Abschied von einer wunderbaren Zeit in Kambodscha

Nun ist es bald soweit – die dreieinhalb Monate sind rum und meine Zeit in Kambodscha als Assistant Teacher an der Sorya-Schule neigt sich dem Ende.

Dem Tag des Tschüsssagens schaue ich wirklich nicht gerne entgegen und ich versuche mich darauf einzustellen, dass die erste Zeit zurück in Deutschland vom umgekehrten Kulturschock geprägt sein wird. Die letzten Wochen sind vergangen wie im Flug und ich habe mich immer mehr zuhause gefühlt und in der Kambodschawelt verloren. Kontakt nach Hause in Deutschland hatte ich immer weniger.

So viel gesehen, so viel erlebt. So viel gelernt, so viel Neues entdeckt.

In diesen Tagen fahre ich mit dem Moto durch die Felder vorbei an den arbeitenden Menschen, die in der Hitze den Reis ernten, vorbei an den vielen Häusern, die ich in den letzten 3 ½ Monaten so oft angeschaut habe, vorbei an den lauten „hello“ schreienden Kindern, die sich immer wieder ohne Nachlass über meine Erscheinung gefreut haben. Vieles hat sich verändert in den wenigen Monaten, die ich hier in Kambodscha verbringen durfte. Zum einen die Natur: Wo im April noch pure Trockenheit auf den gelben Feldern war, sprießt jetzt im frischen Grün der Reis und schon so viele Felder haben sich in einen kleinen See verwandelt.

Zum einen das Projekt: Wir haben viel gearbeitet, viel organisiert, viel geplant und so ist auf dem Schulhof wieder ordentlich Leben eingekehrt und die Klassen sind so überfüllt, dass die Bänke nicht mehr ausreichen, es wird bald eine neue Lehrkraft anfangen zu arbeiten, damit die Personallücken gedeckt werden und die kambodschanischen Lehrerinnen wurden angesteckt von unserem Tatendrang.

Zum einen unser Alltag: Wir kennen uns aus, können uns halbwegs verständigen und ein kleines Gespräch auf khmer führen, wissen, wo es den besten Frühstücksreis, die besten frittierten Bananen gibt und welche der Süßigkeiten wir am liebsten bei unserer Süßigkeitenfrau kaufen. Wir sind ein eingespieltes Team und es erscheint nun alles doch gar nicht mal so kompliziert, wie es sich in den ersten Tagen anfühlte.

Frühstückreis

Zum anderen habe ich mich selbst aber auch sehr verändert. Die Erfahrungen als Teacher Assistant waren sehr wertvoll für mich als angehende Lehrkraft und ich habe an sehr vielem praktischem Wissen dazugewonnen. Ich betrachte Dinge aus einer anderen Perspektive, schaue auf das Leben in Deutschland aus einem anderen Winkel und konnte für mich feststellen, was mir wirklich wichtig ist.

Mir fällt es schwer ein Fazit zu schreiben zu einer Zeit, in der so viel geschehen ist. Ich habe eine neue Kultur kennengelernt und die Eigenarten der Kambodschaner haben mir fast täglich ein Grinsen ins Gesicht gesetzt. Ich habe in drei unterschiedlichen Klassen unterrichtet und durfte miterleben, wie sich die SchülerInnen und Klassenstruktur weiterentwickeln. Ich habe Wissen ausgetauscht mit den kambodschanischen Lehrkräften, mit denen ich gemeinsam unterrichtete und so ist unser Unterricht abwechslungsreich geworden. Ich habe ein Land bereist, was so so viel zu bieten hat, als dass die paar Wochenenden eindeutig nicht ausgereicht haben, um alle Seiten kennenzulernen.

Ein besonders schönes Erlebnis war der Study trip, den wir mit zwei Klassen von Sorya vor zwei Wochen durchgeführt haben. Nachdem Isabelle (die andere Freiwillige, mit der ich hier zusammenwohne) in ihrer ersten Woche Vorstellungsrunden in ihren Klassen gemacht hat und bei „One place i would like to visit in my life“ fast ausnahmslos „the temples of Angkor“ geantwortet wurde, hatte sie den Vorschlag, mit den Schülern nach Siem Reap zu fahren. Und so hatten wir eine unvergessliche und unfassbar schöne Reise mit unseren Schülerinnen, Schülern und Lehrerinnen. Die Begeisterung der Schüler hat uns alle angesteckt und verzaubert.

Zu einigen der Lehrerinnen sind wirklich feste Freundschaften entstanden, sodass wir in den letzten Tagen immer kurz Phasen der Traurigkeit überwinden müssen bei dem Gedanken, dass man sich bald nicht mehr jeden Tag sehen und so weit voneinander weg leben würde.

Es war eine so lehrreiche Zeit, in der ich mich weiterentwickelt habe und für die ich einfach nur dankbar bin. Wie schade, dass die Zeit nun fast vorbei ist.

Kambodscha, du wunderschönes, verzaubertes und verrücktes Land, ich hoffe wir sehen uns bald wieder!

Ines

 

Über Ines

Ich bin Ines, 22 Jahre alt und habe im Januar meinen Bachelor in Grundschullehramt mit den Fächern Mathe, Deutsch, Englisch beendet. Im Oktober werde ich in den Master starten. Für die Zwischenzeit möchte ich mehr praktische Erfahrungen sammeln und gleichzeitig mehr von dieser wunderschönen Welt sehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.