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Mein Arbeitsalltag in einem mehrsprachigen Kindergarten in London

Liebe Leser und Leserinnen dieses Blogs,

Die Hälfte meines Praktikums habe ich nun hinter mir. Ich habe mich gut in meinen neuen Arbeitsalltag im deutschen Kindergarten in London eingewöhnt und möchte euch nun davon berichten.

Mein Arbeitsalltag in London beginnt um 8 Uhr. Im Kindergarten angekommen, geht es zunächst einmal darum, die Räumlichkeiten für die Kinder vorzubereiten. Der Kindergarten mietet das Gebäude von den Pfadfindern, welche die Räume jeden Abend nutzen. Dies ist hier in England wohl oft üblich, dass Räumlichkeiten von verschiedenen Organisationen genutzt werden. Deshalb müssen alle Spielzeuge, Tische, Stühle usw. täglich aufgebaut und am Nachmittag wieder weggeräumt werden. Dies hat aber auch Vorteile, da das Spielangebot dadurch an die Bedürfnisse der Kinder angepasst werden kann, sodass im Angebot der Spielzeuge Variation möglich ist. Daher ist die erste Aufgabe des Tages: Teppiche auslegen, Spielzeuge aufbauen und Tische aufstellen. Außerdem müssen besondere Tagesaktivitäten, wie beispielsweise das Laternen basteln, vorbereitet werden. Anschließend findet eine kurze Teambesprechung statt. Hier gehen wir noch einmal den Tagesablauf durch, besprechen besondere Aktivitäten oder Vorkommnisse der letzten Tage. Des Weiteren werden Aufgaben verteilt, bei denen ich immer mehr mit einbezogen werde und eigene Aufgaben zugeteilt bekomme.

Ab 8.30 Uhr erreichen die ersten Kinder den Kindergarten. Meine Aufgabe zu diesem Zeitpunkt ist es, die Kinder freundlich zu begrüßen und ihnen den Einstieg in das Spiel zu erleichtern. Die Kinder können während des Freispiels frei entscheiden, wo und mit wem sie spielen möchten. So gibt es beispielsweise einen Bauteppich, eine Puppen- und Verkleidungsecke und eine Spielküche. An den Tischen kann gemalt, gebastelt oder geknetet werden. Meine Hauptaufgabe während des Freispiels ist es, eventuelle Konflikte zu lösen oder einzelne Kinder zu ermutigen, an Spielaktivitäten teilzunehmen.

Um 9.45 Uhr beginnt die Aufräumzeit. Wie bereits erwähnt müssen die Räumlichkeiten wieder auf ihren eigentlichen Zustand gebracht werden. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit den Kindern. Alle Kinder helfen beim Aufräumen, sodass danach ein Stuhlkreis im Raum gestellt werden kann.

Zu Beginn des Stuhlkreises (auch Kinderrunde genannt) suche ich ein Kind aus, welches mit Hilfe einer Glocke den Stuhlkreis einleitet. Dann werden mit den Kindern aktuelle Themen besprochen oder Lieder gesungen. Im letzten Monat haben wir uns viel mit der Jahreszeit Herbst und St. Martin beschäftigt.

Um 10.30 Uhr gehen wir dann zur Frühstückszeit über. Ich sitze dabei mit einer kleineren Kindergruppe am Tisch. Es geht für mich erst einmal darum, den Kindern beim Frühstück als Ansprechpartner zu dienen und Hilfe zu geben. Ab und zu müssen die Kinder ermutigt werden, ihr mitgebrachtes Essen zu sich zu nehmen, damit sie genug Kraft für den weiteren Vormittag haben.

Ein Schwerpunkt des Kindergartens ist die Naturpädagogik. Daher verbringen die Kinder täglich mehrere Stunden im Garten – bei jeder Witterung. Deshalb heißt es gegen 11 Uhr: Anziehen für das Spielen im Garten! Matschhose, Gummistiefel, Regenjacke, Mütze und Schal sind zu dieser Jahreszeit ein Muss!

Im Garten gibt es viele Aktivitäten, an denen die Kinder teilnehmen können: eine Werkbank, ein Klettergerüst und viele weitere Outdoor-Spielzeuge. An manchen Tagen gibt es auch Gruppenaktivitäten oder Bastelaktionen. Jeder der Erzieher übernimmt hier einen Teil der Aufsicht. Daher sind meine Aufgaben beispielsweise die Aufsicht an der Werkbank und das Lehren des richtigen Umgangs mit Werkzeug.

