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Guatemala – Ein erster Eindruck

Ein herzliches „Hola!“ aus Guatemala!

Im Zuge meines Praktikums beim Zentral-Amerikanischen Parlament in seinem Hauptsitz in Guatemala, werde ich die nächste Zeit in der Hauptstadt mit dem äußerst originellen Namen Guatemala verbringen (Guatemala-Stadt ist bereits die vierte nominelle Hauptstadt des Landes, da alte Hauptstädte wie Ciudad Vieja und Antigua regelmäßig Naturkatastrophen, wie z. B. Erdbeben zum Opfer gefallen sind).

Der Name Guatemala kommt vom Nahua-Wort „Cuauhtemallan“, was so viel wie „Land der Bäume“ bedeutet (anders als man nun denken könnte, haben die Nahua, deren Siedlungsgebiet eigentlich Mexiko ist, nie in Guatemala gesiedelt, viele Orte tragen jedoch Namen auf Nahua, da die ersten spanischen Eroberer von Nahua-sprachigen Tlaxcalteken-Kriegern begleitet wurden, die ihre Spuren hinterlassen haben). Land der Bäume jedenfalls ist eine treffende Bezeichnung. Die Hauptstadt wurde mitten in die guatemaltekischen Bergwälder gebaut, und selbst im historischen Zentrum regiert grün.

Wie bereits in älteren Blogs zum Thema Guatemala erwähnt, verfügt Guatemala über eine unglaubliche kulturelle und sprachliche Vielfalt. Neben Criollo (europäischer Abstammung), Ladinos (Mestizos), 21 indigenen Maya-Völkern, und den Xinca, leben hier auch die Garífuna, ein Volk, das aus der Vermischung von Inselkariben und entflohenen afrikanischen Sklaven entstanden ist. Trotz Fortschritten in den letzten Jahrzehnten, werden die indigenen Völker im Alltag, in der Bildung und auf dem Arbeitsmarkt weitgehend diskriminiert (Spanisch ist die einzige offizielle Sprache und auch wenn Gesetze existieren, die die indigenen Sprachen als Unterrichtssprachen zumindest im ersten Schuljahr ermöglichen, wird das faktisch nicht umgesetzt, was indigenen Guatemalteken oft den Zugang zu Bildung erschwert).

Meine „Integration“ wird mir enorm erleichtert durch die offene und freundliche Art der Guatemalteken. Sie sprechen außerdem ein Spanisch, das sehr leicht verständlich ist, was ein gutes Umfeld bietet, die Sprache zu erlernen und zu verbessern (für Interessierte gibt es sogar Möglichkeiten Kurse in einer der indigenen Sprachen zu besuchen).

Ein gutes Zeitmanagement ist jedoch Pflicht, da aufgrund eines kaum vorhandenen öffentlichen Verkehrs und schlechten Voraussetzungen für alternative Fortbewegungsmittel, die ganze Stadt im Auto unterwegs ist. Das führt dazu, dass die Straßen, vor allem zur Rush-Hour, vollkommen verstopft sind und eine Fahrt von wenigen Kilometern oft zwischen 30 und 60 Minuten dauern kann.

Ich war überrascht vom doch sehr milden Klima, warm genug, dass man sich im T-Shirt wohl fühlt aber ohne die extreme Hitze, die man aus anderen lateinamerikanischen Ländern gewohnt ist, (daher stammt auch Guatemalas Spitzname „Land des ewigen Frühlings“).  Die guatemaltekische Küche ist sehr vielfältig, eine besondere Rolle spielen Mais (maíz) und Bohnen (frijol). Da Guatemala durch ein perfektes Gleichgewicht aus Regen, Sonne und fruchtbarem Boden eine gute Grundlage für Agrarwirtschaft bietet, wird die Küche meist durch frisches Gemüse und frische Früchte abgerundet.

Oft frage ich mich, wie ein Land, das mit solch einem natürlichen Reichtum gesegnet ist, gleichzeitig so viel Armut und Gewalt beherbergen kann. Die Guatemalteken, die ich frage, sprechen meist von mangelnder Bildung, Korruption und Bandenkriminalität, die sich wiederum gegenseitig verstärken. Auch wenn das Reisen auf den gängigen Touristenpfaden grundsätzlich sicher ist und man durch das Beachten von grundsätzlichen Regeln (zum Beispiel nachts nicht alleine durch die Straßen zu laufen, wenige Wertsachen mit sich zu tragen, aber auf jeden Fall ein bisschen Geld mit sich zu führen) auch in der Stadt sicher lebt, (vorausgesetzt man hat die nötigen Ressourcen, z.B. Auto, sicherer Wohnort), sind Gewalt und Armut alltäglich. In dem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, erreicht mich die Nachricht, dass Mitglieder der kriminellen Mara Salvatrucha beim Versuch ein inhaftiertes Mitglied zu befreien, im nahegelegenen Krankenhaus das Feuer eröffnet haben, wobei mindestens sechs Menschen zu Tode kamen.

Mit meinem Blog möchte ich auf keinen Fall davon abschrecken, dieses wunderschöne, so vielfältige Land zu besuchen. Vielmehr möchte ich dazu anregen, eine Reise oder einen Aufenthalt nicht zu naiv anzugehen und Warnungen ernst zu nehmen. Das Zentral-Amerikanische Parlament gibt an Praktikanten ein Handbuch aus, was die wichtigsten Informationen enthält und jährlich von den Praktikanten aktualisiert wird.

 

 

Thomas

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