Zu den Unterschieden zwischen dem Studium in Deutschland und Usbekistan habe ich ja in einem anderen Beitrag etwas geschrieben (und nur noch nicht hochgeladen, aber sicher bald). Heute geht es endlich um die Unterschiede der Wohngewohnheiten deutscher und usbekischer Studierender.
Während auch in Usbekistan lokale Studenten noch bei den Eltern wohnen können und gut betuchte sich eine eigene Wohnung leisten, statt in das Studentenwohnheim zu ziehen, ist das Konzept „Wohngemeinschaft“ unbekannt. Dafür ähnelt das Wohnheimleben stärker dem Leben in der WG als dem deutschen Wohnheimleben (jedenfalls dem, soweit ich es von Freunden kenne – selbst habe ich nie in Deutschland in einem Wohnheim gelebt), allein schon weil man sich den 15qm-großen Wohnraum zu dritt teilt und die Wohnheimplätze nach Fachrichtungen vergeben werden, man seine Mitbewohner also meist schon aus den Kursen kennt. Viele der Studentinnen haben einen rotierenden Koch-, Spül- und Putzplan für ihre Zimmergemeinschaft erstellt, an den sie sich auch konsequenter halten, als es wohl in den meisten deutschen WGs der Fall ist. 😉 Besonders fasziniert uns die gemeinschaftliche Teppichreinigung (alle Zimmer sind mit einem großen Teppichläufer ausgelegt): In Ermangelung eines Staubsaugers werden die Teppiche draußen aus dem Gartenschlauch eingeweicht, mit einem Holzaufsatz abgeschabt und in der Sonne getrocknet, sodass alle Zimmer immer sehr gepflegt aussehen. Nur unser Teppich ist voll mit den schwarzen Haaren unserer Vorbewohner, weil wir uns diesen komplizierten Reinigungsakt nicht zutrauen und unsere kläglichen Versuche, den Teppich zu fegen, keinen sichtbaren Erfolg verzeichnen. Unsere Technik, die Haare mit dem Reisigbesen aus dem Teppich zu kratzen, verbessert sich aber stetig.
Neben drei Betten, Nachttischchen, Hockern, Regalen und Schrankfächern, dem Teppich, einem Spiegel und einem Esstisch befindet sich in den Zimmern noch ein Schreitisch. Es gibt Studierzimmer, aber nicht in jeder Etage, und auch dort befinden sich nicht genug Arbeitsplätze für alle Bewohner. Einen Internetzugang gibt es im Wohnheim gar nicht.
Als ob das studentische Alltagsleben in Usbekistan damit im Vergleich zum deutschen nicht schon aufreibend genug wäre, stellen die sanitären Anlagen zusätzliche Bedingungen an die Tagesplanung: Duschen ist nur zwischen 16 und 22 Uhr erlaubt. Außer montags, wo die Duschen ganztägig verschlossen bleiben. Momentan werden außerdem die Leitungen gewartet, um die Funktionstüchtigkeit des Heizungssystems für den Winter zu gewähren, sodass wir heute den siebten Tag ohne warmes Wasser sind. Drei sollen es noch werden. Gegen kalte Duschen habe ich gar nichts einzuwenden: Ich stelle mir einfach vor, ich käme gerade aus der Sauna. Aber das Wäschewaschen ohne warmes Wasser aus der Leitung war für mich extrem anstrengend. Sechs Wasserkocherladungen habe ich gebraucht!! Aber generell sehe ich dem Tag, an dem ich meine Klamotten einfach wieder in die Maschine werfen kann und sie blinkend und strahlend hervorkommen, mit Freuden entgegen. Wie bequem man es zu Hause hat, fällt einem so erst auf. Dass die Toilettenspülungen jeden zweiten Tag kaputt sind und man mit einem Eimer Wasser nachspülen muss, stellt auch keine Zeitersparnis da.
Ein weiteres Highlight des Kontrastprogramms zu mitteleuropäischem Standard ist der Herd. Möchte man etwas kochen, z.B. Eier – die kann man hier nämlich sehr gut essen, weil fast jeder Tante Emma-Laden ein paar Hühner vor der Tür hält –, ruft man am besten direkt nach Unterrichtsende einen Mitbewohner an und bittet darum, den Herd anzustellen. Wenn man dann 15 bis 20 Minuten später in die Küche kommt, ist die Platte zumindest schon angewärmt, sodass man nur noch 30 Minuten darauf warten muss, dass das Wasser kocht.
Nachtrag: Das warme Wasser war dann übrigens an Tag zwölf wieder da, aber zwischendurch schon wieder dreimal einige Tage weg…
Ich habe diese schrecklichen Wohnheimcharakteristika – auch „externe“ Usbeken schauen uns immer sehr mitleidig an, wenn wir sagen, dass wir im Wohnheim untergebracht sind – so ausführlich beschrieben, weil ich mein großes Erstaunen und Lob an alle usbekischen Studenten zum Ausdruck bringen kann: Wenn man unter solchen Wohnbedingungen erfolgreich ein Studium absolvieren kann, muss man wirklich zäh und zielstrebig sein!
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