Ein Abenteuer geht zu Ende

Die letzten sechs Wochen in Usbekistan waren in jeglicher Hinsicht eine äußerst interessante und ertragreiche Zeit für uns, vor allem, weil es die bisher spannendste und exotischste Reise unseres Lebens war. Als wir uns dazu entschlossen hatten, das Praktikum in Usbekistan anzutreten, wussten wir nur sehr wenig von dem Land. Jetzt – sechs Wochen später – haben wir eine Vielzahl an Eindrücken und Erlebnissen sammeln können.

An den Wochenenden machten wir uns auf, das Land zu erkunden: So ging es in die Berge, in die alten Städte Samarkand und Buchara und in die von Taschkent weiter entfernte Museumsstadt Chiwa. Die zahlreichen historischen Baudenkmäler der Städte sind Meisterwerke orientalischer Architektur und garantieren ein reizvolles Ambiente von Tausendundeine Nacht.

20160326_092503Unter der Woche waren wir mit dem Unterrichten am Lyzeum sowie der Unterrichtsvorbereitung beschäftigt. Während unserer Freizeit, haben wir uns mit den sehr an der deutschen Sprache und Kultur interessierten usbekischen Studenten zum Essen, Picknicken, Spazierengehen oder Shoppen auf dem Basar verabredet und haben so eine Menge vom usbekischen Alltag kennengelernt. Schnell ist uns aufgefallen, dass ein bestimmtes Thema die Jugendlichen beschäftigt: Der Unterschied in der Zukunftsplanung der deutschen und usbekischen Studierenden. In Usbekistan ist es nämlich üblich, dass die Eltern den Heiratspartner wählen und vor allem die Mädchen früh heiraten und Kinder bekommen.

Hervorzuheben ist zudem die lebhafte Beteiligung der gesamten Bevölkerung an Feiertagen und Festen. Die Menschen fiebern diesen Tagen nicht nur mit Freude entgegen, sie beginnen mindestens zwei Wochen früher mit aufwendigen und pompösen Feiern.

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Im Zentrum stehen immer gutes Essen, traditioneller Tanz und viel Musik. Wir haben uns davon anstecken lassen, feierten das Navruz-Fest und den 8. März – den Weltfrauentag – mit und versuchten einige der typischen Tanzschritte zu erlernen. Tanzen kann in Usbekistan nämlich jeder! Egal ob Männer, Frauen oder Kinder, es scheint eine von Geburt an vorhandene Fertigkeit zu sein. Die Menschen zeichnen sich dabei stets durch Offenherzigkeit und Gastfreundschaft aus, aber auch durch Interesse an den deutschen Traditionen.

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Wir waren nicht nur begeistert von Land und Leuten, auch der Unterricht am Lyzeum hat uns sehr viel Freude bereitet. Im Vergleich zu einem Praktikum an einer deutschen Schule, das größtenteils aus Hospitationen besteht, konnten wir die Initiative ergreifen und sechs Wochen eigenständig unterrichten. Schnell haben wir einsehen müssen, dass sechs Wochen nicht genügen für eine intensive Arbeit mit den SchülerInnen, zumal diese nur einmal pro Woche Deutschunterricht haben. So ist es schwierig, wenn nicht sogar fast unmöglich gewesen, in dieser Zeit Änderungen für einen geregelten Unterricht zu erzielen. Es ging viel mehr darum, das Interesse der SchülerInnen für die deutsche Sprache zu wecken. Im Mittelpunkt stand die interkulturelle Kommunikation: Unsere Intention war es, den SchülerInnen ein authentisches Deutschlandbild zu vermitteln, mit uns Muttersprachlern als Sprachvorbild. Und tatsächlich sind wir auf neugierige und motivierte Jugendliche gestoßen, die offen für neue Lernmethoden und Lernstrategien waren. Es hat uns immer wieder große Freude bereitet, die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler zu beobachten.

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Wir betrachten das Praktikum als eine wertvolle Lernerfahrung für uns als angehende Lehrerinnen. Neben viel Praxiserfahrung, die wir im Unterricht sammeln konnten, standen wir vor der Herausforderung, einen Weg zwischen unseren gewohnten Unterrichtsvorstellungen und den tatsächlichen Möglichkeiten zu finden. Am Lyzeum gibt es keinen Internetzugang, keine Druck- und Kopiermöglichkeiten. Generell erschien uns vieles in der Organisation sehr langsam und kompliziert und wir hatten oft den Eindruck, dass wir besonders viel Geduld aufbringen müssen. So haben wir gelernt, uns an die Gewohnheiten und Regeln des Landes zu halten, auch wenn man täglich Kontroll- und Überwachungssituationen sowie der Ausgangssperre um 21 Uhr ausgesetzt ist. Wir konnten dieses System oft nicht nachvollziehen, haben so aber ein anderes Gesellschaftskonzept kennengelernt und verstanden, dass wir als Gäste angesehen werden, die es zu beschützen gilt. Trotz dieser Umstände und den für uns gewöhnungsbedürftigen Regeln im Land, war der Aufenthalt in Usbekistan eine bereichernde und empfehlenswerte Erfahrung für uns. Wir haben ein spannendes Land, eine neue Kultur und viele interessante Menschen kennengelernt

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Die Zeit als Praktikantinnen hat uns in unserem Berufswunsch bestärkt und darüber hinaus sind wir besonders dankbar dafür, dass wir uns erstmals als Lehrerinnen im DaF-Unterricht erproben durften.

Wir würden jedem, der Interesse an einem unbekannten Land samt seiner Menschen und Kultur hat, ermutigen, diesen Schritt in die Fremde zu wagen, um eine einmalige Zeit zu erleben.

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Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschieden wir uns nun von Usbekistan sowie von unseren SchülerInnen nach Unterrichtsschluss mit einem singenden „Das war super, das war elegant!“.

Laura, Juliane und Christine

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