Raus aus der Uni, (und wieder) rein in den Schulalltag

Seit Anfang September arbeite ich im Modern Foreign Languages Department in der Endon High School hier in Stoke-on-Trent.
Die Schule ist unglaublich gut organisiert. Ich habe mich von der ersten Minute an super in das Kollegium integriert gefühlt. Sowohl die Hilfsbereitschaft als auch die Freundlichkeit und das Interesse, was mir entgegengebracht wird, ist überwältigend! Besser hätte ich es mir nicht wünschen können. Ich habe das Gefühl, dass das Kollegium hier wirklich ein richtiges Team ist. Das habe ich so noch in keiner anderen Schule erlebt.

Briefing im Kollegenkreis
Morgens findet im Lehrerzimmer immer ein kurzes Briefing statt, an dem alle Kollegen teilnehmen. Es werden dabei wichtige Informationen bezüglich Veranstaltungen, Treffen und sonstigen Terminen gegeben. Ab und zu werden die Mitteilungen auch mal für einen kleinen Scherz genutzt. Und so manch einer bewirkt wahre Wunder, zaubert er doch in Sekundenschnelle ein Lächeln auf die Mehrzahl der Gesichter.
Ausgenommen der Personen, auf deren Kosten der Scherz geht…

So sieht der Schulalltag aus
Nach dem Briefing verbringen die sogenannten ”form tutors“ 20 Minuten mit ihrer “form“. Es gibt hier nämlich keine Klassen in der Art, wie man sie aus deutschen Schulen kennt, und auch keine Klassenlehrer. Stattdessen sind die Schüler innerhalb ihres Jahrgangs in “forms“ eingeteilt. An der Endon High School werden Schüler der Jahrgänge sieben  bis elf unterrichtet, d.h. die Kinder sind zwischen elf und 16 Jahre alt.
Von ihrem jeweiligen form tutor werden sie über aktuelle Termine und Veranstaltungen in der Schule informiert. Auch diskutieren sie aktuelle politische Themen oder lernen etwas fürs Leben in der „learning for life“ session, kurz “L4L“, die immer mittwochs stattfindet. Um 9.10 Uhr beginnt dann die erst Stunde.
Die Schüler haben täglich fünf Stunden à 60 Minuten Unterricht. Zwischen der zweiten und dritten Stunde gibt es eine 15-minütige Pause und nach der vierten Stunde ist eine dreiviertel Stunde ”lunch time”, also Mittagspause, während der viele Schüler in der Kantine Mittag essen, oder ihre selbst mitgebrachten Sandwiches verzehren, oder sich sonst irgendwo auf dem Schulgelände herumtreiben und gegebenenfalls Fußball spielen. Am Nachmittag können sie an verschiedenen AGs teilnehmen. Das Angebot an Arbeitsgemeinschaften (auf englisch ”after school clubs“) ist sehr groß und nicht weniger kreativ! Es gibt beispielsweise AGs für Nageldesign, Origami, Retro Gameboy- und Computerspiele und Freestyle Dancing.

Get the look
Wie in den meisten englischen Schulen, tragen auch die Schüler in Endon Uniformen, inklusive Krawatte (für Jungs und Mädchen!). Das heißt, dass auch die Lehrer nicht in der letzten ausgebeulten Jeans in die Schule kommen können! In der Tat sind Jeans im Schulalltag absolut tabu, auch Jeansröcke. Für die Lehrer gibt es also ebenfalls einen Dresscode und der lautet “formal clothes“, das gilt auch für mich.
Die meisten Kolleginnen tragen Stoffhosen (“smart trousers“), manche tragen aber auch Stoffröcke oder Kleider und dazu jeweils eine Bluse, manchmal mit Blazer oder Cardigan. Einige männliche Kollegen kommen im Anzug in die Schule, die meisten tragen aber lediglich Stoffhosen und dazu ein Hemd und eine Krawatte.

Meine Aufgaben als Teaching Assistant
Jeden Morgen begleite ich zunächst den form tutor einer Gruppe aus Jahrgang 8.
Ich habe immer mal wieder Gelegenheit, verschiedene Fachbereiche innerhalb der Schule kennenzulernen, aber die meiste Zeit verbringe ich im Fremdsprachenunterricht. Die beiden Fremdsprachen, die hier unterrichtet werden, sind Deutsch und Französisch.
In Französisch begleite ich zwei Gruppen aus Jahrgang acht und zwei aus Jahrgang neun. Am häufigsten bin ich jedoch im Deutschunterricht tätig, vor allem arbeite ich mit Schülern aus Jahrgang zehn und elf.

Selten beschränkt sich meine Tätigkeit nur aufs Hospitieren. Meistens gehe ich während des Unterrichts durch den Klassenraum und schaue, wie die Kinder arbeiten und ob sie Hilfe benötigen, ich beantworte Vokabelfragen und inhaltliche Fragen, kontrolliere Arbeitsblätter sowie andere schriftliche Aufgaben. Manchmal betreue ich Kleingruppen oder einzelne Schüler separat, die entweder besondere Förderung brauchen oder aber so gut sind, dass sie schon mal schwierigere Aufgaben bearbeiten können, als der Rest der Gruppe. Ich korrigiere auch gelegentlich Aufsätze oder Hausaufgaben, die eingereicht wurden. Ab und zu darf ich auch selber unterrichten, was ich absolut liebe!
In den letzten Wochen habe ich zudem mit den Elftklässlern sehr viele Sprachübungen in Deutsch gemacht.

Nicht nur mit meinen Kollegen, sondern auch mit den Schülern komme ich super gut klar. Ich freue mich richtig darauf, morgens in die Schule zu gehen und kann mich nicht daran erinnern, wann das mal der Fall war, als ich selber noch Schüler war … Ich bin einfach unglaublich dankbar und sehr glücklich, dass ich mein Auslandspraktikum an dieser High School absolvieren kann!

Der Schultag ist aber dennoch ziemlich lang. Insgesamt bin ich jeden Tag von acht Uhr bis Minimum 16 Uhr aus dem Haus. Wenn ich dann zurückkomme, genieße ich erstmal meinen afternoon tea 🙂

20131023_173345

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.