Da der Kindergarten über einen sehr großen Garten verfügt und dieser nicht in jede Richtung von Zäunen umgeben ist, ist es umso wichtiger, dass wir Erzieher uns gut aufteilen und die mit Absperrband versehenen Ausgänge des Gartens im Blick haben. Die Kinder kennen diese roten Absperrbänder und wissen, dass diese als „Stopp-Symbol“ dienen.

Ab 12.30 Uhr beginnt die Abholzeit. Viele Kinder bleiben jedoch auch nachmittags in dem Kindergarten. Um 12.45 Uhr gehe ich deshalb mit einer anderen Erzieherin und den Kindern  rein zum Mittagessen. Dann heißt es wieder: Umziehen! Matschhose, Gummistiefel und Regenjacke ausziehen!

Beim Mittagessen ist meine Aufgabe ähnlich wie beim Frühstück. Ich bin für einen Tisch eingeteilt und gebe Hilfestellung beim Essen. Glaubt mir, es ist nicht unbedingt einfach, dass das Essen auch im Mund der Kinder landet!

Anschließend gehe ich mit einer kleinen Kindergruppe in die „Ruhephase“. Dies ist eine kleine Pause, die die Kinder nutzen können, um sich zu erholen oder auch einen Mittagsschlaf zu halten. Ich lese hier zumeist Geschichten vor, um eine ruhige Atmosphäre zu schaffen.

Da ich mich in einem Naturkindergarten befinde, geht es danach wieder ab in den Garten. Gummistiefel, Matschhose, Regenjacke wieder an! Wieder helfe ich den Kindern dabei und gehe dann mit zur Aufsicht in den Garten.

Um 16 Uhr endet mein Arbeitstag und ich gehe in den Feierabend.

 

Was ist nun anders im Gegensatz zu einem Kindergarten in Deutschland?

Zunächst einmal haben die Kinder verschiedenste Hintergründe, warum sie in London leben, wo sie geboren sind und welche Sprachen ihre Eltern sprechen. Einige Kinder sprechen mehr Deutsch als Englisch, einige mehr Englisch als Deutsch. Alle wachsen zweisprachig auf, manche sogar dreisprachig. Die sprachliche Entwicklung der Kinder ist  somit ein wesentlicher Fokus in dem Kindergarten.

Die Kinder werden zweisprachig erzogen. Manche Erzieherinnen sprechen nur Deutsch, andere nur Englisch mit den Kindern. Dies ist konkret festgelegt und wird konsequent beibehalten. Ich spreche mit den Kindern Deutsch. Zweimal pro Woche gibt es nach dem Frühstück ein besonderes Angebot zur Sprachförderung. Begleitet von einer Erzieherin und einer Handpuppe, lernen die Kinder auf spielerische Weise, sich in der jeweiligen Sprache zu verständigen.

Auch in der Kommunikation mit den Eltern muss ich flexibel sein. Einige Elternteile sprechen kein Deutsch. Auch Elternabende werden auf Englisch gehalten und mit einer deutschen PowerPoint-Präsentation unterstützt. Des Weiteren gibt es einmal monatlich einen Newsletter an die Eltern, der sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch herausgegeben wird.

Obwohl es ein deutscher Kindergarten ist, hat die englische Sprache somit einen sehr großen Stellenwert.

Auch kulturell ist der Kindergarten vielseitig. Aufgrund der vielen Kulturen, die sich in dem Kindergarten zusammenfinden, werden nicht nur deutsche Feste gefeiert. So können Eltern aus anderen Kulturen ihre Feste in den täglichen Stuhlkreisen vorstellen. Somit lernen die Kinder viele Feste und Kulturen kennen.

So, das war es erstmal soweit! Natürlich gibt es noch weitere Aktivitäten, die an den jeweiligen Wochentag gebunden sind (Beispielsweise ist am Freitag der „Naturtag“, bei dem wir den ganzen Tag im Garten verbringen). Ich lerne dabei viel über die frühkindliche Erziehung. Besonders die Naturpädagogik und die bilinguale Erziehung sind Schwerpunkte, die für mein Lehramtsstudium sehr hilfreich sind. Auch meine Sprachkenntnisse haben sich seit meinem bisherigen Aufenthalt in London stark verbessert.

Anbei noch ein Foto von einer gemeinsamen Aktivität mit den Kindern, bei der aus Fuß- und Handabdrücken ein lustiges Rentier entstanden ist.

 

Bis zum nächsten Blog-Eintrag!

Lukas

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