In meinem Masterstudium der Lebensmittelchemie ist ein Praktikum vorgesehen, welches man in der Industrie oder in der Forschung absolvieren kann. Ich habe die Chance genutzt und mein Praktikum mit einem Auslandsaufenthalt verbunden. Mein Praktikum absolviere ich bei einer Forschungsgruppe an der Pharmazie Fakultät der Gent Universität, dabei wird die Forschungsgruppe von zwei Professorinnen geleitet. Das Forschungsgebiet bezieht sich auf Mykotoxin-Analyse in verschiedene Getreideprodukte, sowie in Serum, Urin und Blutproben echter Patienten um die Mykotoxin Exposition vor allem in ärmeren Ländern zu untersuchen.
Nach der Zusage der Professorin habe ich mich an der Gent Universität beworben und wurde nach Einreichen aller Dokumente als international Student anerkannt. Neben dem Wunsch eines Auslandsaufenthaltes wollte ich auch gerne mehr über die Arbeit eines Doktoranden erfahren, da ich mir persönlich eine Promotion in Zukunft vorstellen kann. Dabei werde ich finanziell von Erasmus+ unterstützt und kann so meine Erfahrungen sammeln. Für meine Zeit im Labor werde ich von einem Supervisior, also einem Doktoranden gecoacht und helfe ihm bei seinen Projekten. In erster Zeit war meine wichtigste Aufgabe die Organisation von gesammelten Proben für die nachfolgenden Analysen. Außerdem habe ich mich einfach auch bei anderen Doktoranden vorgestellt und meine Hilfe und Begeisterung angeboten, sodass ich verschiedene Arbeitsweisen kennenlernen konnte. Jede Woche gab es ein Meeting, wo jeder seine Fortschritte und Aufgaben vorstellte und wo auch ich von meinen bisherigen Eindrücken und Aufgaben berichten sollte. Da die meisten PhDs und Postdocs aus dem Ausland kommen, war die Arbeitssprache im Labor Englisch und ich konnte dadurch meine Englischkenntnisse sehr verbessern. Ein eigenes Projekt habe ich zwar nicht bekommen, aber mein Supervisior und auch einige andere PhDs haben mich mit der Zeit viel alleine machen lassen und auch meine Erfahrungen und Ideen sehr zu schätzen gewusst.
Ein typischer Alltag in dem Labor sieht folgendermaßen aus: Um kurz vor 9 Uhr trage ich mich ein und gehe mit meinem Laptop zum Schreibtisch. Dort kontrolliere ich zuerst immer meinen Mail-Eingang und beantworte neue E-Mails. Danach geht es meistens zu meinem Supervisior, mit dem ich die To Dos und Termine bespreche. Da ich kein eigenes Projekt habe, musste ich bei der Probenaufarbeitung immer Rücksprache mit meinem Supervisior halten, um Unstimmigkeiten oder meine Vorschläge zu vereinbaren. Am Nachmittag bereite ich die Proben fertig für die Analyse auf, wonach diese dann mittels LC-MS/MS meistens über Nacht analysiert werden. Zwischendurch wird immer mit den Kollegen gequatscht oder ich nehme bei einem internationalen Meeting teil, es werden neue Projekte besprochen oder einfach ein Update des jetzigen Projekts gegeben. Manchmal stößt man jedoch auf Fehler in der Datenauswertung und dann setze ich mich mit meinem Supervisior zusammen und wir besprechen, welche Verbesserungen und Methodenvalidierung dann als nächstes anstehen.
Viele der PhDs und Postdocs in dem Labor arbeiten vor allem an der Mykotoxin Belastung und die Auswirkung auf den Menschen. Dabei sind die zu untersuchenden Proben ganz verschieden und so auch die Aufarbeitungs- und Analyse-Methoden. Da die Mykotoxine Metaboliten von Pilzen wie Aspergillus-, Fusarium- und Penicillium- Spezies sind und das Problem der Entstehung vor allem in Afrika sehr präsent ist, hat das Labor viele Kollaborationen mit Organisationen und Universitäten aus Afrika. Das hat mich sehr beeindruckt und die Wichtigkeit der Forschung nochmals gezeigt, sodass ich mir gut vorstellen kann später in dieser Richtung zu promovieren.
Lassen Sie einen Kommentar da