‚Dushi‘ hört man hier auf Curacao fast in jedem Satz. Es bedeutet soviel wie ‚schön‘, wird aber auch als Ansprache vor allem von Kindern und Frauen verwendet. Obwohl Niederländisch die offizielle Amtssprache der Karibikinsel ist, sprechen die Insulaner untereinander primär Papiamentu. Dies ist eine Kreolsprache, die sich aus Elementen des Englischen, Spanischen, Portugiesischen und verschiedenen afrikanischen Sprachen zusammensetzt.
Um kurz den Ursprung dieser Sprache zu erklären, muss auf die Geschichte der Insel geblickt werden, welche auch heute noch eindeutig im Bild der Insel zu erkennen ist. Im 15. Jahrhundert kamen zunächst die Spanier nach Curacao, wobei diese die Ureinwohner (Arawak) als Zwangsarbeiter auf‘s Festland gebracht haben. Bis 1634 war die Insel spanisch. Dann wurde sie von einer Expedition der Niederländischen Westindien-Kompanie (WOC) erobert. Dabei wurde Curacao das Zentrum des Sklavenhandels in der Karibik und blieb es bis ins 18. Jahrhundert. Zwischenzeitig – während der napoleonischen Kriege – war Curacao britisch. Erst am 1. Juli 1863 wurde die Sklaverei von der Niederlande abgeschafft. Doch an einigen Stellen, ist noch heute die grauenvolle Vergangenheit zu erkennen. So zum Beispiel auf der Nachbarinsel ‚Klein Curacao‘. Hier wurden von der WOC kranke Sklaven unter Quarantäne gestellt und dort auch ggf. begraben. Die Quarantänestation ist dort heute noch zu sehen. Aber auch die Häuser im Kolonialstil, die ehemaligen Landhäuser auf der ganzen Insel und die Handelskade in Willemstad, erinnern an diese Zeit und den großen Einfluss der Niederlande.
Seit 2005, nach einem Referendum, hat Curacao den Status eines autonomen Landes im niederländischen Königreich. Somit ist Curacao heute ein eigenständiges ‚Bundesland‘ im Königreich der Niederlande. An dieser Stelle genügt es mit dem Blick in die Vergangenheit der Insel, ist aber nicht zu vergessen. Aber auch gegenwärtig merkt man noch deutlich die Anwesenheit der Niederländer. So befand ich mich während der Fußball-EM auf der Insel, sodass ich noch bei zwei Fußballspielen beim Public-Viewing dabei sein konnte. Dabei fühlte es sich so an als wäre die ganze Insel in Orange gehüllt und feuerte die ‚Elftal’ an.
Optisch sind mir gleich mehrere Unterschiede unmittelbar nach meiner Ankunft aufgefallen. So sehen die Ampeln genauso aus wie in den Niederlanden (schwarz-weiß gestreift) und es gibt genauso viele Kreisverkehre.
Bunte Häuser
Jedoch gibt es hier fast ausschließlich bunte Häuser. Diese Farbenvielfalt prägt das Bild der Insel und spiegelt die Lebensfreude der Insulaner wider. Bisher habe ich noch kein Land besucht, in dem die Menschen auch auf der Straße so offen und freundlich zu Fremden waren. So wird man auf der Straße einfach mit ‚Bon dia dushi, hoe gaat het‘ begrüßt. Wobei dabei berücksichtigt werden sollte, dass ich hier als blonde, weiße Frau in vielen Ecken noch eine Besonderheit bin. Unangenehm ist es jedoch, wenn man auf der Straße läuft oder im Auto sitzt und angehupt wird. Im Vorfeld meiner Reise wurde ich darauf hingewiesen, dass Curacao auf Grund von Drogenhandel in einigen Gegenden nicht ungefährlich ist und diese deshalb gemieden werden sollten. Wenn man sich von diesen Gegenden fernhält, kann man sich aber an den anderen Teilen der Insel sicher fühlen. Im Dunkeln bin ich dennoch nie alleine unterwegs.
Curacao ist eine absolute Autoinsel. Fahrrad- oder Fußgängerwege sind hier eine Seltenheit. In den ersten drei Wochen habe ich maximal vier Personen auf einem Fahrrad gesehen – ganz ungewöhnlich in einem Land, welches zur Niederlande gehört. Der Verkehr unterscheidet sich auch ein wenig zu dem, woran ich aus Deutschland gewöhnt bin. Es gibt kein Rechts-vor-Links, die Autos sind rücksichtsloser unterwegs und die Straßen haben massenhaft Schlaglöcher, weshalb ein ‚lekke band‘ hier fast täglich auf der Straße zu sehen ist. Ich hatte im Laufe meines Aufenthaltes auch zweimal das Vergnügen.
In Hinblick auf Landschaft, Flora und Fauna, bin ich immer wieder überrascht, vor allem, weil ich vieles auf meinen bisherigen Reisen noch nicht gesehen habe. Dazu zählen zum Beispiel Leguane, Schweine am Strand, wildlebende Flamingos, Pelikane, Meeresschildkröten, Papaya- und Mangobäume, Kokospalmen und sehr viele Kakteen.
Kokomo Beach und Leguan | Kokospalme |
Anders als erwartet ist der hügelige Westen der Insel sehr grün, obwohl es hier kaum regnet. Zudem gibt es viele Straßenhunde, die an jeder Ecke anzutreffen sind und wo man aufpassen muss, dass sie nicht einfach auf die Straße rennen.
Sonnenaufgang über dem Christoffel Park im Westen der Insel |
Straßenhunde beim Supermarkt |
Aber einfach traumhaft sind die zahlreichen weißen Karibikstrände mit kristallklarem, türkisfarbenem Wasser.
Playa Porto Maria |
Untergebracht bin ich in einem Studentenhaus in Otrobanda, in unmittelbarer Nähe zur berühmten ‚Pontjesbrug‘ in Willemstad. Das Viertel zeichnet sich durch viel Streetart aus.
Streetart in Otrobanda |
In dem Haus wohnten bei meiner Ankunft 16 weitere ‚stagiere‘, ‚vrijwilligers‘ und ‚jobber‘, die z.T. schon fünf Monate auf der Insel waren. Im Laufe der ersten drei Wochen flogen viele nach Hause, sodass wir nun nur noch zu siebt sind. Was mir vor meiner Reise nicht bewusst war, ist, dass Curacao von vielen jungen Niederländern besucht wird um zu feiern. Somit ist der Großteil der anderen hier ist um einiges jünger als ich und ist immer sehr motiviert auszugehen. Einen Abend ging ich zum Beispiel mit ins Kino, wo ich bereits weitere Unterschiede zu Deutschland erkannte. Anders als bei uns gab es dort nicht nur Nachos und Popcorn zu essen, sondern auch Saté-Spieße, Hotdogs oder Chickenwings. Zudem war das Popcorn ausschließlich salzig.
Menu im Kino
In unserem Haus haben wir aber auch einige Haustiere, dazu zählen Kakerlaken, Geckos, Ameisen und zwei Ratten – letztere wurden Remi und Emil getauft. Besonders die Kakerlaken und Ratten waren sehr ungewünschte Gäste, gegen die nun auch durch einen Kammerjäger vorgegangen wird. Bedingt durch das Klima ist es nicht ungewöhnlich Kakerlaken im Haus zu haben.
Hiermit sollte nun ein erster Eindruck entstanden sein, davon wie es hier auf Curacao ist. Wie sich mein Praktikum in der Übermittagsbetreuung einer Schule gestaltet, werde ich im nächsten Artikel nähere beschreiben.
Ayo, Lina.
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