Seit zwei Monaten befinde ich mich nun in Ennistymon, einer irischen Kleinstadt im County Clare nahe der Westküste. Hier absolviere ich den zwölfwöchigen Auslandsaufenthalt, welchen ich aufgrund meines Englischstudiums benötige. Ich verbringe diesen im Rahmen eines Schulpraktikums an der Mol an Óige Community National School.
Die Schule ist fußläufig ungefähr 10 Minuten von unserer Unterkunft entfernt, welche ich mir mit Charlotte und Tabea, zwei weiteren Studentinnen der Uni Münster, teile. Die Unterkunft ist nicht nur was die Lage angeht ein richtiger Glücksgriff – auch bezüglich der Miete haben wir einen Schnapper getätigt und noch dazu ist sie sehr gemütlich. Was man allerdings über Irland wissen sollte, ist, dass die Häuser hier deutlich schlechter isoliert sind als in Deutschland. Bei uns wird mit Gas geheizt und die Nebenkosten, welche anfallen können, sind erschreckend hoch. Aus diesem Grunde haben wir das Heizen auf ein Minimum heruntergefahren. Glücklicherweise ist das Klima hier auch milder und so stellt uns das nicht vor Problematiken, welche nicht mit warmen Klamotten (und der Zwiebeltechnik, i.e. ihrer Schichtung) bekämpft werden könnten. Generell würde ich jedem, der die Winter- und Frühlingsmonate in Irland verbringt, zu warmer und funktioneller Kleidung raten. Regenjacke, Regenhose, ein warmer Mantel und Wanderschuhe leisten beste Dienste. Das Wetter ist hier sehr wechselhaft, es ist häufig windig. Dies führt allerdings auch dazu, dass es nie lang grau und verhangen ist, die Sonne immer mal wieder hervorblitzt und die Schönheit der Landschaft beleuchtet. Die Gegend, in der wir uns befinden ist, ist nämlich wirklich wunderschön – sehr hügelig, extrem grün und bewaldet, mit vielen altertümlich anmutenden Mauern, Ruinen und einigen Felsen. Durch Ennistymon fließt der River Inagh, ein Fluss, welcher auch direkt hinter unserem Häuschen verläuft. Ihn überqueren wir auf dem Schulweg und er trägt dazu bei, die Kleinstadt noch ein wenig schöner erscheinen zu lassen. Ennistymon ist ein niedlicher Ort, die Häuser haben bunte Fassaden und es gibt die wasserfallähnlichen Cascades, die Stromschnellen des Rivers. Außerdem gibt es mehrere Pubs (Cooley’s House bietet jeden Freitag Live-Musik :)) und glücklicherweise einen Aldi. Lebensmittel sind hier deutlich teurer als in der Heimat, der ebenfalls im Städtchen gelegene SuperValu wird deshalb kaum von uns aufgesucht, der Aldi ist günstiger und gut sortiert.
Die Mol an Óige CNS ist eine Grundschule mit integriertem Kindergarten. Letzterer wird von den Junior and Senior Infants besucht. Daran schließen sich die 1.-6. Klasse an, der Schulwechsel erfolgt hier erst danach. Mol an Óige ist eine Steiner Schule, das bedeutet sie unterrichtet entsprechend der Waldorf-Pädagogik – die Herangehensweise an das Unterrichten der Kinder unterscheidet sich deswegen stark von meiner eigenen Grundschulzeit. Naturverbundenheit und händische Tätigkeiten werden großgeschrieben, die Fächer sind weniger klar voneinander getrennt und der Alltag erscheint mir deutlich flexibler. Tabeas, Charlottes und mein Schulalltag gestaltet sich wie folgt: 9 Uhr Schulbeginn, 15 Uhr Schulschluss, zwischendurch mindestens eine Stunde Aufenthalt im Freien mit den Kids. Ich bin in der ersten und zweiten Klasse eingesetzt, welche auch zusammen in einem Raum unterrichtet werden. Es gibt nicht nur einen Klassenlehrer, sondern auch eine SNA (Special Needs Assistant), welche beide durchgehend anwesend sind. Zusätzlich werden die Kinder ab und an aus dem Unterricht geholt und bekommen eine Einzel- oder Kleingruppenbetreuung durch weitere SNAs oder die stellvertretende Schuldirektorin. Letztere besucht unseren Klassenraum regelmäßig, um die Erstklässler*innen zu unterrichten, während sich der Klassenlehrer parallel den Zweitklässler*innen widmet. Um 11 Uhr erfolgt die Lunchbreak, hierbei werden die Hot Lunches, welche täglich geliefert werden, an die Kinder verteilt. Ich bekomme auch einen und habe dann eine halbstündige Pause :). Vor der Lunchbreak meditieren die Kinder, danach geht es in der Regel nach draußen in die Natur, eine Routine die bis jetzt nur an Feiertagen aufgebrochen wurde – oder dienstags, weil die Kinder da anstelle eines Spaziergangs Gymnastics in der örtlichen Turnhalle haben. Im Klassenzimmer unterstütze ich den Lehrer so gut ich kann. Dies erfolgt beispielsweise durch einfaches Herumgehen und Beantworten der anfallenden Fragen, durch die Betreuung von Kindern, welche ein wenig mehr Hilfe benötigen oder durch die Übernahme einer Mathe- oder Häkelstation. In den Pausen oder bei den Spaziergängen hat man ebenfalls ein Auge auf die Kinder und deswegen meist gut zu tun, die Zeit fliegt vorbei.
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