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A day at work in Vancouver

Die Hälfte meines Praktikums bei Embers ist nun vorüber und jetzt ist eine gute Zeit einmal zu erläutern, was ich genau den ganzen Tag mache.

Ich absolviere mein Praktikum in einer sogenannten Non-Profit Staffing Agency mit dem Namen Embers. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Zeitarbeitsfirma, die alle Services anbietet, die eine normale Zeitarbeitsfirma in Deutschland auch anbieten würde. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied. Meine Firma macht aus der Vermittlung von Arbeitskräften an Unternehmen keinen Profit, sondern reinvestiert jegliches erwirtschaftetes Geld zurück in die Arbeitskräfte. Dies tut sie beispielsweise im Angebot von Trainings und Fortbildungen, damit Arbeitskräfte neue Fähigkeiten erlernen und somit im Endeffekt mehr Geld verdienen können. Außerdem stellen sie kostenloses Arbeitsequipment bereit sowie Frühstück am Morgen vor der Arbeit. Die meisten Jobs, die vermittelt werden, sind im sogenannten Construction Sector angesiedelt, also auf der Baustelle, ein Arbeitsfeld, das in Vancouver enorm groß ist, denn die Stadt wächst und wächst. Aber es gibt auch viele weitere Angebote in der Lagerlogistik, im Kundenservice, im Verkehrssektor oder in der Gastronomie.

In meinem ersten Post habe ich bereits erwähnt, dass Vancouver ein großes Problem mit Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit und Drogenabhängigkeit hat. Embers hat sich als Grundsatz gesetzt, dieses Problem anzugehen und zwar mit der Bereitstellung von Arbeit. Um bei uns als Arbeitskraft vermittelt zu werden, benötigt man lediglich eine funktionierende Sozialversicherungsnummer. Bei vielen Unternehmen wird man nach einem Wohnort gefragt und Lebensläufe werden vorausgesetzt. Viele unserer Arbeitskräfte haben nicht das Glück in einer schönen Wohnung zu leben und Zugang zu Computern zu haben. Durch das Trainingsprogramm und die Möglichkeit von einem Klienten nach längerer Tätigkeit fest angestellt zu werden sowie durch eine wöchentliche Entlohnung hilft Embers Menschen aus der Abwärtsspirale des Lebens auf der Straße herauszukommen. Es gibt Mitarbeiter*innen, die in Gefängnissen Personen informieren, die demnächst entlassen werden. Es gibt weitere Mitarbeiter*innen, die in Obdachlosenheimen oder direkt auf der Straße Leute ansprechen und ihnen anbieten, in einem unserer Büros vorbeizuschauen.

Wie sieht nun mein exakter Arbeitsalltag aus? Da es sich bei der Mehrheit der Jobs um Baustellen handelt, öffnet das Büro um 5:30 Uhr am Morgen, denn die meisten Baustellen starten um 7:00 Uhr. Glücklicherweise muss ich nicht ganz so früh beginnen, ich starte zwischen 7 und 7:30 Uhr. Das Büro, in dem ich arbeite, befindet sich nicht direkt in Vancouver, sondern in New Westminster südöstlich  von Vancouver. Ich unterstütze dann den Lead Dispatcher am Morgen dabei die letzten noch offenen Jobs zu füllen bzw. die letzten noch verfügbaren Arbeitskräfte an Jobs zu vermitteln. Dabei arbeiten wir eng mit den anderen Büros zusammen. Viel Arbeitszeit verbringe ich am Telefon mit sowohl Kunden als auch Arbeiter*innen. Am etwas ruhigeren Vormittag arbeite ich an der Payroll zusammen mit meinem Kollegen. Da wir jeden Freitag die Arbeitskräfte entlohnen, müssen wir regelmäßig daran arbeiten. Zwischendurch stehen wir in ständigem Kontakt zu unseren Arbeitskräften, um zu klären, ob es Probleme gibt und wir unterstützen können. Um 10 und um 14 Uhr geben wir sogenannte Orientations. Dies ist eine Tätigkeit, die ich beinahe vollständig übernommen habe. Dabei handelt es sich um 20- bis 30-minütige Recruitinggespräche mit interessierten Personen, wo es zum einen um Information geht, aber auch darum Fähigkeiten und Charakteristika der Bewerber*innen zu ermitteln. Wir pflegen ein gutes und persönliches Verhältnis zu allen Arbeitskräften und versuchen ihnen das bestmögliche Arbeitsangebot zu vermitteln. Am Nachmittag kommen die meisten Arbeitskräfte zu uns ins Büro zurück, um ihre unterzeichneten Stundenzettel abzugeben, sich für neue Jobs am nächsten Morgen einzuschreiben oder einfach nur einen Kaffee und ein Erdnussbuttertoast zu genießen.

Positiv an meinem Praktikum finde ich, dass ich eine breite Vielfalt von Personen kennenlerne und viel kommunizieren kann. Außerdem lerne ich Personalverwaltungssoftwares kennen und die Prinzipien einer Payroll, was mir für meine Zukunft im Bereich Human Resources sicher helfen wird. Negativ ist, dass dadurch, dass unser Büro noch sehr neu ist (8 Wochen um genau zu sein), noch nicht sehr viele Arbeitskräfte bei uns sind und es dadurch auch mal Phasen gibt, in denen ich nichts zu tun habe.

Aber das Arbeitsumfeld und besonders der Kollege, mit dem ich am meisten arbeite, ist sehr herzlich und einladend und so lerne ich in der Zeit, in der wir nichts zu arbeiten haben, einfach ganz viel über Kanada, Vancouver und die Umgebung und bekomme die besten Insidertipps 😉

Mein Tag endet übrigens meistens zwischen 14 und 15 Uhr, außer wenn ich freitags arbeite. Hier ist Zahltag und am Nachmittag ist sehr viel los. Deswegen starte ich dann um 10 und arbeite bis 17:30, bis das Büro offiziell schließt.

Ich schließe diesen Post nun auch, er ist lang genug geworden. 🙂 Ich bin aber natürlich immer offen für Fragen!

Lina N.

Ich bin eine 24-jährige Studentin im Masterstudiengang Psychologie mit dem Schwerpunkt Personal und Wirtschaft. Gerade befinde ich mich in Vancouver, um ein Praktikum bei einer Organisation zu absolvieren, die sich um die berufliche Reintegration von Obdachlosen, ehemaligen Häftlingen oder anderen Personen aus einem sozial schwächeren Umfeld kümmert.

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