen wir mit einer guten Tube Rei oder Sil in einer grünen Schüssel, die sich im Verlauf unseres Aufenthaltes als multifunktionales Wundergerät für zahlreiche Anlässe entpuppte. Besonders interessant wurde der Waschvorgang, als zur alljährlichen Rohrreinigung zusätzlich zur Heizung das Warmwasser abgestellt wurde. Aber Not macht bekanntlich erfinderisch und so musste der Wasserkocher an dieser Stelle Abhilfe leisten. Was auf der einen Seite überflüssig und mühselig erscheint, erschuf auf der anderen Seite ein ganz anderes Alltagsempfinden, eine Entschleunigung, ein Bewusstmachen verschiedener Vorgänge und Tätigkeiten, die man in Deutschland kopflos erledigen und von seiner Tages-To-Do-Liste streichen würde.
Wenn die Schulstunden gegen Mittag beendet waren, konnten wir unsere Freizeit gestalten. Falls nicht gerade Unterricht vorbereitet werden musste oder verschiedene Dinge zu organisieren waren, blieb viel Zeit über die Taschkenter Basare zu schlendern, Obst und Gemüse, kleine Leckereien oder Souvenirs für die Lieben daheim zu kaufen. Auch stellte die Universität in Taschkent ein umfangreiches Freizeitprogramm für uns zusammen: Nationale Museen, Wahrzeichen und Denkmalbesichtigungen, Zoo, alles, was das Herz begehrt. Auf diese Weise konnten wir viel über Usbekistan und im Speziellen Taschkent erfahren. Usbeken sind sehr stolz auf ihr noch junges Land und präsentieren dieses samt seiner Geschichte und ihrem Helden Amir Timur entsprechend gern.
Neben den vielen kleinen und großen Basaren, dem architektonischen Nebeneinander aus UdSSR-Bauten und orientalisch angehauchten Moscheen sowie Medresen, prägen vor allem auch die Sicherheitskontrollen das Taschkenter Stadt- und Alltagsbild. Egal, ob der Eintritt in die U-Bahn, das Betreten des Fernsehturms, des Bahnhofs- oder Flughafengeländes, die Männer mit der grünen Uniformen fehlten niemals. “Passport please” und die Erklärung “Das ist nur für unsere Sicherheit”, wenn man die Usbeken fragte, was es mit dieser Omnipräsenz der Mützenmänner auf sich hatte, waren wohl die meistvernommenen Phrasen unseres sechswöchigen Aufenthaltes.
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