Mein Arbeitsalltag an der EOI Lugo

Seit einem halben Jahr arbeite ich jetzt schon an der Escola Oficial de Lenguas in Lugo als Sprachassistentin für Deutsch als Fremdsprache. In dieser ganzen Zeit hat sich mein Arbeitsalltag trotz gleicher Arbeitszeiten sehr verändert, da ich jeden Tag etwas dazulerne, auch jetzt nach der schon relativ langen Zeit noch.

Zunächst zu den EOIs in Spanien an sich – anders als in Deutschland gibt es hier „offizielle Sprachschulen“, an denen jeder ab 14 Jahren für einen sehr geringen selbst zu leistenden Beitrag Sprachen lernen kann. An der EOI Lugo werden sieben Sprachen angeboten: Englisch, Französisch, die Landessprache Galicisch, Italienisch, Portugiesisch, Deutsch und sogar Chinesisch.

Marie-Kopp-Photo-5Mein Stundenplan umfasst zwölf Wochenstunden, von denen ich in unseren elf Lerngruppen jeweils eine Stunde in der Woche arbeite und eine Stunde in unserer Abteilung verbringe. Die besteht neben unserem Chef, einem der wenigen Männer an der Schule insgesamt, noch aus vier weiteren Lehrerinnen. Nur zwei von ihnen allen sind übrigens nicht in deutschsprachigen Ländern aufgewachsen, sondern haben Deutsch erst später gelernt, alle anderen haben ihre Kindheit und Jugend in Deutschland bzw. in der Schweiz verbracht.

Unter „meinen“ Deutschlernenden ist von Schülern, Studenten und Rentnern bis Arbeitsuchenden, von Jung bis Alt alles dabei, weshalb der Unterricht immer äußerst abwechslungsreich und interessant ist. Die Schule ist daher eine Art Treffpunkt der Stadt und Gesellschaft und Zentrum des Austauschs zwischen allen Altersstufen. Im Unterricht ist es, denke ich immer für uns alle eine Bereicherung, wie die Schüler zusammenarbeiten und wie gut er funktioniert, obwohl ich als Lektorin noch so viel jünger bin als der Großteil meiner Schüler. So lernen wir alle etwas voneinander, was eine wirklich tolle Erfahrung ist.

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Nebenan: Das Konservatorium und die Tanzschule

Anfangs war meine Arbeit zugegeben jedoch aus mehreren Gründen etwas schwierig: Zunächst mussten wir uns alle erst einmal aneinander gewöhnen, was aber nach relativ kurzer Zeit bis auf ein paar Kleinigkeiten hier und da kein Problem mehr war. Zweitens ist die Sprachassistenz für mich die erste Erfahrung als Lehrerin überhaupt und speziell mit dem Bereich Deutsch als Fremdsprache hatte ich mich bis auf ein Vorbereitungsseminar für ein Praktikum an der WWU noch nie beschäftigt. So war es für mich eine Herausforderung im doppelten Sinne, an der EOI zu lehren: Einerseits musste ich erst die Planung und Durchführung der Stunden einerseits, also den typischen Lehreralltag, lernen, andererseits aber auch die DaF-Didaktik, speziell in Spanien, lernen. Mittlerweile komme ich mit beidem recht gut zurecht, auch dank meiner „Mentoren“, also der Lehrer, die mir immer super helfen und Tipps geben.

Eine ganz essentielle Umstellung für mich war am Anfang auch der Tagesablauf – da ich meist morgens und nachmittags bzw. abends Unterricht habe, musste ich mich erst an den spanischen Tag gewöhnen. Die erste Stunde fängt schon mal um 10 Uhr an und die letzte geht bis halb 10 am Abend. Natürlich habe ich Pausen zwischendrin und eine lange (spanische) Mittagspause, der Unterricht geht immer erst um 17.30 Uhr weiter, trotzdem war es anfangs eine große Umstellung von Essens-, Schlafens- und nicht zuletzt der Arbeitszeiten, also die Zeit, in der ich die nächsten Stunden vorbereite. Doch auch daran habe ich mich ganz gut gewöhnt, mittlerweile ist eine kurze Siesta meistens Teil meines Arbeitstages.

Marie-Kopp-Photo-8Neben dem normalen Arbeitsalltags veranstaltet die EOI auch spezielle Tage, die deutsche Abteilung ist beispielsweise traditionell für – wie könnte es anders sein – die Weihnachtsfeier vor den Ferien verantwortlich, an der sich Schüler und Lehrer mit Aktivitäten, im letzten Jahr Singen und Basteln, ein Quiz und natürlich Essen und Trinken (Glühwein!), beteiligen. Vor den Osterferien bzw. der Heiligen Woche (Semana Santa) findet außerdem jedes Jahr eine Xornada de Cultura, ein Kulturtag, statt, der dieses Jahr dem Comic gewidmet war. Alle Departamentos haben eine Menge interessanter Veranstaltungen, Diskussionen und Aktivitäten angeboten, bei denen wir alle etwas gelernt haben. Wer wusste zum Beispiel, dass Wilhelm Busch der „Urvater“ des modernen Comics ist?! In diesem Sinne: Dieses war der zweite Streich, doch der nächste folgt … bald!

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