Bevor ich vor gut einem Monat nach England aufgebrochen bin, hatte ich geteilte Gefühle über den Auslandsaufenthalt. Auf der einen Seite hatte ich etwas Angst, so lange von Zuhause weg zu sein und meine Familie und Freunde nicht sehen zu können. Dazu kamen die vielen Sachen, die es noch zu planen, organisieren und erledigen gab, während das Studium normal weiterlief.
Denn ich hatte mich entschieden, mein Bachelorstudium soweit wie möglich fertig zu haben, bevor ich ins Ausland gehe. Meine vorlesungsfreie Zeit ging daher für die Bachelorarbeit drauf, aber ich bin froh, dass ich es so gemacht habe. Dadurch kann ich meinen Aufenthalt hier voll genieβen, ohne mir über die Uni Gedanken machen zu müssen. Auf der anderen Seite habe ich mich natürlich total auf England gefreut und meine Liste von Sachen, die ich hier machen wollte, wurde immer länger.
Mein Praktikum fürs Englischstudium hat mich nach Maidstone im Südosten von England verschlagen. Mit dem Zug ist man von hier aus in knapp einer Stunde in London. Maidstone ist zwar kleiner als Münster, jedoch gibt es hier alles was man braucht. In der Innenstadt findet man einige Klamottengeschäfte, aber vor allem, und das freut mich persönlich besonders, gibt es viele Schreibwarengeschäfte und einen Buchladen.
Schon bevor ich ins Ausland gestartet bin, habe ich mich total auf die Bücherläden gefreut, denn es sind natürlich alle Bücher in Englisch!! In Deutschland hat man Glück, wenn man englische Bücher findet. Ich hoffe nur, dass ich alle Bücher im Koffer mitbekommen werde, denn bisher sind es schon vier und ich habe noch ein paar Wochen, um mehr zu kaufen. Außerdem finde ich es total genial, dass natürlich auch das gesamte Fernsehprogramm auf Englisch ist. Zwar habe ich in Zeiten von Streaming-Anbietern in letzter Zeit sowieso nicht mehr so viel Fernsehen in Deutschland geguckt, aber auch auf bekannten Streaming-Seiten ist das Programm hier viel umfangreicher.
England ist eins der besten Länder für Theater- und Musicalliebhaber wie mich. Ich war bisher schon in Shakespeare’s Globe Theatre und habe mir ein Stück angesehen. Es war einfach nur phänomenal. Das war bisher der beste Tag in England. Außerdem habe ich schon Karten für ein weiteres Shakespeare-Stück und drei Musicals, die ich mir in den nächsten Wochen ansehen werde. Also wer Theater mag und nach England kommen sollte, sollte die Chance nutzen, denn die Tickets sind verglichen mit Deutschland relativ günstig (besonders Shakespeare’s Globe: 5 Pfund für ein Ticket!!). Die Matineevorstellungen ermöglichen es einem auch, in Ruhe hin und zurück zu kommen.
Das britische Essen und Trinken gefällt mir auch total. Dazu gehört natürlich Tee. Das ist wirklich nicht nur ein Vorurteil, dass hier sehr viel Tee getrunken wird und ich war vorher kein Fan von Tee, aber trinke jetzt jeden Tag mindestens zwei (Da mach ich mir doch gleich mal den Wasserkocher an). Außerdem sind es Kleinigkeiten, wie Sausages und Baked Beans. Natürlich gibt es diese auch in Deutschland, aber hier gehört es mehr zum alltäglichen Essen. Außerdem ist die Auswahl hier auch viel größer, es gibt zum Beispiel nicht nur zwei verschiedene Marken Baked Beans im Supermarkt, sondern viele mehr und ein ganzes Regal nur mit Sausages. In den Supermärkten gibt es sowieso viele gleiche Artikel wie in Deutschland, zum Beispiel war ich am Anfang sehr überrascht den guten alten Joghurt mit der Ecke hier im Regal zu sehen. Jedoch habe ich am Anfang ewig gebraucht für den Einkauf, alles sah so anders aus und ich musste mich erstmal im Supermarkt zurechtfinden. Das funktioniert jetzt schon viel besser, aber nicht alle Sachen, die ich koche, klappen wie gewohnt. Das ist hauptsächlich aufgrund der anderen Zutaten, die ich hier zur Verfügung habe. Es stört mich auch ein bisschen, dass hier nicht alle Verpackungen recycelt werden und es insgesamt sehr viele Fertigmahlzeiten in Plastikverpackungen zu kaufen gibt. Man hat manchmal einfach keine müllvermeidende Alternative zur Verfügung.
Als ich meinen Auslandsaufenthalt geplant habe, habe ich mich dafür entschieden, hier mit Engländern zusammenzuwohnen, um noch mehr Englisch zu üben. Ich wohne in einer WG mit zwei anderen Lehrern von der Schule, an der ich im Moment arbeite. Beide sind auch noch total jung und wir verstehen uns blendend. Bei unseren gemeinsamen Fernsehabenden lachen wir immer sehr viel zusammen. Insgesamt gefällt mir die Mentalität der Engländer sehr gut. Fast alle, die ich in der Schule getroffen habe oder die man so auf der Straße und in der Stadt trifft, sind total nett und zuvorkommend. Ich habe auch schnell gemerkt, dass alle sehr hilfsbereit und höflich sind. Bisher habe ich mich immer und überall willkommen und wohl gefühlt.
Im Großen und Ganzen bin ich bisher total zufrieden hier in England und freue mich ungemein auf die nächsten Wochen und alle geplanten Ausflüge.
