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Yogyakarta mit allen Sinnen erleben

„Wie ist es in Indonesien?“ Immer wieder wird mir diese Frage von Familie und Freunden gestellt, seitdem ich in Yogyakarta bin. Die Antwort fällt mir schwer. Zum einen kann ich keine umfassenden Aussagen über „Indonesien“ oder „die Menschen in Indonesien“ treffen, weil ich in einem so kleinen Teil von diesem so großen Land bin. Zum anderen, weil hier in Yogyakarta (Jogja) tagtäglich neue Eindrücke auf mich einprasseln, die ich zu ordnen versuche.

Letzte Woche habe ich mit den Studierenden in der Uni eine Einheit zum Thema „Lernen mit allen Sinnen“ durchgeführt. Im Grunde genommen passt diese Überschrift auch zu meinem Aufenthalt hier: Jeden Tag sehe, höre, rieche, schmecke, fühle ich etwas Neues. Besonders viele Eindrücke auf einmal erlebe ich bei den alltäglichen Rollerfahrten – Roller sind hier das Hauptverkehrsmittel und dank der grandiosen App „Gojek“ kann man sich jederzeit ein Rollertaxi bestellen und ist im Nullkommanichts (naja, je nach Verkehrslage) an seinem Ziel. Während mir der Wind ins Gesicht pustet, werde ich von Sinneseindrücken überschüttet. Straßenstände und einfache Imbisse (Warungs) reihen sich an superhippe Cafés mit integriertem Workspace und riesige Shoppingmalls, fröhlich wirkende Straßenmusiker stehen am Straßenrand, Menschen fahren alleine, zu zweit oder auch mal zu viert (!) Roller. Es riecht abwechselnd nach Nasi Goreng, Abgasen, Indomie (sehr beliebte Instantnudeln, die nicht nur im Supermarkt, sondern oft auch im Warung zu erwerben sind) und der gewöhnungsbedürften Durian-Frucht, die es an jeder Straßenecke gibt und die man mindestens bis zur nächsten Straßenecke noch riecht. Zudem ertönen Muezzin-Rufe von allen Seiten, mal einstimmig, mal etwas schräg mehrstimmig, vor allem aber wahnsinnig laut. Die Geräuschkulisse ist hier ohnehin enorm – ob im Verkehr, Shoppingmalls, in Restaurants oder Bars. Die Dauerbeschallung scheint die Menschen hier aber nicht zu stören oder aber sie besitzen die Fähigkeit, sie auszublenden. Das würde ich auch gerne können! Sowieso kann man sich hier einiges abgucken, insbesondere die nahezu unerschöpfliche Freundlichkeit und Höflichkeit der Leute in Jogja. In beinahe jeder Situation schenken sie mir ein Lächeln, sind hilfsbereit, respektvoll, zurückhaltend und geben dem Ausdruck „guter Service“ eine ganz neue Dimension. Bei der Wäscherei meines Vertrauens werde ich direkt beim zweiten Besuch mit Namen begrüßt. Obwohl mein Name mit jedem Mal einer Änderung unterliegt (Mareike – Meike – Meiky – Meky), bin ich begeistert von dieser Art der Aufmerksamkeit. Und wie sich alle freuen, wenn man versucht, ein paar Wörter oder Sätze auf Indonesisch zu sagen! Die Studierenden strahlen um die Wette, wenn ich von dem leckeren indonesischen Essen (mein Favorit: Lotek!) spreche und die Gojekfahrer lachen sich regelmäßig kaputt, wenn ich mit „Kiri! Lurus! Kanan!“ versuche, die Fahrtrichtung anzugeben. Am Ende der Fahrt ist es dann nicht unüblich, dass man um ein Selfie gebeten wird. Auch gut möglich, dass das Selfie dann bei Instagram landet. Social Media spielen hier eine extrem wichtige Rolle und Selfies zu schießen und zu posten gehört hier offensichtlich zum Alltag. Schon etwas anstrengend, ständig von Menschen belagert zu werden, die unbedingt ein Selfie mit mir machen möchten oder es einfach ungefragt tun – aber das passiert im Alltag deutlich weniger als an touristischen Orten wie dem Sultanspalast oder dem beeindruckenden buddhistischen Tempel Borobudur.

Stichwort Alltag: Genau das ist es, was ich in meiner viel zu kurzen Zeit in Jogja so unglaublich genieße – mich nicht als Touristin zu fühlen, sondern als Teil des alltäglichen, irgendwie aufregenden und doch angenehm unaufgeregten Geschehens.

Mareike

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